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Folge 38: Dr. Markus Litpher, Paul Waning; LEW

Folge 38: Dr. Markus Litpher, Paul Waning; LEW

Unser aktueller „Kopf“ präsentiert sich gleich im Doppelpack: Bei den beiden Vorstandsmitgliedern der Lechwerke AG dreht sich alles um das Thema Energie. Ob die beiden dabei tatsächlich mit dem E-Bike zur Arbeit kommen und was der gebürtige Westfale Paul Waning über die Region und seinen Kollegen Dr. Markus Litpher denkt, lesen Sie hier.

Dr. Markus Litpher
Alter: 48
Position: Vorstandsmitglied
Unternehmen: Lechwerke AG
Hobbies: Skifahren, Fußball, Kultur
Paul Waning
Alter: 60
Position: Vorstandsmitglied
Unternehmen: Lechwerke AG
Hobbies: Radfahren, Wanderm

Die Lechwerke (LEW) sind der regionale Energie-Versorger für rund 500.000 Kunden in Bayern und Teilen Baden-Württembergs. Welche Leitlinien verfolgen Sie?

Dr. Litpher: Die Lechwerke sind ein Unternehmen mit einer 110-jährigen Geschichte. Wir setzen seit jeher auf nachhaltige Strategien – in allen Bereichen und in der Zusammenarbeit mit allen Kunden, Partnern und insbesondere den Kommunen. Wir sehen unsere Stärken vor allem in der Umsetzung der verfügbaren Lösungen für Energiethemen und mehr Energieeffizienz.

Waning: Wir sind und bleiben ein in der Region verwurzeltes Unternehmen. Schon im Unternehmensnamen tragen wir unseren Ursprung als Wasserkraftbetreiber. Heute sind wir in vielen Geschäftsfeldern aktiv, haben uns vom reinen Stromversorger zum Energiedienstleister weiter entwickelt. Einen großen Stellenwert hat für uns die Präsenz vor Ort. Das ist eine unserer Stärken, die wir in den kommenden Jahren sogar noch ausbauen wollen.

Aktuell dominieren immer wieder Themen wie Ausbau der erneuerbaren Energien und Netzausbau die Schlagzeilen. Wie schätzen Sie die gegenwärtige Lage in Schwaben bezüglich dieser Themen ein?

Waning: Schon lange spielt die Stromerzeugung aus Wasserkraft hier eine bedeutende Rolle. Durch Modernisierungen an bestehenden Kraftwerken werden wir in den kommenden Jahren die Erzeugung geringfügig ausbauen, denn: Aufgrund des insgesamt hohen Ausbaugrades in unserer Region ist das Potenzial hier begrenzt. Einen Boom erleben wir bei der Fotovoltaik. In unserem Netzgebiet hat sich die Zahl der Anlagen von fast Null im Jahr 2000 auf etwa 50.000 zum Ende dieses Jahres erhöht. 30.000 Fotovoltaikanlagen sind allein seit 2009 dazu gekommen. Die Zahl der Anträge, die bei uns eingehen, ist ungebrochen hoch. Aktuell rückt das Thema Windkraft in den Fokus. Hier wollen wir die Kommunen bei der Umsetzung entsprechender Projekte unterstützen. Klar ist: Um die im Bayerischen Energiekonzept festgelegten Ziele zu erreichen, muss die Erzeugung aus erneuerbaren Energien erheblich ausgebaut werden.

Dr. Litpher: Für ein Gelingen der Energiewende ist ein massiver Ausbau der Stromnetze notwendig – auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene. Die deutsche Energieagentur dena hat für das nationale Übertragungsnetz einen Ausbaubedarf von rund 4.500 Kilometern bis 2020 ermittelt. Auch Verteilnetze, wie wir sie betreiben, müssen erheblich ausgebaut werden. Wir arbeiten aktuell mit der dena an einer Studie dazu. Fest steht: Bisher wurde nur ein Bruchteil der notwendigen neuen Stromtrassen tatsächlich gebaut. Um schnelle Ergebnisse zu erzielen, müssen alle Beteiligten und Interessengruppen an einem Strang ziehen und konstruktiv nach Lösungen suchen.

Herr Dr. Litpher, Sie haben erst kürzlich das Übertragungsnetz zur Stromversorgung mit einer Autobahn verglichen. Welche Ausfahrten gibt es für Schwaben und wo sollte noch „gebaut“ werden?

Dr. Litpher: Mit unseren acht großen Umspannwerken haben wir Verbindungen ins bundesdeutsche Übertragungsnetz. Diese sind entsprechend unseren bisherigen Planungen ausreichend ausgelegt.
In unserer Region bauen wir vor allem die Mittel- und Niederspannungsnetze aus – also die 20 kV-Leitungen und Ortsnetze. Der Grund: Ursprünglich waren die Netze darauf hin ausgelegt, dass sie den bei wenigen großen Erzeugern produzierten Strom hin zu den Verbrauchern transportieren. Und zwar so viel, wie in einem Ortsnetz maximal verbraucht wird. Jetzt kehrt sich das Prinzip um: In vielen Ortsnetzen erzeugen zu manchen Zeiten mittlerweile viele Fotovoltaikanlagen viel mehr Strom als verbraucht wird – diesen Strom müssen wir dann in die nächst höhere Netzebene aufnehmen, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen. Unser Netz verändert sich damit von einem Versorgungsnetz zum Entsorgungsnetz. Die notwendigen Leitungen und Schaltanlagen bauen wir schon jetzt und auch in den kommenden Jahren weiter aus. Unsere Aufwendungen hierfür sind auf einem Rekordniveau, allein im Geschäftsjahr 2010 haben sie 20 Millionen Euro betragen.

Welche energiepolitischen Ziele für die Region Schwaben haben Sie sich für die kommenden 5 Jahre gesetzt?

Dr. Litpher: Zunächst: Als Lechwerke tragen wir zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende bei. Dabei stehen die Aspekte Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit für uns alle im Vordergrund. Das wollen wir als der führende Energieversorger der Region für unsere Kunden, Partner und die heimische Wirtschaft sicherstellen.

Waning: Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir die Akzeptanz der Menschen vor Ort. Ein Bewusstsein dafür, dass die anstehenden Veränderungen nicht vor unserer Haustür Halt machen werden. Aus diesen Gründen haben wir in den letzten Monaten beispielsweise Bürgergespräche zur Energieversorgung der Zukunft in der Region veranstaltet. Gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft, Vertretern der Politik und mit Bürgern haben wir über Weichenstellungen und Chancen der Energieversorgung von morgen diskutiert. Diesen Dialog werden wir weiter führen. Aber auch die Politik ist gefordert. Zum einen was die Schaffung der Rahmenbedingungen angeht. Zum anderen aber auch bei der offenen und ehrlichen Kommunikation der Konsequenzen aus der Energiewende.

Die LEW sind beim Thema E-Mobility weit vorne. Kommen Sie selbst mit dem E-Bike zur Arbeit?

Waning: Die Elektromobilität treibt uns um – und zwar nicht erst seit heute. Was viele nicht wissen: Das Elektroauto hat eine ebenso lange Geschichte wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. 1881 war das erste Elektroauto in Paris unterwegs. Wir bei LEW haben bereits in den 70er und 80er Jahren Elektrofahrzeuge getestet. Ich denke, dass heute für Elektromobilität die Zeit reif ist für den Sprung in den Massenmarkt. Um die Frage nach dem E-Bike zu beantworten: Bisher komme ich zwar nicht mit dem E-Bike zur Arbeit, ich habe aber schon viele Touren damit unternommen.

Bitte beenden Sie folgenden Satz: Bevor ich Vorstandsmitglied der LEW wurde, hätte ich nicht gedacht, dass …

Dr. Litpher: … wir bei unseren Partnern mit unseren Ideen und Vorschlägen für die gemeinsame Gestaltung der Energieversorgung von morgen auf so offene Ohren stoßen.

Waning: … ich als gebürtiger Westfale diese Region einmal als meine Heimat betrachten werde.

Welche Eigenschaften schätzen Sie jeweils an dem Anderen?

Dr. Litpher: Paul Waning ist eine feste Größe in der Energiewirtschaft – extrem fit in den technischen Details, bestens vernetzt. Ein alter Hase, der nie die Neugierde und den Spaß am Job verloren hat.

Waning: Strategisches Denken, soziale Verantwortung gepaart mit Kompetenz und Weitblick. Die besten Voraussetzungen, um die kommenden Herausforderungen für die Lechwerke erfolgreich zu meistern.

Ganz spontan: Welche drei herausragenden Persönlichkeiten aus der Region fallen Ihnen innerhalb von 15 Sekunden ein?

Dr. Litpher: Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, er hat ein Herz für die Menschen der Region.

Waning: Dr. Ivo Holzinger, der dienstälteste Oberbürgermeister Deutschlands, der immer noch mit großer Freude seinen Beruf ausübt.
Alois Ruf - Entwickler des Elektroporsche, den er mit Strom aus Wasserkraft betreibt.

Ein Blick in die Glaskugel: die LEW in 10 Jahren?

Dr. Litpher: Solide aufgestellt, weiterhin fest in der Region verwurzelt. Mitten dabei, die Evolution der Strom- und Kommunikationsnetze zum „Smart Grid“ zu meistern. Mehr denn je Energiedienstleister für Kunden und kommunale Partner.

Jokerfrage: Diese Frage wollte ich schon immer gestellt bekommen...

Dr. Litpher: In 10 Jahren gerne folgende: Die Lechwerke sind seit 120 Jahren fest in der Region verwurzelt, nach wie vor solide aufgestellt und dabei, die Evolution der Strom- und Kommunikationsnetze zum „Smart Grid“ zu meistern: Wie haben Sie das bewerkstelligt?

Meine Antwort: Mehr denn je ist LEW heute Energiedienstleister für Kunden und kommunale Partner. Dies haben wir durch hohes Engagement der Mitarbeiter, harte Arbeit, Erfahrung, Innovationskraft, und das Vertrauen, dass uns unsere Kunden und Partner entgegen gebracht haben, geschafft.

Waning: Meine Jokerfrage: Warum machen Sie eigentlich immer so viel Werbung fürs Strom sparen? Den verkaufen Sie doch.

Meine Antwort: Wir verstehen uns als Partner unserer Kunden. Nur so sind wir wirklich langfristig erfolgreich. Als Experten in Sachen Energie wissen wir, wie wichtig es ist, Energie effizient einzusetzen. Das ist übrigens keine Erfindung von mir: Schon vor vielen Jahren haben die Lechwerke auf Plakaten mit dem Motto geworben „Energie verwenden nicht verschwenden“.


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