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Die hohen Fehlzeiten ihrer Mitarbeitenden stellen die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen vor große Herausforderungen. Die Folgen dieser Entwicklung sind auch deshalb bedrohlich, weil die regionale Wirtschaft ohnehin unter einem massiven Arbeits- und Fachkräftemangel leidet und daher krankheitsbedingte Arbeitsausfälle nur schwer kompensieren kann.
Dabei ist der Blick der Mitglieder der IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu auf das Thema differenziert. Die IHK-Regionalvorsitzende Andrea Thoma-Böck fasst die Diskussion zusammen: „Eine einfache Erklärung für den gestiegenen Krankenstand gibt es nicht. Klar ist jedoch, dass dieser die Planbarkeit im Betriebsalltag aller Unternehmen enorm belastet.“
Der Fehlzeiten-Report 2024 des AOK-Bundesverbands zeigt, dass sich die Krankenstände im Jahr 2024 auf einem historisch hohem Niveau bewegen: In Deutschland wurde 2024 bereits in den ersten acht Monaten der Spitzenwert von 225 Arbeitsunfähigkeitsfällen je 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder aus dem vergangenen Jahr erreicht.
Für kontroverse Diskussionen in den Unternehmen sorgt die Möglichkeit der vom Hausärzte-Verband verteidigten telefonischen Krankschreibung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich weiterhin telefonisch für bis zu fünf Tage krankschreiben lassen, ohne dass sie dafür persönlich in die Praxis kommen müssen. Die Verlängerung der in der Corona-Pandemie entstandenen Sonderregelung wird unter anderem mit der erhöhten Sicherheit für das Praxispersonal und dem Schutz anderer Patienten begründet. „Die Idee der telefonischen Krankmeldung mag während der Hochphasen der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem entlastet haben, sie birgt für die Wirtschaft heute jedoch große Herausforderungen“, so Thoma-Böck auch mit Blick auf die über die Jahre hinweg stark angewachsenen Mehrkosten der Arbeitgeber für die Entgeltfortzahlung ihrer ertranken Beschäftigten.
Für Dr. Albert Schultz, Geschäftsführer des Memminger Unternehmens Magnet- Schultz, sowie dessen Personalleiterin Martina Faulhaber bedeutet diese Regelung eine massive Verschiebung von Verantwortung vom Arzt zum Unternehmen mit entsprechend hohen Unsicherheiten in der Personalplanung. „Das Vertrauensverhältnis zu den Mitarbeitenden ist ein zentraler Wert und in den allermeisten Fällen auch positiv belegt. Allein die Missbrauchsmöglichkeit der telefonischen Krankmeldung auch nur durch Einzelne belastet dieses Vertrauensverhältnis. Wir bleiben der Überzeugung, dass die Feststellung einer Erkrankung sowie deren voraussichtliche Dauer nur persönlich durch professionelle Ärzte attestiert werden kann und nicht durch deren Personal am Telefon, was in der praktischen Umsetzung leider regelmäßig der Fall ist“, so Faulhaber.
Als Unternehmer mit hoher Verantwortung für knapp 2.000 Mitarbeitende plädiert Dr. Schultz, ebenfalls Mitglied der IHK-Regionalversammlung Memmingen und Unterallgäu, dafür, zu Prozessen zurückzukehren, welche sowohl die Gesundheitsversorgung der Beschäftigten sichern, wie auch den Missbrauch im Rahmen der aktuellen Regelung unterbinden. Denn so ergänzt Dr. Schultz: „Dieser Missbrauch führt zu wirtschaftlichen Nachteilen für Unternehmen und einer erhöhten Belastung derjenigen Kolleginnen und Kollegen, welche die unberechtigten Ausfälle kompensieren müssen. Dies ist eine ungute zusätzliche Belastung der Solidargemeinschaft im Unternehmen in wirtschaftlich ohnehin nicht einfachen Zeiten.“
Die IHK-Regionalvorsitzende stellt klar: „Wir schätzen unsere Mitarbeitenden und setzen uns für ihre Gesundheit ein. Gleichzeitig benötigen wir jedoch verlässliche Strukturen, um den Betrieb reibungslos zu gestalten. Eine Krankschreibung sollte auf einer persönlichen ärztlichen Einschätzung basieren, um sowohl die Beschäftigten als auch die Arbeitgeber abzusichern.“ Branchenübergreifend sprechen sich viele Unternehmen der regionalen Wirtschaft für eine Rückkehr zu persönlicheren oder digital-gestützten Formen der Krankschreibung durch die Ärzteschaft aus, die sowohl die Interessen der Beschäftigten als auch die betriebliche Organisation berücksichtigen.