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Streik bei Brauerei Oettinger: „Wir werden mit aller Härte dagegen vorgehen“
Tarifstreit

Streik bei Brauerei Oettinger: „Wir werden mit aller Härte dagegen vorgehen“

Der Streik bei der Brauerei Oettinger wurde vorzeitig verlängert und dauert jetzt fünf Tage. Foto: NGG
Der Streik bei der Brauerei Oettinger wurde vorzeitig verlängert und dauert jetzt fünf Tage. Foto: NGG

Die Fronten im Tarifstreit bei Oettinger verhärten sich: Die Gewerkschaft NGG hat einen 48-stündigen Streik vorzeitig verlängert. Oettinger wirft ihr vor, Arbeitsplätze zu vernichten. Die NGG ruft den CEO indes zum Bierausfahren auf.

Sonntagnacht hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) die rund 850 Mitarbeitenden aller Standorte der Brauerei Oettinger zu einem 48-stündigen Warnstreik aufgerufen. Bevor dieser ausgelaufen war, hat die Gewerkschaft NGG zur Verlängerung des Streiks in Oettingen aufgerufen - bis Freitag, 29. August, um 24 Uhr. Die Fronten zwischen Gewerkschaft und Brauerei verhärten sich.

Tarifstreit: Oettinger zieht Tarifangebot zurück

Die dritte Verhandlungsrunde war am 21. August ohne Einigung zu Ende gegangen. Laut dem CEO von Oettiger, Stefan Blaschak, hatten sich die Brauerei Oettinger und die Gewerkschaft in der dritten Verhandlungsrunde einander angenähert. Diese Annäherung ist für Blaschak nun hinfällig: „Unter solchen Voraussetzungen lässt es sich nicht zielführend verhandeln. Unsere ersten Annäherungen verlieren ihre Gültigkeit“, schreibt Blaschak auf Anfrage.

Denn laut Blaschak setze die Gewerkschaft Mitarbeitende unter Druck, am Streik teilzunehmen. Dies sei rechtswidrig. „Wir werden mit aller Härte dagegen vorgehen“, sagt Blaschak.

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Gewerkschaft spricht von guter Stimmung beim Streik

Die Geschäftsführerin der NGG-Region Schwaben, Laura Schimmel, weist auf Anfrage die Vorwürfe zurück: „Die Mitarbeitenden können selbst entscheiden, ob sie streiken oder nicht.“

Die Beteiligung am Streik sei gut und die Gewerkschaft bekomme viel positives Feedback, weiterzumachen. „Wenn Herr Blaschak etwas mitbekommen hat, was ich nicht mitbekommen habe, ist er eingeladen, etwas zu tun“, sagt Schimmel.

Oettinger CEO: NGG vernichtet Arbeitsplätze

Bereits wegen des 48-stündigen Streiks sprach Blaschak davon, dass dieser Konsequenzen nach sich ziehen werde, da dies das Unternehmen wirtschaftlich belastet. „Jede einzelne Streikstunde erschwert die Finanzierbarkeit einer möglichen Entgelterhöhung um ein erhebliches Maß.“ Oettinger müsse bei Volumen- und Ertragseinbußen gegensteuern.

Aufgrund der Streikverlängerung wird Blaschak deutlicher: „Die Gewerkschaft vernichtet durch ihre Hau-drauf-Mentalität in der gesamten sinkenden Bierbranche sehenden Auges und zu Lasten der Mitarbeiter Arbeitsplätze. Auch in unserem Fall bleiben das Vorgehen und die Uneinsichtigkeit der NGG unverständlich.“

Wegen des verlängerten Streiks in Oettingen muss der Geschäftsbetrieb eingeschränkt werden, könne aber dennoch aufrechterhalten werden. Blaschak wertet dies als gutes Zeichen, dass sich „in absehbarer Zeit ein vernünftiger, markttauglicher und finanzierbarer Konsens für unser Unternehmen finden lassen wird.“

NGG: Oettinger-CEO soll Bier ausfahren

Die Gewerkschaft wirft der Brauerei Oettinger indes vor, mit dem Tarifangebot die Probleme der Brauerei zu verschärfen. Die Vorwürfe der NGG gehen noch weiter: „Denn längere Arbeitszeiten führen nachweislich zu sinkender Produktivität und zu höherer Unfallgefahr. Dadurch wird keine einzige Getränkekiste mehr verkauft, sondern nur die Gesundheit der Beschäftigten gefährdet“, sagt Laura Schimmel, Geschäftsführerin der NGG-Region Schwaben.

Weiter wirft Schimmel Blaschak vor, praxisfern zu sein. Der CEO solle selbst eine Woche in der Wechselschicht an der Abfüllmaschine arbeiten oder Bier ausfahren. „Danach wird er seine Forderungen nach längeren Arbeitszeiten und dem Streichen von Entlastungstagen sicher überdenken“, ist sich Schimmel sicher.

Tarifverhandlungen: Das fordern Oettinger und NGG

Laut der Gewerkschaft NGG hatte Oettinger seinen Mitarbeitenden bei der dritten Verhandlungsrunde eine Lohnerhöhung von zwei Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten geboten. Das Weihnachtsgeld bei Krankheit solle gestrichen werden, genauso wie Erholungstage bei Schichtarbeit. Zudem sollen die Pausen, der Krankengeldzuschuss und die Entlastungstage für ältere Mitarbeitende gekürzt werden. Anfangs wollte Oettinger die Entgelte gar nicht erhöhen und hatte den Manteltarifvertrag gekündigt.

Die NGG bewertet das Angebot der Brauerei als Verschlechterung der aktuellen Regelungen. „Unterm Strich bedeutet dies für die Beschäftigten mehr Arbeitsbelastung und ein Minus im Geldbeutel“, sagt Schimmel. Laut der Brauerei Oettinger verschweige die Gewerkschaft hier, dass im letzten Verhandlungsangebot ein Bestandsschutz enthalten gewesen sei.

Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten eine Entgelterhöhung um 6,6 Prozent. Für die Vergütung der Auszubildenden will die NGG 200 Euro mehr. Laut Blaschak sei bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage eine Erhöhung des Entgeltes nicht machbar, ohne die bislang unterschiedlichen Zusatzleistungen in den beiden Manteltarifverträgen anzugleichen.

Die Gewerkschaft ist laut Schimmel jederzeit bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Aber wir brauchen ein ernsthaftes Angebot“, sagt Schimmel. Blaschak wendet sich direkt an die streikenden Mitarbeitenden: „Wir appellieren an die Vernunft jedes einzelnen Mitarbeiters, sich nicht von Polemik aufhetzen zu lassen und Argumente sorgsam abzuwägen.“

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