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Die digitale Zwickmühle – Evolution oder Revolution?
Jörn Steinhauer, digisoolut gmbh

Die digitale Zwickmühle – Evolution oder Revolution?

Jörn Steinhauer, B4B Beraterpool-Experte für Prozessdigitalisierung.
Jörn Steinhauer, B4B Beraterpool-Experte für Prozessdigitalisierung. Foto: digisoolut gmbh

Wie finden Unternehmen den richtigen Weg bei der Digitalisierung ihrer Prozesse? Unser B4B-Experte Jörn Steinhauer erklärt, was zu beachten ist.

Digitalisierung: ein Wort, das Chancen, Herausforderungen und – nicht selten – ordentlich Diskussionsstoff in Mittelstand und Industrie bringt. Eine Frage, die mir dabei immer wieder begegnet: Sollten wir analoge Prozesse eins zu eins digitalisieren („Digital Copy-Paste“), oder bietet eine gleichzeitige Prozessinnovation mehr Effizienz und Zukunftssicherheit? Lassen Sie uns die Argumente einmal sachlich beleuchten.

Die Verlockung der 1:1-Digitalisierung – sicher, aber risikoverliebt

Viele Unternehmen entscheiden sich im ersten Digitalisierungsanlauf für den sogenannten „Copy-Paste“-Weg: So wird beispielsweise das analoge Formular zur PDF-Datei, der Papierprozess zum digitalen Zwilling. Das Argument: geringes Risiko und schneller Go-live. Tatsächlich geben laut Bitkom-Studie 2024 noch immer über 53 Prozent der deutschen KMUs an, ihre Prozesse weitgehend 1:1 digitalisiert zu haben. Klingt solide, aber Vorsicht: Nur weil ein Prozess elektronisch statt auf Papier abläuft, heißt das nicht, dass er besser oder gar „digitalisiert“ ist. Ohne Prozessoptimierung werden oft nur alte Zöpfe online gestellt — Medienbrüche, Reibungsverluste und fehlender Effizienzgewinn inklusive.

Risiken der 1:1-Umstellung:

  • Altlasten und Ineffizienzen werden mitgenommen.
  • Mitarbeitende erkennen wenig Mehrwert und nehmen Veränderungen nur halbherzig an.
  • Skaleneffekte und Automatisierungspotenziale bleiben ungenutzt.

Anders formuliert: In unserem Beispiel haben Sie jetzt zwar ein digitales Formular, aber die Endlos-Schleife aus Durchwinken, Bestätigen und Kontrollieren bleibt bestehen.

Der mutige Weg: Prozessoptimierung im Digitalprojekt

Wer parallel zur Digitalisierung auch Änderungen an Konzept und Ablauf wagt, profitiert von den eigentlichen Stärken digitaler Technologien: Automatisierung, Datenbasierung, Kollaboration. Studien zeigen, dass Unternehmen, die den Digitalisierungsanlass für eine Neujustierung ihrer Prozesse nutzen, durchschnittlich 27 Prozent mehr Effizienzsteigerung erzielen als reine „Copy-Paste“-Digitalisten. Ein Beispiel: Ein automatisierter Freigabeprozess mit klaren Entscheidungswegen spart jedes Jahr Tausende Arbeitsstunden – und viele graue Haare im Controlling.

Vorteile der gleichzeitigen Prozessveränderung:

  • Ineffizienzen werden erkannt und beseitigt.
  • Prozesse lassen sich automatisieren, Daten werden nutzbar gemacht.
  • Kund:innen- und Mitarbeiterzufriedenheit steigen.

Fallstrick:

Ganz ehrlich: Wer zu viel und zu schnell verändern will, riskiert Akzeptanzprobleme und überfordert die Organisation. Change Management wird hier zum Schlüsselthema. Laut einer McKinsey-Studie scheitern rund 70 Prozent der Digitalisierungsprojekte am Faktor Mensch, nicht an der Technik.

Goldene Mitte: Digitalisierung als Hebel für kluge Evolution

Mein pragmatischer Rat aus der Praxis: Der goldene Mittelweg bringt’s. Analysieren Sie bestehende Prozesse (Stichwort: Process Mining), identifizieren Sie schnell realisierbare Verbesserungen und gehen Sie schrittweise vor. Starten Sie mit Pilotbereichen und Leuchtturm-Projekten, machen Sie Erfahrungen und skalieren Sie Ihre Erfolgsmodelle. So gewinnen Sie Sicherheit und profitieren trotzdem von Effizienzgewinnen.

Fakten-Tipp:

Laut D21-Digital-Index 2024 sind Unternehmen mit iterativem Vorgehen um 42 Prozent erfolgreicher beim nachhaltigen Verankern digitaler Prozesse als Unternehmen, die nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip agieren.

Praxisbeispiel: Freigabeprozesse in der Rechnungsbearbeitung

Ein Kunde aus dem Maschinenbau digitalisierte seine Papierfreigaben zunächst eins zu eins. Ergebnis: schneller Zugriff, aber weiterhin Übertragung per E-Mail und manuelle Nachverfolgung. Erst mit der Workflowautomatisierung auf Basis digitaler Prozesse wurde die Durchlaufzeit um 65 Prozent reduziert und die Zufriedenheit wuchs merklich.

Fazit:

Wer das Fahrrad digitalisiert, sollte keinen Sofasessel auf den Rahmen schrauben. Einfach Nachbauen statt Neudenken bringt Sie höchstens zum E-Bike, aber nie zu Innovationen wie Carsharing. Die bessere Route: Alte Zöpfe kritisch prüfen, schrittweise optimieren, und den Change-Prozess einfühlsam begleiten. Dann wird aus Digitalisierung mehr als „digitales Papier“ – sondern ein echter Innovationsmotor.

Quellen:

  • Bitkom-Studie Digitalisierung Mittelstand (2024)
  • McKinsey Digital Report (2024)
  • D21-Digital-Index 2024

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