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Was ist ein „KI-Schadensfall“ – und wie lässt er sich praktisch vermeiden?
Frank Stadler, KIVOREX GmbH

Was ist ein „KI-Schadensfall“ – und wie lässt er sich praktisch vermeiden?

Frank Stadler ist Experte für Künstliche Intelligenz, Data Strategy, Governance und die Umsetzung der EU KI-Verordnung (AI Act). Foto: KIVOREX
Frank Stadler ist Experte für Künstliche Intelligenz, Data Strategy, Governance und die Umsetzung der EU KI-Verordnung (AI Act). Foto: KIVOREX

„KI-Schadensfälle“ sind kein Schicksal, sondern meist das Ergebnis fehlender Verantwortung, Transparenz und Kompetenz. Wie Unternehmen mit klarem Rahmen und dem EU AI Act als Rückenwind KI vom Risiko zum Wettbewerbsvorteil machen, erklärt B4B-Experte Frank Stadler.

Nach meinem letzten Beitrag „Warum Künstliche Intelligenz Chefsache ist“ kam eine zentrale Nachfrage: „Was versteht man genau unter einem ‚KI-Schadensfall‘ – und wie lässt sich ein solcher praktisch vermeiden?“

Gute Frage – denn genau hier entscheidet sich, ob KI im Unternehmen zum Wettbewerbsvorteil wird oder zum Risiko.

Was ist ein KI-Schadensfall?

Ein KI-Schadensfall liegt vereinfacht immer dann vor, wenn der Einsatz von KI einem Unternehmen oder betroffenen Personen konkreten Schaden zufügt – finanziell, rechtlich, gesundheitlich, reputativ oder im Hinblick auf Grundrechte.

Typische Beispiele aus der Unternehmenspraxis:

  • Falsche oder diskriminierende Entscheidungen
    • Etwa bei Kreditvergaben, Personalentscheidungen oder Preisgestaltung, wenn ein KI-System systematisch bestimmte Gruppen benachteiligt oder fehlerhafte Bewertungen trifft.
  • Fehlerhafte Inhalte mit Folgen
    • KI generiert falsche Vertragsklauseln, medizinische Informationen oder technische Anweisungen – und niemand merkt es rechtzeitig. Daraus entstehen Haftungsfälle, Reklamationen oder Sicherheitsrisiken.
  • Verstöße gegen Datenschutz oder Geheimhaltung
    • Mitarbeitende geben sensible Kundendaten, Geschäftsgeheimnisse oder interne Dokumente in öffentliche KI-Tools ein. Die Kontrolle über diese Daten ist weg – mit entsprechenden rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen.
  • Manipulation, Täuschung oder Vertrauensverlust
    • KI-gestützte Kommunikation (z. B. Chatbots, Marketingtexte) führt Kunden bewusst oder unbewusst in die Irre. Das kann von irreführenden Versprechen bis zu psychischer Belastung besonders schutzbedürftiger Personen reichen.
  • Regulatorische Verstöße (EU AI Act, DSGVO etc.)
    • Ein KI-System wird in einem Hochrisikobereich eingesetzt, ohne die geforderten Prozesse, Dokumentationen oder Kontrollen. Im Ernstfall drohen hier nicht nur Bußgelder, sondern auch Betriebs- oder Vermarktungsverbote.

Wichtig: In vielen Fällen ist nicht die KI „schuld“, sondern der fehlende Rahmen – also unklare Zuständigkeiten, keine Governance, unzureichende Schulung oder fehlende Tests. Genau hier setzt professionelles KI-Risikomanagement an.

Wie lassen sich KI-Schadensfälle praktisch vermeiden?

Absolute Sicherheit gibt es nicht – aber Unternehmen können das Risiko deutlich reduzieren, wenn sie ein paar Grundprinzipien konsequent umsetzen.

1. Klarheit über Einsatz und Verantwortung schaffen
  • Wo setzen wir heute schon KI ein (bewusst oder „versteckt“ in Tools)?
  • Welche Entscheidungen oder Prozesse beeinflusst die KI direkt oder indirekt?
  • Wer trägt fachlich und geschäftlich die Verantwortung für diese Entscheidungen?
  • Ohne diese Transparenz bleiben Risiken unsichtbar – und tauchen erst dann auf, wenn es teuer wird.

2. Risiko statt Technologie bewerten

Der EU AI Act denkt in Risikoklassen, nicht in Algorithmen. Übertragen auf die Praxis:

  • KI im internen Reporting ist etwas anderes als KI in der Bewerberauswahl oder Kreditvergabe.
  • Ein Chatbot für FAQs ist etwas anderes als eine KI, die medizinische Empfehlungen gibt.

Unternehmen sollten daher für jeden relevanten Anwendungsfall klären:

  • Wie groß ist der mögliche Schaden für Kunden, Mitarbeitende oder das Unternehmen?
  • Welche regulatorischen Anforderungen (EU AI Act, DSGVO, Branchenregeln) greifen?

Erst dann macht es Sinn zu entscheiden, wie streng Kontrollen, Tests und Freigabeprozesse sein müssen.

3. Menschliche Kontrolle einbauen – bewusst, nicht „pro forma“

„Human in the loop“ ist nur dann mehr als eine Schlagwort, wenn drei Dinge stimmen:

  • Die zuständigen Personen sind geschult und wissen, worauf sie achten müssen.
  • Sie haben genügend Zeit und Kompetenz, KI-Entscheidungen kritisch zu prüfen.
  • Es ist klar geregelt, wann eine KI-Entscheidung akzeptiert und wann sie hinterfragt oder gestoppt wird.

Besonders bei Hochrisiko-Anwendungen sollten KI-Ergebnisse nie unreflektiert durchgewunken werden.

4. Daten, Dokumentation und Schulung ernst nehmen

Drei Bereiche sind langweilig, aber entscheidend:

  • Datenqualität und -herkunft
    • Schlechte oder verzerrte Daten führen zu schlechten oder verzerrten Entscheidungen. Wer das nicht versteht, wird KI-Schadensfälle nicht vermeiden, sondern produzieren.
  • Dokumentation
    • Wer nicht nachvollziehen kann, welche KI-Tools wofür genutzt wurden, kann im Schadensfall weder sauber reagieren noch aus Fehlern lernen.
  • Schulung & KI-Kompetenz
    • Mitarbeitende müssen wissen:
      • Was KI kann – und was nicht.
      • Welche Daten sie in welche Tools eingeben dürfen.
      • Wie sie KI-Ergebnisse prüfen und verantwortungsvoll weiterverwenden.

Der EU AI Act macht das zur Pflicht – vernünftige Unternehmen machen es zur Selbstverständlichkeit.

5. Governance schlank, aber ernsthaft aufsetzen

Es braucht kein Bürokratiemonster, aber zumindest:

  • eine klar benannte Person oder Einheit, die das Thema KI im Blick behält,
  • einfache, verständliche Richtlinien zur Nutzung von KI im Unternehmen,
  • einen definierten Prozess für Meldung und Analyse von Vorfällen (fast jeder KI-Schadensfall beginnt mit einem „kleinen Zwischenfall“, der ignoriert wurde).

Fazit: KI-Schadensfälle sind (meist) kein Zufall

KI-Schadensfälle entstehen selten aus heiterem Himmel. Sie sind fast immer das Ergebnis von:

  • fehlender Transparenz,
  • fehlender Kompetenz
  • und fehlender Verantwortung.

Wer KI als Chefsache begreift, kann genau hier ansetzen – und den EU AI Act nicht nur als Regulierungsdruck, sondern als Anlass nutzen, KI professionell, verantwortungsvoll und wirtschaftlich sinnvoll einzusetzen.

Wenn Sie prüfen möchten, wo Ihr Unternehmen in Sachen KI-Risiko steht – und wie Sie pragmatisch die größten Risikofelder entschärfen können – lohnt sich ein strukturiertes Gespräch.

Sie haben Rückfragen an KI-Experte Frank Stadler oder wünschen eine tiefergehende Beratung? Dann nehmen Sie jetzt direkt Kontakt auf.

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