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Ihr Geld vermehren und dabei noch Gutes tun – so lautet das Ziel von immer mehr Menschen. Deshalb investieren sie auf dem Finanzmarkt in Unternehmen, die zum Gemeinwohl und zum Umweltschutz beitragen. Selbst Aktien von Unternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell zu überprüfen und auszuwählen, ist aufwendig. Als ein Maßstab können dafür aber die 17 Sustainable Development Goals (SDG) herangezogen werden, welche die Vereinten Nationen festgelegt haben. Ratingagenturen bewerten dann, inwiefern Firmen zu deren Erreichung beitragen. Dabei greifen die Agenturen Unternehmen aus einem Index wie dem MSCI World heraus, werten deren Nachhaltigkeitsberichte aus und analysieren weitere Daten. Ihre Bewertungen verkaufen sie dann an Finanzinvestoren und Banken, die aufbauend darauf nachhaltige Finanzprodukte anbieten.
Die Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Sebastian Utz und Prof. Dr. Marcus Wagner der Universität Augsburg zeigen in einer statistischen Studie gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Kassel und zu Köln, dass SDG-Bewertungen desselben Unternehmens durch fünf verschiedene Ratingagenturen sehr unterschiedlich ausfallen. „Hierfür gibt es mehrere Gründe“, führt Sebastian Utz aus. „Die Ratingagenturen wenden verschiedene methodische Ansätze an, in den Beiträge zu einzelnen Sustainable Development Goals verschieden priorisiert und interpretiert werden. Ein Beispiel für das siebte SDG („bezahlbare und saubere Energie“): Wie nachhaltig wird Nuklearenergie bewertet? Während das Endlagerproblem weiterhin ungelöst ist und gewisse Sicherheitsrisiken nicht ausgeschlossen werden können, wird diese Art der Stromerzeugung als stabil, günstig und emissionsarm angesehen. Im Rahmen der Verhandlungen zu den europäischen Leitlinien zur Nachhaltigkeitstransformation wurde deutlich, dass sich in der Europäischen Union die Mitgliedsländer bei dieser Frage auf keine final einheitliche Lösung verständigen konnten“.
Ein weiterer Unterschied bei der Bewertung, beispielsweise bei Unternehmen im Gesundheitswesen, basiere darauf, ob man eher die Branche als insgesamt positiv bewerte oder sich konkrete chemische Produktionsprozesse und deren ökologische Auswirkungen ansehe. Resümierend zeigt die Studie jedoch, dass sich die Ratingagenturen gerade bei den Branchen Energie, Gesundheitswesen und Grundstoffe sowie bei Klima- und Energiezielen bei ihren Bewertungen oft nicht einig sind.
Marcus Wagner weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Aktuell zeigt sich in nachhaltigen Finanzprodukten eine sehr dynamische Entwicklung. Es gibt eine wachsende Nachfrage, was aber auch bedeutet, dass sich entsprechende Ratings gut verkaufen lassen. Es besteht die Gefahr von schlechten Produkten“. Wenn Anleger auf ein weniger gutes Ranking setzen, entstehen potenziell negative Effekte. „Einerseits ist die Rendite möglicherweise nicht so wie erwünscht. Andererseits wird die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft dadurch gehemmt und ineffizient. Und das bedeutet langfristig betrachtet auch teuer.“
Außerdem, so die Forscher, sei die zugrunde liegende Methode eines Ratings und dessen Gewichtung oft nicht transparent. Jede Agentur habe das Bestreben, ihre Bewertung als die Beste zu verkaufen. Auch wenn sich einheitlichere Standards mit der Zeit aus dem Markt heraus entwickeln können, sehen Utz und Wagner die Notwendigkeit, dass die Politik regulierend einschreitet, wenn Marktakteure nicht schnell genug Verlässlichkeit erreichen. „Wie die Ratings zustande kommen, muss nachvollziehbarer sein“, so Wagner. Man könne nicht zu lange abwarten, denn Zeit sei das, was man gerade beim Klimawandel nicht habe