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Dr. Klaus Rudolf Mäusl: Das Aufgabengebiet als Geschäftsführer ist weit. In gewisser Hinsicht ist man für alles zuständig. Meine Kernaufgaben sind aber Finanzen, Controlling, sowie Vertrieb und Produktion.
Bestimmt. Dies liegt aber vor allem auch an den Veränderungen unserer Welt. Wir erleben seit gut drei Jahren einen Sturm. Schon vor Corona waren es die Veränderung in den Wertschöpfungsketten durch neue Mobilitätsformen. Dann kam Corona. Belastend war hier nicht nur die Krankheit an sich, sondern auch deren Auswirkung auf internationale Lieferketten. Zum Ende des vergangenen Jahres konnte man den Eindruck gewinnen, diese Herausforderung sei gemeistert – aber dann kam der russische Angriff auf die Ukraine. Die wirtschaftlichen Folgen sind uns allen bekannt.
Meiner Einschätzung nach ja. Die Welt organisiert sich gerade neu. Ich bin ein Verfechter der Globalisierung. Ich habe früher sehr viel mit China zu tun gehabt. Ich glaube, dass dieses China-basierte Weltwirtschaftsmodell nicht mehr funktionieren wird und wir diversifizierte Wirtschaftsräume auf dieser Welt bekommen werden, die teilweise auch von Werten getrieben sind.
Ich persönlich würde mir sehr wünschen, dass es einen starken Wirtschaftsraum mit Europäischer Union, Nordamerika, also den USA und Kanada sowie Süd- und Mittelamerika gibt. Hier gäbe es dann ein gemeinsames Wertegerüst, das einen grundsätzlichen Rahmen für Regeln bietet. China, Russland und andere Staaten, die – ganz wertungsfrei anderen Wertemustern folgen – agieren anders. Wir sehen zum Beispiel, dass Russland als nicht superstarke Wirtschaftsmacht aggressive Geopolitik betreibt. Auch China betreibt eine Geopolitik, die mit anderen Mitteln aggressiv ist.
China hat sich das Scheitern der Sowjetunion ganz genau angeschaut. Mit der Fragestellung „Wie konnte es dazu kommen, dass es nur noch eine amerikanische Welt gibt?“. Die gibt es zwar zwischenzeitlich nicht mehr. Damals war der Schwachpunkt die sowjetische Wirtschaft, die nicht stark war und der Umstand, dass die Sowjetunion über wenig Geld verfügt hat. China hat in den letzten 20 Jahren dafür gesorgt, dass man über Geld verfügt und das setzen sie jetzt ein.
Die chinesischen Politiker werden, was geostrategische Fragen betrifft, aggressiver. Da ist ein System dahinter. Wir müssen uns klar sein, wie die sogenannte westliche Welt diesen Planeten über 200 Jahre auf eine gewisse Weise beherrscht hat. Stichwort Kolonialzeit. Es gibt auf der Welt genug Menschen, die sagen: Jetzt sind wir mal am Drücker. Wenn man sich das Thema Umwelt und Ressourcenverbrauch anschaut, dann sind wir, die westliche Welt, diejenigen die diesen Planeten bisher am stärksten für unseren Wohlstand genutzt haben. Wenn es jetzt bei acht Milliarden Menschen auf der Welt, sechs Milliarden gibt, die sagen, sie hätten gerne auch einen Anteil daran, dann ist das nachvollziehbar. Und wenn es dann Staaten gibt, die das als Politik betreiben und sich als Fürsprecher dieser sechs Milliarden Menschen einsetzen, dann ist das zumindest aus deren Sicht ebenso nachvollziehbar.
Ich glaube stark an den Wirtschaftsstandort Schwaben, Deutschland und Europa. Wahrscheinlich ist es richtig, den europäischen Gedanken in diesen Zeiten zu fördern. Die Europäische Union hat Potenzial in Zukunft eine gewisse Autarkie zu haben. Das heißt aber nicht, dass die EU sich abschotten sollte, das wäre ein Fehler.
Ein Punkt ist für mich, die Produktion von Dingen, die man zuvor an andere Orte verlegt hat, weil dort beispielsweise Arbeitslöhne und Energiepreise günstiger sind, zurückzuholen. Das Gute ist, dass wir hier eine breite und starke industrielle Basis haben. Wir können wirtschaften und Dinge herstellen – und gut ausgebildete Mitarbeiter haben wir auch. Es wird neue und andere Möglichkeiten des Wirtschaftens geben, bei denen vielleicht der Begriff „Gewinn“ nicht mehr nur eindimensional monetäre Bedeutung hat.
Das ist eine Frage der Definition. Es kann bedeuten, dass sich bei uns der Standard verändern wird. Heißt, dass es nicht mehr so sein wird, dass die Zahl der Autos pro Familie oder die Zahl der Fernreisen in bestimmten Bevölkerungsgruppen fast gesetzmäßig von Jahr zu Jahr zunimmt. Unterstützung brauchen Menschen, die es schwer haben, sich und ihre Familie über die Runden zu bringen. Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, die Politik setzt Rahmenbedingungen und im Allgemeinen müssen wir alle unser Gefühl für Zusammenhalt schärfen. Die größte Gefahr ist eine Spaltung der Gesellschaft. Wenn man sieht, was jüngst in einigen Bundesländern passiert ist, in denen es viele Menschen gibt, die die Erfahrung des Liegengelassen-werdens hinter sich haben und dadurch für bestimmte Ideen anfälliger sind als andere. Und gleichzeitig gehen Tausende Menschen auf die Straßen und werfen mit Parolen wie „Russland ist unser bester Freund“ durch die Gegend. Das sind Dinge, auf die man achten muss. Denn das kann man als Gesellschaft nicht einfach wegstecken. Wenn es eine Spaltung in der Gesellschaft gibt, dann wird es richtige Probleme nicht nur an unserer wirtschaftlichen Basis geben.