Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
Immer mehr Wärmepumpen, immer mehr E-Autos – das Stromnetz wird in der Energiezukunft eine tragende Rolle spielen. Aber nicht überall sind die Leitungen und Anlagen schon jetzt dafür vorbereitet. Deshalb wird zumindest punktuell ein Ausbau notwendig werden, der Strom intelligent verteilt. Dazu hat die Bundesnetzagentur nun neue Regeln veröffentlicht, nach denen Stromversorger künftig unter bestimmten Bedingungen Leistung reduzieren können. Jan Etzel, Leiter Stromnetzbetrieb beim Stadtwerk am See, klärt darüber auf.
„Zunächst einmal: Die Änderungen greifen, wenn überhaupt, erst in einigen Jahren.“ Schließlich seien die technischen Steuer-Möglichkeiten bei den Haushalten noch gar nicht gegeben. Diese Steuerboxen sind erst ab 2024 vorgeschrieben. Und zu Strom-Abschaltungen werde es auch nicht kommen. „Wir können unter bestimmten Bedingungen die Leistung auf 4,2 Kilowatt reduzieren. Zum Vergleich: Das ist das Vierfache der heutigen durchschnittlichen Haushalts-Leistung.“ Und: Es geht ausschließlich um regelbare Wärmepumpen und Ladepunkte, die ab nächstem Jahr ans Netz gehen. Der normale Haushaltsbedarf wird demnach nicht gedrosselt, unabhängig davon, wie hoch er ist. Und diese Regelungsphase sei „sehr, sehr unwahrscheinlich – und von vielen Faktoren abhängig. Wir haben zum Beispiel ein sehr gut ausgebautes Netz, bei uns wird das nach heutiger Einschätzung kaum nötig sein“, führt Jan Etzel an.
„Aber machen wir mal die Rechnung auf: Ein solcher Engpass wird höchstens an vielleicht zehn sehr kalten Tagen im Jahr auftreten. Und dann auch nicht in den engmaschigen städtischen Netzen, sondern in einem Randbezirk. Und selbst dort nur in der Regel höchstens zwei Stunden täglich. Und dann betrifft es nur die regelbaren Wärmepumpen und Ladepunkte. Und selbst diese werden nicht ausgeschaltet, sondern nur auf insgesamt 4,2 Kilowatt heruntergeregelt. Wir reden also von drei Prozent der Tage, und an denen vielleicht von einem Prozent der Gebäude. Und dort von acht Prozent der Zeit. Das ergibt eine Wahrscheinlichkeit von eins zu 40.000, dass gerade jetzt meine Wärmepumpe oder E-Auto betroffen sind“, resümiert er. Selbst dann gehe es auch nur um ein Herunterdimmen, nicht ein Abschalten. Zusätzlich gebe es noch eine finanzielle Entschädigung für alle Haushalte, die ab nächstem Jahr eine regelbare Wärmepumpe oder Ladesäule errichten.
Insgesamt werden die Auswirkungen für die Haushalte also nicht spürbar sein. „Wenn die Wärmepumpe zwei Stunden nur mit geringer Leistung arbeitet, merken Sie das nicht. Und das E-Auto lädt dann eben etwas langsamer.“ Im Regelfall sei das auch kein Problem, und sonst gebe es ja noch die öffentlichen Ladesäulen.
Für Haushalte sind die Auswirkungen also gering bis nicht vorhanden. Und für die Stromversorger? „Wir müssen unsere IT-Systeme darauf vorbereiten und dafür viel Geld investieren, damit wir überhaupt so steuern können.“ Das ist die Voraussetzung, dass man künftig über zeitabhängige Tarife die Verbräuche regeln kann. Zum Beispiel das Auto laden oder den Wasserspeicher nachheizen, wenn die Sonne scheint.
„Die wahre Herausforderung bleibt, die extremen Schwankungen auszugleichen: Normalerweise rechnen wir mit einem durchschnittlichen Verbrauch von einem Kilowatt pro Haushalt. Und jetzt kann es sein, dass ein Haus plötzlich das Achtfache davon über das PV-Dach produziert und ins Netz einspeist. Oder das Achtfache davon aus dem Netz zieht, weil gerade Wärmepumpe und Ladestation aktiv sind. Und wir müssen das vorhersehen und im Hintergrund so managen, dass Haushalte und Unternehmen möglichst unterbrechungsfrei Strom beziehen.“ Allerdings beruhigt Etzel auch: „Unser Netz ist gut ausgebaut, das sieht man auch an den Ausfallzeiten, die dreimal geringer sind als im Bundesschnitt. Gleichzeitig bemühen wir uns, punktuell Engpässe zu beseitigen.“ Das Stadtwerk rechnet deswegen in den nächsten Jahren nicht mit Regelungsbedarf.