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Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft birgt Chancen
Interview mit Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair

Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft birgt Chancen

Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg.
Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg. Foto: Hochschule Augsburg

Wenn Wirtschaft und Wissenschaft miteinander kooperieren, profitieren beide Seiten. Welche Chancen sich für Studierende, aber auch Unternehmen in der Region dadurch ergeben und wie Wirtschaft und Hochschule dem Fachkräftemangel entgegenwirken, weiß Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg.

B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Hochschule oder Uni: Welche Argumente sprechen für ein Hochschulstudium?

Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair: Es ist nicht das eine oder das andere besser oder schlechter. Das hängt von den persönlichen Präferenzen des Abiturienten ab. Grundsätzlich hat man an der Hochschule kleinere Gruppen und einen sehr starken Praxisbezug in überwiegend technischen Studienfächern. Außerdem viele Projektpartner und entsprechende Firmen, mit denen ich im Rahmen von Projektarbeiten kommuniziere. Die Hochschule ist das Richtige, wenn Sie einen starken Praxisbezug haben und gezielt mit bestimmten Themenfeldern in Berührung kommen wollen. Wenn man eher in die Grundlagenforschung möchte, ist man an der Universität richtig angesiedelt.

Was kann aus Ihrer Sicht die Hochschule Augsburg, was andere Standorte nicht können?

Was für Augsburg spricht: Man hat die Industrie vor Ort. Alles was Sie hier lernen können, können Sie innerhalb von 50 Kilometern bei einer Firma hervorragend einsetzen. Beispiele: Sie können zu Audi nach Ingolstadt gehen, um Navigationsgeräte für Next Generation Mobility Lösungen zu optimieren. Sie können zu Premium Aerotec, um zu sehen, wie man Flugzeuge und Raketen entwickelt. Wenn Sie Bauingenieur sind und zur Gartner Group gehen, dann machen Sie nicht nur irgendeine Fassade, sondern die Fassade vom Apple Hauptgebäude – eines der größten Bauwerke dieser Zeit. Zu solch herausragenden Projekten hat man direkt Zugriff – und das vor Ort.

Ist bei der jungen Generation in Bezug auf Interessen ein Trend erkennbar?

Im Allgemeinen möchten sich die jungen Menschen mit Themen auseinandersetzen, für die sie wirklich brennen. Statt dem Marken-Premium zieht es die Leute immer mehr dahin, wo es interessante Projekte gibt und gute Leute, mit denen sie zusammenarbeiten können. Wichtiger als das Prestige sind die Tätigkeit und das Umfeld. Auch sticht heraus, dass die Studierenden heute möglichst viele hippe Titel in ihrem Abschluss wie künstliche Intelligenz, Big Data oder Umwelt haben wollen.

Ist die junge Generation denn auch mutiger?

Was die Startup-Mentalität betrifft oder das Vertrauen auf die eigenen Kräfte, im Schnitt ja. Vor allem bei der Gestaltung, Architektur oder beim Bau ist zu beobachten, dass es durchaus einige gibt, die sich mehr trauen. Das liegt aber auch daran, dass in diesen Studiengängen tendenziell ältere Studierende sind, die davor schon eine Lehre gemacht haben. Sie wissen, was sie wollen oder auch nicht wollen. Mit mehr Erfahrung ist man automatisch mutiger und geht entschlossener voran. Es kommt auch drauf an, wie man Mut definiert. Wenn es um Existenzgründung geht oder darum, Neues auszuprobieren, mal ins Ausland zu gehen oder etwa eine Schule in Afrika aufzubauen – da ist die neue Generation definitiv mutiger.

Welche Kooperationsmöglichkeiten mit der Hochschule Augsburg gibt es für Unternehmen?

Es gibt die Form der Projektarbeit: ein Team aus fünf bis zwölf Studierenden und einem Professor als Fachbetreuer arbeitet an einer vom Unternehmen gestellten Fragestellung. Die Studierenden profitieren neben dem Kontakt davon, indem sie konkrete Fragestellungen aus der Industrie kennenlernen. Das Unternehmen lernt natürlich auf einen Schlag mehrere Teilnehmer kennen, woraus sich bei zwei bis drei Studierenden eine Abschlussarbeit ergibt. Auch kann man so Ideen ausleben, an Prototypen feilen und einfach mal ausprobieren. Da beide Seiten viel davon haben, machen wir diese Projekte sehr gerne.

Aktuell arbeiten Sie gemeinsam mit der IHK Schwaben am Zukunftskonzept gP_2025. Es soll den Fachkräftemangel bekämpfen. Worum geht es genau?

Die Hochschule Augsburg ist mit ihren Kapazitäten am Limit. Wir müssen jährlich über 500 Studierende abweisen. Und das in einer Region, die permanent unter dem Fachkräftemangel leidet. Gemeinsam mit der IHK Schwaben haben wir das Zukunftskonzept gP_2025 entwickelt, das wir für die Wirtschaft der Region umsetzen möchten. Konkret geht es um jährlich 500 Studierende zusätzlich, die wir in sechs neuen Studiengängen ausbilden wollen: Das sind die Zukunftsfelder Big Data, Mensch-Maschine-Interaktion, Künstliche Intelligenz, Wirtschaftspsychologie für Digitale Märkte und Softwareentwicklung. Das bedeutet 500 Absolventen mehr für die Unternehmern aus der Region. Aber auch rund 2.000 Studierende mehr, die bis zu ihrem Hochschulabschluss den Unternehmen der Region als Praktikanten oder Werkstudenten zur Verfügung stehen.

Wie weit ist die Umsetzung?

Das Konzept für gP_2025 liegt der Staatskanzlei sowie dem Bayerischen Wirtschafts- und dem Bayerischen Wissenschaftsministerium vor. Wir könnten sofort mit der Umsetzung beginnen. Es fehlt nur grünes Licht – also die finanziellen Ressourcen – aus München. Die Region möchte gP_2025 unbedingt haben. Bei der IHK-Regionalversammlung des Wirtschaftsraums Augsburg wurde gP_2025 mit der Einbindung von über 110 Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen verabschiedet. Über 100 Unterstützerschreiben von Unternehmen und Politikern gingen bisher in München ein. Soweit ich weiß ist so eine breite Beteiligung bisher einmalig in Bayerisch-Schwaben.

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