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Als Geschäftsbereichsleiter bei dem Ingenieurdienstleister Brunel verantwortet Wolfram Fees seit rund sechs Jahren die Niederlassungen Augsburg, München, Ingolstadt, Regensburg, Wien und Salzburg. Die Brunel GmbH stellt Unternehmen im Hochtechnologiebereich über 3.000 Ingenieure, Informatiker, Techniker und Manager für Projektlösungen in unterschiedlichsten technischen Aufgabenbereichen zur Verfügung. Im Interview verrät Wolfram Fees nun, was der erhöhte Mindestlohn für die Wirtschaft bedeutet und wer davon wirklich betroffen ist.
B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Der Mindestlohn soll ab kommenden Jahr 8,84 Euro betragen. Stellen 34 Cent mehr in der Stunde ein Problem für Arbeitgeber dar?
Wolfram Fees: Da kann ich nur für uns als Ingenieurdienstleister sprechen und hier klar sagen: Uns als Arbeitgeber betrifft die Erhöhung nicht. Wir arbeiten mit einem ver.di Haustarifvertrag, der auf die Gehaltsstrukturen der verschiedenen bei uns angestellten Berufsgruppen – Ingenieure, Informatiker, Techniker, Manager – angepasst ist und ohnehin deutlich höher liegt als der gesetzliche Mindestlohn. Die Erhöhung trifft eher Branchen wie das Hotelgewerbe, die Landwirtschaft, Gastronomie oder den Pflegebereich. Aber auch in anderen Bereichen könnte sich das Praktika-Angebot verringern, was schädlich für die Ausbildung der Fachkräfte von morgen wäre.
Wie wirkt sich der Mindestlohn auf diese Branchen aus?
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen dem gesetzlichem Mindestlohn und dem einzelner Branchen. Letzterer liegt in der Regel über 8,84 Euro. So auch in dem Hochtechnologiebereich, in dem wir als Ingenieurdienstleister tätig sind: Dort wird gerade bei uns in Süddeutschland seit jeher überdurchschnittlich bezahlt, sodass Branchen wie der Maschinenbau, die Luft- und Raumfahrt oder die Informationstechnik von der Erhöhung nichts spüren werden. Vom gesetzlichen Mindestlohn betroffen sind aus meiner Sicht ohnehin weniger bestimmte Branchen, sondern eher Bereiche, in denen geringfügig verdienende Arbeitskräfte zum Einsatz kommen. Damit meine ich den sogenannten Niedriglohnsektor – und diesen gibt es branchenübergreifend.
Spürt der Endkunde das?
Als Verbraucher konnte ich persönlich seit der Einführung Anfang 2015 keinerlei Auswirkungen in Form von Preissteigerungen oder längeren Wartezeiten aufgrund von weniger Arbeitskräften feststellen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund stellte ja sogar fest, dass der Mindestlohn bundeslandübergreifend in der untersten Einkommensgruppe nicht nur für Lohnsteigerungen sorgte, sondern die Beschäftigung stieg.
Wächst neben dem Entgelt auch der bürokratische Aufwand?
Der Aufwand ist bereits mit der Einführung des Mindestlohns vor rund eineinhalb Jahren gestiegen. Laut der letztjährigen Umfrage der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektroindustrie in Bayern, des bayme vbm, führte der Mindestlohn in 70 Prozent der Unternehmen zu einem bürokratischen Mehraufwand. Dies gilt gerade für kleine und mittlere Betriebe: Sie müssen beispielsweise mehr Ressourcen in die Stundenerfassung investieren. Aus meiner Sicht ist diese Entwicklung jedoch legitim: Schließlich sollte es auch im Sinne eines Arbeitgebers sein, einen exakten Überblick über die Arbeitszeiten seiner Mitarbeiter zu haben. So können beispielsweise Kapazitäten besser eingeschätzt und damit wirtschaftlicher eingesetzt werden. Der zusätzliche Aufwand kann also auch eine Chance bedeuten.
Es ist gesetzlich verankert, den Mindestlohn alle zwei Jahre anzupassen. Sind 34 Cent zu viel?
34 Cent mehr bedeuten 4 Prozent mehr. Das entspricht in etwa der letzten Tariferhöhung im öffentlichen Dienst: Hier bekommen die Beschäftigten bei Bund und Kommunen bis Februar 2017 in zwei Schritten insgesamt 4,75 Prozent mehr Gehalt. Diese Erhöhung wurde auch im Tarifindex, in den rund 500 Tarifverträge einfließen, berücksichtigt. Da dieser Index von der Mindestlohnkommission als Basis für die Bezifferung der Erhöhung genutzt wird, bin ich der Meinung: 34 Cent sind absolut im Rahmen.
Der Mindestlohn stieß an vielen Stellen auf Kritik – hat sich der Markt daran gewöhnt oder ist er nur stiller geworden?
Um bei Ihrer Metapher zu bleiben: Es wurde teilweise lautstark von einem massiven Stellenabbau und nicht zu bewältigenden Mengen an Bürokratie gewarnt, wie auch aus der Studie des bayme vbm hervorgeht. Aus meiner Sicht ist es deutlich stiller geworden; man hat sich an den gesetzlichen Mindestlohn gewöhnt, die Unternehmen haben sich darauf eingestellt. Ohnehin finde ich: In einer Demokratie sind Diskussionen ganz normal – und können daher gern auch öffentlich ausgetragen werden. Entscheidend ist doch die Akzeptanz und Umsetzung der Entscheidungen. Und letzten Endes haben sich knapp ein Jahr nach Einführung die pessimistischen Prognosen, wie die Gefährdung von bis zu 900.000 Arbeitsplätzen, nicht bestätigt.
Das Interview führte Iris Zeilnhofer