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B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Sozialkompetenz versus intellektuelles Potential: Herr Kersting, was zählt wirklich?
Prof. Dr. Martin Kersting: Es kommt darauf an. Das klingt nach Wischi-Waschi, aber so ist es: Intelligenz allein hilft nicht, wenn jemand nicht kommunizieren kann. Aber Dampfplaudern allein bringt uns auch nicht weiter. Vereinfacht dargestellt sind es drei Dimensionen, die beruflich relevant sind: Herz, Hand und Verstand. Mit Herz meint man die Fähigkeit zum Umgang mit anderen. Mit Hand die Fähigkeit, sich selbst managen zu können. Dazu gehört zum Beispiel, sich zu motivieren oder sich bei Stress unter Kontrolle zu haben. Und mit Verstand eben das intellektuelle Potenzial. Alle drei sind notwendige, aber keine hinreichenden Erfolgsfaktoren. Welche Dimension besonders wichtig ist, hängt von den Anforderungen ab. Diese sind beim Türsteher anders als bei der Wirtschafsprüferin.
Warum liegt der Fokus im Alltag häufiger auf der Sozialkompetenz von Mitarbeitern und weniger auf ihren intellektuellen Fähigkeiten?
Wir erleben andere Menschen in sozialen Situationen. Dabei dominiert der Eindruck, wie jemand mit uns oder anderen umgeht, wie souverän sie oder er wirkt. Beim Denken können wir anderen nicht zusehen.
Wie lassen sich intellektuelle Fähigkeiten messen?
Eine Vielzahl an Studien zeigt, dass sich kognitive Fähigkeiten am besten durch einen Test erfassen lassen. Bei anderen Methoden – wie dem Interview – läuft man immer Gefahr, sich von der überragenden sozialen Kompetenz blenden zu lassen oder bei mangelhafter sozialer Kompetenz die inhaltliche Seite der Aussagen zu übersehen. Infrage kommen auch Fallstudien, wenn man die Ergebnisse standardisiert abprüft und nicht etwas präsentieren und diskutieren lässt, was wiederum soziale Fähigkeiten erfordert.
Wie lässt sich intellektuelle Kompetenz steigern?
Die Intelligenz ist im Erwachsenenalter recht stabil, da lassen sich – wenn überhaupt – nur mit sehr hohem Aufwand sehr kleine positive Effekte erzielen. Es hilft aber, seine Fähigkeit gut einschätzen zu können und sich seine Umwelt „passend“ zu gestalten: Die eine benötigt etwas mehr Ruhe, um komplexen Anforderungen gerecht zu werden, der andere etwas mehr Zeit, jemand Drittes sucht sich Hilfe, wenn es um die Durchdringung von Zahlenmaterial geht.
Welchen Praxis-Tipp haben Sie für Entscheider in Bezug auf die Personalbeurteilung?
Überlegen Sie, welche Anforderungen Sie an aktuelle oder zukünftige Mitarbeiter stellen und worauf es wirklich ankommt. Gehen Sie gedanklich durch, wie jemand, mit dem Sie zufrieden sind, in erfolgskritischen Situationen handelt. Bewerten Sie dann bei Mitarbeiten dieses erfolgskritische Verhalten und nicht das „Drumherum“. Überlegen Sie, wie Sie Bewerber in eine Situation bringen können, in denen dieses relevante Verhalten beobachtbar wird. Und finden Sie heraus, was Sie selbst tun können, damit aktuelle und zukünftige Mitarbeiter ihr Potenzial entfalten können.