Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
B4BSCHWABEN.de: Das Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft wird voraussichtlich – bei aktuellem Kurs – bis 2030 auf durchschnittlich 0,3 Prozent sinken. Mit welchen konkreten Maßnahmen planen Sie und Volt, das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln?
Anna Schwarzmann: Deutschland braucht einen Innovationsturbo, um sein wirtschaftliches Potential auszuschöpfen. Volt setzt auf eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik und gezielte Förderung von Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung, erneuerbaren Energien und nachhaltiger Mobilität, z. B. durch steuerliche Absetzbarkeit von Forschung und Entwicklung. Strategische Investitionen in diese Bereiche schaffen hochwertige Arbeitsplätze und machen Deutschland fit für die Zukunft.
Ein zentraler Standortfaktor sind bezahlbare Energiepreise. Volt setzt sich für die Senkung der Energiesteuer und eine Reduzierung der Netzentgelte ein, um Unternehmen und Verbraucher zu entlasten. Gleichzeitig ist ein starker EU-Binnenmarkt entscheidend, denn deutsche Unternehmen profitieren von der gemeinsamen wirtschaftlichen Basis, die den Handel erleichtert und Kosten senkt. Wir setzen uns für den Abbau von Hemmnissen grenzüberschreitender Unternehmenstätigkeit ein, wie z. B. durch die Schaffung eines leistungsfähigen EU-Kapitalmarktes und einen einheitlichen Rechtsraum für europäische Unternehmen.
Auch eine gerechte Steuerpolitik spielt eine Schlüsselrolle: Durch eine gezielte Entlastung der Bürger*innen wird die Kaufkraft gestärkt, was nachhaltige Nachfrage und wirtschaftliche Dynamik fördert. Zudem setzt sich Volt für die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen und Investitionen in Zukunftsbranchen ein. Diese Maßnahmen sorgen für mehr wirtschaftliche Resilienz und schaffen langfristig stabile Impulse.
Aufgrund des demografischen Wandels werden bis 2037 schätzungsweise mehr als 600.000 Beschäftigte den Arbeitsmarkt rentenbedingt verlassen. Wie wird Volt diesem akuten Fachkräftemangel entgegenwirken?
Volt setzt auf drei zentrale Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: eine bessere Arbeitsmarktintegration für Menschen, welche dem Arbeitsmarkt aktuell aus strukturellen Gründen nicht zur Verfügung stehen, lebenslange Qualifizierung und gezielte Fachkräftezuwanderung.
Um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen, setzt sich Volt für den Ausbau von Kinderbetreuung, Pflegeeinrichtungen und flexiblen Arbeitszeitmodellen ein. So können insbesondere Frauen, ältere und behinderte Menschen leichter am Arbeitsleben teilhaben. Gleichzeitig stärken wir Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme nach dem Vorbild Finnlands, wo staatliche Förderung und die Einbindung von Arbeitgebern eine zukunftsfähige Workforce sichern.
Neben inländischen Potentialen erleichtert Volt die Fachkräftezuwanderung durch schnellere Anerkennung ausländischer Qualifikationen und ein digitales, effizientes Matching zwischen Unternehmen und Arbeitskräften. Berufsausübung soll ab Tag eins der Einreise möglich sein. Mehr Angebote zum Deutschlernen sowie Ausbildungsmöglichkeiten in weiteren Sprachen helfen Migrant*innen, schnell in den Arbeitsmarkt einzusteigen.
Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands leidet aktuell unter mehreren Faktoren, beispielsweise der hohen Bürokratielast gepaart mit unzureichender Digitalisierung. Werden Sie und Volt sich für einen Bürokratieabbau einsetzen? Wenn ja, in welcher Form?
Ja, Volt setzt sich für den Abbau bürokratischer Hürden und eine umfassende Digitalisierung der Verwaltung ein. Die Digitalisierung bietet die Chance, Verwaltung neu zu denken. Ein zentrales Digitalministerium soll die digitale Transformation steuern und moderne, benutzerfreundliche Verwaltungsdienstleistungen vorantreiben.
Ein entscheidender Hebel ist das „Once-Only“-Prinzip: Daten müssen nur einmal erfasst und können zwischen Behörden digital geteilt werden, um Prozesse zu beschleunigen. Zudem wollen wir Genehmigungsverfahren, etwa für Bauprojekte, vereinfachen und Berichtspflichten, beispielsweise im Lieferkettengesetz, praxisgerechter gestalten. Die so entlasteten Unternehmen haben neue Freiräume, die in unternehmerische Kernkompetenzen und Innovationen investiert werden können.
Auch der Datenschutz soll effizienter werden. Finnland zeigt mit seinem zentralen Datenschutzregister, wie Unternehmen datenschutzkonform und unbürokratisch arbeiten können. Eine moderne Verwaltung wird so vom Standortnachteil zum Standortvorteil und stärkt die Innovationskraft deutscher Unternehmen.
Auch die Höhe der Unternehmenssteuer spielt für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Mit knapp 30 Prozent liegt Deutschland hier über dem Durchschnitt (Vergleichswert EU: circa 21 Prozent). Welche Maßnahmen plant Volt, um Unternehmen in Deutschland steuerwirtschaftlich zu entlasten?
Volt plant, den Unternehmenssteuersatz in Deutschland auf ein mittleres europäisches Niveau zu senken, um faire Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen zu schaffen. Dazu streben wir eine Reform der Gewerbe- und Körperschaftsteuer an, die die Gesamtsteuerlast reduziert und gleichzeitig die Transparenz sowie Nachvollziehbarkeit der Unternehmensbesteuerung durch weniger Komplexität verbessert. Diese Reform soll in einem Rahmen erfolgen, der die Interessen unserer europäischen Nachbarn berücksichtigt und keinen nachteiligen innereuropäischen Wettbewerb zwischen den Standorten fördert.
Gleichzeitig setzen wir auf Investitionsanreize wie eine Investitionsprämie und steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für private Investitionen, die technologischer Innovation und dem klimagerechten Umbau der Wirtschaft zugutekommen.
Durch die zweite Amtszeit von Donald Trump und den dadurch abzusehenden Protektionismus rechnen deutsche Unternehmen mit spürbar negativen Auswirkungen. Wie wird Volt mit dieser sich wandelnden Landschaft umgehen? Wie werden Sie die Position Deutschlands auf dem EU-Binnenmarkt und dem Weltmarkt stärken?
Volt erkennt die Herausforderungen des wachsenden Protektionismus, insbesondere durch die USA. Die Bedeutung des europäischen Binnenmarkts als Stabilisator und Sprungbrett für deutsche Unternehmen wächst. Als einzige paneuropäische Partei haben wir einen klaren Fokus auf Europa und setzen uns für eine verstärkte europäische Zusammenarbeit und wirtschaftliche Integration ein.
Wir streben eine starke, vereinte Außenwirtschaftspolitik mit eigenständiger Handelsstrategie an, die Europa als globalen Akteur positioniert und nicht durch die Interessen einzelner Länder zersplittert. Angesichts der außenpolitischen Unberechenbarkeit und politischen Instabilität der USA muss die europäische Eigenständigkeit gestärkt und Partnerschaften diversifiziert werden.
Unter der schwierigen wirtschaftlichen Lage leidet auch die Innovationskraft – vor allem die des Mittelstandes und kleiner Unternehmen. Wie wollen Sie die Unternehmen hier unterstützen?
Volt sieht Innovation als Wachstumsmotor und hat dabei gerade die KMUs und Start-ups im Blick. Viele Themen wurden hier schon angesprochen: Digitalisierung, Bürokratieabbau, Steuerentlastungen, Investitionsanreize, Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten. Zu letzterem zählt u. a. die Kapitalmarktunion. Darüber hinaus setzt sich Volt z. B. für eine gezielte Förderungen im Bereich nachhaltiger Technologien wie Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft und Recycling sowie in digitale Innovationen wie Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Infrastruktur ein, um KMUs bei der Klimaneutralität und Digitalisierung zu unterstützen. Start-ups fördern wir unter anderem durch den Ausbau von Innovationsnetzwerken und weiterer gezielter Förderprogramme wie der Erleichterung zum Zugang zu Wagniskapital durch steuerliche Anreize für institutionelle Investoren. Zudem treiben wir den Bürokratieabbau voran, um den Zugang zu Fördermitteln zu erleichtern und bürokratische Hürden für KMU zu reduzieren.
Welche wirtschaftspolitischen Themen wollen Sie konkret in der Region Bayerisch-Schwaben angehen?
Um Bayerisch-Schwaben als Wirtschaftsregion zukunftsfähig zu machen, müssen wir sowohl die lokale Lebensqualität erhöhen als auch die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern. Wir verfügen über zahlreiche leistungsstarke KMU auch im weniger urbanen Raum, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden. Neben Investitionen in Digitalisierung und Innovation ist es wichtig, die Region auch außerhalb von Großstädten als attraktiven Standort für junge gut ausgebildete Fachkräfte zu gestalten. Eine hohe Lebensqualität bedeutet nicht nur gute Infrastruktur, sondern auch bezahlbaren Wohnraum, ein breites Bildungsangebot und eine hohe Lebensqualität im Alltag. Gleichzeitig müssen wir auf bundespolitischer Ebene günstigere Energiepreise und einen massiven Bürokratieabbau erreichen, sowie den Unternehmen langfristige Planungssicherheit geben. Durch pragmatische Lösungen, die auf Zusammenarbeit setzen, können wir hier wichtige Impulse setzen.
Welche Vorteile hat die Wirtschaftsregion Bayerisch-Schwaben in Ihren Augen und wie wollen Sie diese fördern?
Bayerisch-Schwaben zählt zu den stärksten Wirtschaftsräumen Deutschlands und zeichnet sich durch eine starke industrielle Basis aus, insbesondere im Maschinenbau, der Mechatronik und den Umwelttechnologien. Hier übernimmt die Region auch eine Vorreiterrolle, etwa im Bereich Wasserstoff. Die Region profitiert von einer guten Verkehrsinfrastruktur, einer hohen Exportorientierung und einer engen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen. Besonders bemerkenswert ist die starke Präsenz innovativer Sektoren sowie die hohe Zahl gut ausgebildeter und spezialisierter Fachkräfte, die das Rückgrat der lokalen Wirtschaft bilden. Diese Faktoren machen Schwaben zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort im Herzen Europas und zu einem Zentrum für kleine und mittelständische Unternehmen.
Volt möchte diese Stärken weiter ausbauen. Ein wichtiges Instrument hierfür ist die Reform der Schuldenbremse. Zukunftsorientierte Nettoinvestitionen in Bereiche wie Infrastruktur, Bildung, Klimaschutz und Digitalisierung werden von ihr ausgenommen. Damit stellen wir sicher, dass auch in der Region Bayerisch Schwaben die Infrastruktur (wie z. B. Kitas, Schulen, Schiene, ÖPNV und Straße) fit für die Zukunft ist und dem Standortpotential der Region gerecht wird. Dies erhöht auch die Lebensqualität in der Region, um sie als attraktiven Standort für Fachkräfte aus dem In- und Ausland zu sichern. Ein verlässlicher Rechtsrahmen und vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren sorgen zudem für einen schnelleren und effizienteren Netzausbau. Wir setzen uns auch für den Abbau bürokratischer Hürden, die Förderung von grüner Energie und Investitionsanreizen sowie eine noch stärkere Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft ein. Dadurch wollen wir die Region als Zentrum für Innovation und nachhaltige Industrie stärken, den Fachkräftebedarf decken und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen langfristig sichern.