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„Erfolgs-Junkie“ sorgt für Tränen und Standing Ovations auf der IHK Fuckup Night
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„Erfolgs-Junkie“ sorgt für Tränen und Standing Ovations auf der IHK Fuckup Night

Auf der IHK Fuckup Night dreht sich alles um das Scheitern als Unternehmer. Foto: B4BSCHWABEN.de
Auf der IHK Fuckup Night dreht sich alles um das Scheitern als Unternehmer. Foto: B4BSCHWABEN.de

Ein innovatives Produkt, ein durchdachter Business Plan und eine gute Finanzierung reichen nicht immer zum Erfolg. Warum das Scheitern mit der eigenen Gründung manchmal auch Leben retten kann, zeigt die IHK Fuckup Night 2023.

Fehler, Versäumnisse und Irrtümer unterlaufen selbst den bekanntesten Namen der Startup-Szene. Nicht jede Gründungidee wird zur Erfolgsgeschichte, nicht jede unternehmerische Entscheidung bringt das eigene Business voran. Mut und Durchhaltevermögen sind es, was Erfolgsmenschen über ihre Fehlentscheidungen hinweg tragen. Die „Fuckup Night_Vol. 2“ der IHK Schwaben bot drei solcher Erfolgsmenschen die Bühne. Mit ihren Erzählungen belegen sie, dass das Scheitern oft sogar mehr Fortschritt einbringt als der reine Erfolg.

Die IHK Schwaben lud hunderte Gäste in das Augsburger Gaswerk zur IHK Fuckup Night Vol. 2 ein. Im Fokus stand dabei der richtige Umngang mit dem Scheitern auf Unternehmensebene. Fotos: B4BSCHWABEN.de

Wie die Gründerin des Jahres sich mit Adventskalendern rettete

Aktuell befindet sich Nora Blum im Sabbatical, nachdem sie ihr mehrfach gekürtes Mental-Health-Start-Up verlassen hat. Zur Gründung sei es gekommen, weil Menschen mit psychischen Problemen für sie zu lange auf eine ärztliche Behandlung warten müssen. 40.000 Patienten in acht Jahren, 20.000.000 Millionen Euro an Investorengeldern und die Auszeichnung als Gründerin des Jahres brachte ihr der Lösungsansatz über eine Gesundheitsapp ein. Doch obwohl es oberflächlich wie eine einzige Erfolgsgeschichte wirkt, seien auf dem Weg diverse Fehler passiert.

Fast wäre Nora Blum auf dem Weg zur Gründerin des Jahres auf der Strecke geblieben. Foto: B4BSCHWABEN.de
Fast wäre Nora Blum auf dem Weg zur Gründerin des Jahres auf der Strecke geblieben. Foto: B4BSCHWABEN.de

Bei Fund Raising treten Startups ihre Anteile - oder wie sie sagt „ein bisschen ihre Seele“ - für Investitionsgelder ab. Diese Finanzierungsart war für ihr Unternehmen als Staffelauszahlung an definierte Meilensteine geknüpft. An die Zielsetzung dafür ging die Gründerin rückblickend zu optimistisch heran. Denn die Umsätze wichen aus verschiedenen Gründen weit von dem ab, was sie gemeinsam mit dem Investor im Business Plan vereinbart hatte. Das heutige Vorzeigestartup stand kurz vor dem Bankrott. Die Rettung: der Verkauf von Adventskalendern als Tech-Unternehmen. Denn die selbst getauften Achtsamkeits-Kalender mit Anti-Stress-Schokolade verkauften sich wie warme Semmeln und verwandelten das Büro um die Weihnachtszeit in eine Bastelstation. Der Meilenstein wurde dadurch erreicht und legte den Grundstein für den kometenhaften Aufstieg. Dinge, so sagt sie, gehen eben schief und sie laufen schon gar nicht so wie man sie sich wünscht.

Alle Wege führen zum Erfolg – oder auch nicht

Über eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten mit anschließendem Studium führte das Leben Marcus Diekmann an den gefühlten Scheidepunkt seines Lebens. Er schmiss alles hin, ohne zu wissen, wie es nun weitergehen soll. Kurze Zeit später verdiente er nach eigenen Angaben 10.000 Euro monatlich bei einer Unternehmensberatung – ganz zur Erleichterung seiner Eltern. Das sichere Einkommen tauschte er jedoch schon kurze Zeit darauf für seine eigene Online Marketing Agentur ein – im Jahr 2004 als Startups und digitale Produkte noch viel Skepsis ernteten. Dementsprechend schwer sei es für ihn und seinen Geschäftspartner gewesen, andere von ihrer Arbeit zu überzeugen.

Hat im Leben schon einige Neuanläufe nehmen müssen: Marcus Diekmann. Foto: B4BSCHWABEN.de
Hat im Leben schon einige Neuanläufe nehmen müssen: Marcus Diekmann. Foto: B4BSCHWABEN.de

Wiederbefüllbare Kaffeekapseln, die zu jener Zeit eine Innovation waren, sollten die Initialzündung für den Durchbruch werden. Mit der Lizenz des Herstellers und einer Investition von 100.000 Euros scheiterte das Startup jedoch am deutschen Markt. Auch mit automatisierten SMS-Nachrichten ging eine 50.000 Euro teure Idee nicht auf. 2009 verkauft er gemeinsam mit seinem Partner die 25 Mitarbeiter starke Agentur schließlich für 250.000 Euro. Das Geld floss direkt in die Gründung einer E-Commerce Agentur mit der sich letztendlich der lange ersehnte Erfolg einstellte. Trotz aller Irrwege und Zweifel habe er einfach nie den Glauben verloren, denn aus allen Niederlagen entstehen am Ende stets neue Dinge, was er mit seiner Geschichte auf der IHK Fuckup Night 2023 anderen beweisen wolle.

Diese Fuckup kostete fast ein Menschenleben

Er selbst nennt sich einen „Junkie“ der süchtig nach dem Erfolg war. Bürgerlich heißt der Protagonist der tragischsten Fuckup-Geschichte des Abends Alexander Durz. Seine Gründungsidee: Eine Auktionsplattform für Fahrräder. Er habe von Anfang an unternehmerisch bei der „Tour de France“ statt nur den „Amateurrennen“ mitfahren wollen. Als Europas größter Fahrradimporteur mit Sitz in Augsburg Konkurs ging, sah er die Chance „ganz vorne mitzuspielen“. Mit diesem Deal und der Aussicht auf massig Ware wähnte er sich auf Überholspur. Er hatte sich geblendet vom Erfolg allerdings nie damit auseinandergesetzt, was bei dem Unternehmen überhaupt zur Insolvenz geführt hatte. Geld sei anschließend unkontrolliert in IT, Marketing und Anlagenflächen geflossen. Auf dem Papier sei es aber gut gelaufen und Durz machte sich in der Branche einen Namen. „Es ging immer nur aufwärts“, erzählt der Neusäßer. Prozesse, Gewinn und Nachhaltiges Wachstum waren jedoch stets dem Umsatz untergeordnet. Waren- und Mitarbeiterbestand schossen so immer weiter in die Höhe.

Alexander Durz scheiterte an seinem eigenem Erfolgshunger. Foto: B4BSCHWABEN.de
Alexander Durz scheiterte an seinem eigenen Erfolgshunger. Foto: B4BSCHWABEN.de

Eines Abends klingelte das Telefon – am anderen Ende der Leitung, ein Mitarbeiter von Amazon. Sein Unternehmen sollte eines der ersten in ganz Deutschland werden, dass seine Waren über den heutigen Handelsriesen vertreibt. Für Durz war die Entscheidung mit Aussicht auf weiteres Wachstum sofort klar. Während die Umsätze im hauseigenen Shop daraufhin abstürzten, explodierten die Verkaufszahlen über Amazon. Doch das Kartenhaus begann einzustürzen als Mitarbeiter, Banken, Finanzamt aufgrund von immensen Ausgaben zunehmend Druck aufbauten. So viel, dass Durz am 9. März 2016 über einen Suizidversuch im Krankenhaus landete. Der Zusammenbruch – sein Neustart. Neun Verfahren, zwei Hausdurchsuchungen und eine Verurteilung später ist er überzeugt: „Aus jeder Krise gibt es einen Weg. Und wer sich helfen lässt, findet Hilfe. Eine Geschichte die ihn selbst zum Ende seines Vortrags zu Tränen und das Publikum der IHK Fuckup Night 2023 zu Standing Ovations zwang.

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