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Künstliche Intelligenz in der Wirtschaftsprüfung hilft, große Datenmengen schneller zu sichten, Muster zu erkennen und Auffälligkeiten früher zu bemerken. Gleichzeitig bleibt die zentrale Botschaft einfach: KI ist ein Werkzeug – nicht das Prüferurteil. Am Ende zählen Erfahrung, Skepsis und die Verantwortung der Prüferinnen und Prüfer. Für mittelständische Unternehmen lohnt sich der Blick auf das Thema besonders, denn richtig eingesetzt bringt KI nicht nur Tempo in die Prüfung, sondern liefert auch Impulse für die eigene Organisation.
Viele denken, dass KI die Jahresabschlussprüfung „von selbst“ erledigt. In der Praxis ist es bodenständiger: Systeme unterstützen dabei, Buchungen zu überprüfen, Prozesse zu verstehen und Dokumente schneller zu erfassen. Wo früher Rechnungen als Nachweise genügten, können heute ganze Datenbestände analytisch ohne viele Stichproben geprüft werden. Das ist kein Selbstzweck, sondern verbessert die Verlässlichkeit – und macht Gespräche zwischen Management und Prüfer oft konkreter.
Besonders greifbar wird der Nutzen dort, wo Routinearbeit anfällt. Die Durchsicht von Journalen und Belegen, das Abgleichen von Listen, die Suche nach bestimmten Vertragsklauseln – all das kostet Zeit. KI kann hier Struktur hineinbringen, indem sie relevante Stellen markiert und Inhalte zusammenfasst. Wer einmal erlebt hat, wie schnell sich damit die Kernthemen eines Vertragsordners herausarbeiten lassen, versteht den Mehrwert sofort. Gleichzeitig gilt: Automatisch richtig ist das Ergebnis deshalb noch nicht. Eine generierte Zusammenfassung ist ein Vorschlag, kein Beleg. Die Prüfung lebt weiterhin vom Vier-Augen-Prinzip und davon, dass kritische Punkte nachgehalten werden.
Für mittelständische Unternehmen ändert sich vor allem die Vorbereitung. Damit KI-gestützte Analysen schnell und zielgerichtet funktionieren, müssen Daten vollständig und sauber bereitgestellt werden. Das klingt trocken, ist aber der entscheidende Hebel. Wer Journalexporte mit Zeitstempeln, Benutzerangaben und eindeutigen Referenzen liefern kann, hat schnell spürbare Vorteile: weniger Nachfragen im Prüfungsprozess, klarere Feststellungen und am Ende oft auch eine ruhigere Prüfungssaison.
Nebenbei entstehen prozessuale Einblicke, die über die Prüfung hinaus nützen – etwa wenn sich zeigt, dass bestimmte Genehmigungswege regelmäßig umgangen werden oder Lieferantendaten veraltet sind. Solche Erkenntnisse sind greifbar und führen zu schnellen, sachlichen Klärungen im Alltag.
Natürlich hat das Thema auch Grenzen. Niemand möchte ein „Black Box“-Gefühl, bei dem Ergebnisse nicht nachvollziehbar sind. Deshalb ist Transparenz wichtig: Welche Daten wurden genutzt? Welche Regeln hat das System angewandt? Welche Annahmen stecken dahinter? Als Wirtschaftsprüfer ist es die Aufgabe, diese Fragestellungen zu dokumentieren.
Ebenso zentral ist der Umgang mit sensiblen Informationen. Mandatsgeheimnis und Datenschutz gelten unverändert. Wer mit Cloud-Lösungen arbeitet, braucht klare vertragliche Regeln zu Speicherorten, Löschfristen und Zugriffsrechten.
Ein häufiger Irrtum lautet: „KI senkt den Prüfungsaufwand automatisch.“ In der Realität kommt der Effekt zeitversetzt. Anfangs fließt Aufwand in saubere Exporte, Rollenrechte und neue Abläufe. Der eigentliche Gewinn zeigt sich, wenn das Zusammenspiel funktioniert: weniger Zeit in Standardprüfungen, dafür mehr Fokus auf das, was wirklich zählt – also auf ungewöhnliche Muster, wesentliche Verträge und die Frage, ob Prozesse so laufen, wie sie geplant sind.
Viele Unternehmen berichten bereits nach der zweiten Saison von spürbaren Verbesserungen, weil Datenwege stehen und beide Seiten wissen, worauf es ankommt. Das senkt Reibungsverluste und erhöht die Qualität der Aussagen.
Wie gelingt der Einstieg ohne großen Umbruch? Am besten mit einem überschaubaren Pilot. Zwei Bereiche bieten sich an: erstens das Buchungsjournal, weil hier die Datenbasis meist vorhanden ist; zweitens Vertragsunterlagen, weil sich dort mit einfachen Mitteln viel Sichtung sparen lässt. Wichtig ist ein klarer Ablauf: Welche Fragen wollen wir beantworten? Wie bewerten wir Auffälligkeiten? Wer entscheidet am Ende? Mit dieser Haltung lässt sich das Thema pragmatisch anpacken – ohne Big-Bang-Projekt, aber mit sichtbarem Nutzen.
Dass KI nicht „zu fachlich“ sein muss, zeigt auch ein Blick auf die Zusammenarbeit im Alltag. Statt langer Listen mit Nachforderungen gibt es häufiger konkrete, visuelle Auswertungen: Hier häufen sich Buchungen an bestimmten Tagen, dort lassen sich die Lieferantenstammdaten nicht sauber zuordnen, an anderer Stelle passt die Reihenfolge von Bestellung, Wareneingang und Rechnung nicht. Das macht Diskussionen kürzer und Ergebnisse belastbarer.
Bleibt die Frage nach der Verantwortung. Daran ändert KI nichts: Die gesetzlichen Vertreter sind für Buchführung und Abschluss verantwortlich, der Wirtschaftsprüfer für Planung, Durchführung und Urteil. Kein Tool ersetzt Berufsethik, Unabhängigkeit und gesunden Menschenverstand. Wer das beherzigt, wird die Technik eher als Sicherheitsnetz denn als Risiko erleben. Und genau so sollte sie auch verstanden werden: als Verstärker für Qualität.
KI ist kein Zauberstab, aber ein starker Helfer. Sie schafft Tempo, erhöht die Abdeckung und bringt Struktur in komplexe Themen. Der Schlüssel liegt in guter Vorbereitung, klaren Spielregeln und einer offenen Kommunikation zwischen Unternehmen und Prüfer. Mittelständler, die jetzt mit einem kleinen, gut geführten Pilot starten, verschaffen sich Vorteile – in der Prüfung und darüber hinaus. Denn was sich in der Prüfung bewährt, hilft oft auch im Alltag: Prozesse werden schlanker, Verantwortlichkeiten klarer und Daten zuverlässiger. Genau davon lebt ein gesundes Unternehmen.
Sie haben Rückfragen an Martin Stetskamp, unseren Experten für das Thema Wirtschaftsprüfung, oder wünschen eine tiefergehende Beratung? Dann nehmen Sie jetzt direkt Kontakt auf.