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Ist die Varta-Krise endlich überstanden?
Strategie

Ist die Varta-Krise endlich überstanden?

Der Standort von Varta in Nördlingen.
Der Standort von Varta in Nördlingen. Foto: Varta AG

Der Batterie-Konzern ist ins Straucheln geraten. Jetzt verkündet das Unternehmen aber positive Zukunftsaussichten. Eine Analyse.

Die Varta AG blickt trotz einer weiter herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage optimistisch auf die kommenden Monate. Gründe sind die weiter positive Entwicklung des Geschäfts mit den Energiespeichern, anlaufende Kundenprojekte sowie die traditionell saisonal steigende Nachfrage im zweiten Halbjahr. Zudem macht das Unternehmen Fortschritte bei der laufenden Restrukturierung. 

Varta baut Stellen ab 

Aktuell liegt die Varta AG bei der Erfüllung der Vorgaben der Kosteneinsparungen im Plan oder übererfüllt sie in manchen Bereichen sogar. Im Plan ist auch der notwendige weltweite Stellenabbau, der auch den Standort in Nördlingen betrifft. So wird das Freiwilligenprogramm am Standort Ellwangen im August abgeschlossen. Weltweit will Varta rund 800 Stellen streichen. Wie alle produzierenden Unternehmen bewegt sich auch die Varta AG in einem Umfeld, das von den Folgen des Kriegs gegen die Ukraine und den Auswirkungen auf die globale Wirtschaft geprägt ist. Preisanstiege bei Rohstoffen sowie eine Konsumzurückhaltung bei den Endkunden haben die Ergebnisse vieler Unternehmen gerade in Europa in den vergangenen Monaten belastet. Varta hatte daher bereits im Herbst 2022 einen strikten Sparkurs eingeschlagen und sich mit seinen finanzierenden Banken und dem Mehrheitseigentümer auf ein Restrukturierungsprogramm geeinigt, das derzeit umgesetzt wird. Die Stellenstreichungen sind dabei, heißt es aus dem Unternehmen, eine Maßnahme neben Programmen zur Umsatzsteigerung, zur Optimierung der Lieferketten, der Prozesse, der Auslandsverlagerung und des Working Capitals. 

Varta bewertet seine Entwicklung als positiv

Auch in den vergangenen beiden Quartalen des laufenden Jahres waren die Herausforderungen infolge der weltweiten Krisen weiter spürbar. So lag der Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2023 bei  339 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA lag im selben Zeitraum bei -6,8 Millionen Euro. Die weitere Entwicklung bewertet die Varta AG positiv: Durch die Belebung des Geschäfts in wichtigen Bereichen sowie die erfolgreich verlaufenden Restrukturierungsmaßnahmen erwartet die Unternehmensleitung im kommenden Jahr bereits wieder einen Umsatz von deutlich mehr als 900 Millionen Euro. Dr. Markus Hackstein, Sprecher des Vorstands der Varta AG erklärte hierzu: „Hinter uns liegt eine herausfordernde Zeit und wir haben noch viel Arbeit vor uns. Aber wir sehen, dass unser entschiedenes Handeln und die Maßnahmen unseres Restrukturierungsprogramms Wirkung zeigen. Unsere Kunden vertrauen weiter auf die starke Marke Varta. Wir haben neue Projekte in Arbeit, die uns davon überzeugen, dass wir im kommenden Jahr wieder zurück auf den Erfolgskurs kommen können.“

Segment Micro Batteries verzeichnet Umsatzminus

Das Segment umfasst das Geschäft mit den Mikro- und Hörgerätebatterien. Der Umsatz liegt zum ersten Halbjahr 2023 bei rund 70 Millionen Euro, was einem Rückgang von 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Innerhalb der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2023 ist das bereinigte EBITDA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 13 Millionen Euro auf rund 10 Millionen Euro gesunken. Die bereinigte EBITDA-Marge liegt bei 14,3 Prozent, was einem Rückgang um 1,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Neben einem Nachfragerückgang, insbesondere bei Zink-Luft Batterien, resultiert dieser Ergebnisrückgang aus der Steigerung der Herstellungskosten, insbesondere aufgrund der für Varta negativen Entwicklung von Rohstoffpreisen im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres.

Der Umsatz im Segment Lithium-Ion CoinPower geht um 75 Prozent zurück

Das Segment umfasst die kleinformatigen Lithium-Ionen-Rundzellen für die OEM-Anwendungen. Der Umsatz liegt zum ersten Halbjahr 2023 bei rund 19,2 Millionen Euro, was einem Rückgang von rund 75,9 Prozent entspricht. Innerhalb der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2023 ist das bereinigte EBITDA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von rund 38,4 Millionen auf rund -29,4 Millionen Euro gesunken, was einem überproportionalen Rückgang im Vergleich zur Umsatzentwicklung entspricht. Aufgrund der reduzierten erwarteten Verkaufszahlen für 2023 wurde eine nicht-zahlungswirksame außerplanmäßige Wertminderung auf das Sachanlagevermögen in Höhe von 25,9 Millionen Euro in der CGU Lithium-Ion CoinPower vorgenommen. Der Haupttreiber für diese Entwicklung ist, dass der Hauptkunde für das Segment auch aufgrund einer signifikanten Eintrübung der Endkundennachfrage sowie eine kundenseitige Diversifizierung der Lieferkette, eine Reduktion der Absatzmengen vorgenommen hat. Zusätzlich führten vereinbarte Preisreduktionen zu einem zusätzlichen leichten Umsatzrückgang. Darüber hinaus haben Lagerreduktionsmaßnahmen mancher Kunden zu geringeren CoinPower-Verkaufszahlen im ersten Halbjahr geführt. Personelle Maßnahmen, wie Kurzarbeit am Standort Nördlingen sowie die Nicht-Verlängerung von befristeten Arbeitsverträgen, wurden bereits umgesetzt, um der Absatzmengen- sowie Nachfrageentwicklung Rechnung zu tragen. Die Kurzarbeit wird aufgrund der sich zuletzt wieder positiv entwickelnden Auftragslage in den kommenden Monaten schrittweise zurückgefahren.

Haushaltsbatterien verzeichnen Rückgang

Das Segment bildet das Geschäft mit Haushaltsbatterien, Akkus, Ladegeräten, Portable Power (Power Banks) und Leuchten ab. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 146,5 Millionen Euro auf 142,5 Millionen Euro gesunken, was einem leichten Rückgang von 2,8 Prozent entspricht. Im Vergleich hierzu ist das bereinigte EBITDA um 42,9 Prozent gesunken. Die bereinigte EBITDA-Marge liegt bei 5,3 Prozent, was einem Rückgang um 3,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die der allgemeinen Kaufzurückhaltung geschuldete verringerte Nachfrage nach Haushaltsbatterien führt zu einer negativen Umsatzentwicklung. Zeitgleich wurden bereits Maßnahmen, wie die Neugewinnung von Kunden, eingeleitet, um diesen Effekt im zweiten Halbjahr zu kompensieren. Negativ auf die Marge hat sich darüber hinaus der sehr deutliche Anstieg der Rohstoffpreise im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres ausgewirkt. Diese Kostensteigerungen konnten nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden.

Varta sieht dem aktuellen Trend der sinkenden Energie- und Rohstoffkosten zuversichtlich entgegen und ist zudem bestrebt, mittelfristig die gestiegenen Kosten weitergeben zu können. Demzufolge ist die Erwartung des Managements, dass das materialintensive Segment „Consumer Batteries“ mittelfristig wieder auf das Margenniveau aus den Jahren 2020 und 2021 zurückkehren kann.

Segment „Energy Storage Systems“ verzeichnet ein Plus

Der Umsatz im Segment „Energy Storage Systems“ ist 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 42,6 Millionen Euro auf 81,5 Millionen Euro gestiegen. Dies entspricht einem Umsatzwachstum von 91,5 Prozent. Das bereinigte EBITDA ist um 8,8 Millionen Euro von 2,7 Millionen Euro auf 11,5 Millionen Euro gestiegen. Die bereinigte EBITDA-Marge liegt bei 14,1 Prozent im Verhältnis zum Umsatz, was einem Anstieg um 7,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das erfreuliche Umsatzwachstum ist einerseits auf den hohen Auftragsbestand aus dem Jahr 2022 und andererseits auf die weiterhin hohe Nachfrage an Heimspeicherlösungen zurückzuführen.

Varta will expandieren

Varta konnte die im Jahr 2022 gestiegenen Herstellungskosten bereits zum Anfang des Geschäftsjahres 2023 vollumfänglich weitergeben und erfuhr unter anderem dadurch erwartungsgemäß eine deutliche Verbesserung der EBITDA-Marge. Darüber hinaus hat Varta den Startschuss zum Aufbau einer Gigawattfabrik für Energiespeicher getätigt. Ende 2023 sollen in Neunheim, Ellwangen, bereits erste Module gefertigt werden. In einer ersten Ausbaustufe sollen über 500 MWh an Energiespeichern pro Jahr produziert werden können, was einer jährlichen Ausbringungsmenge von rund 50.000 Systemen entspricht. Aufgrund einer leichten Anpassung der Produktpreise wegen gesunkener Rohstoffkosten sowie der Anlaufkosten im Zusammenhang mit der Varta.wall Produktion wird die Marge im zweiten Halbjahr leicht rückläufig erwartet.

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