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Die Handwerkskammer für Schwaben (HWK) erreichen verzweifelte Anrufe von Handwerksbetrieben, die durch die extrem hohen Strompreise in den finanziellen Ruin getrieben werden. Strompreissteigerungen von bis zu 300 Prozent sind nach einer Mitteilung der HWK zu erwarten.
Eine Traditionskonditorei in Augsburg, die ihren Strom aktuell an der Strombörse einkauft, hatte für das 2. Halbjahr 2021 noch Stromkosten in Höhe von 21.000 Euro zu bezahlen. Für das 1. Halbjahr 2022 belief sich die Abschlagszahlung bereits auf 30.000 Euro, die nun für das 2. Halbjahr 2022 auf nahezu 80.000 Euro angehoben werden soll, berichtet die Kammer. Begründet wird dies mit dem gestiegenen Preis an der Strombörse. Tatsächlich sind die Preise an der Strombörse mittlerweile auf einem hohen Niveau von über 50 Cent je Kilowattstunde angekommen. Gegenüber dem Preisniveau vor der Corona-Pandemie und dem Ukrainekrieg ist dies mittlerweile eine Steigerung in einer Größenordnung von bis zu 1000 Prozent.
„Wir befürchten, dass sich diese Preise festsetzen und gehen von verheerenden Folgen aus“, sagt Alfred Kailing, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben. „Diese Verteuerung im Strombereich wird die volkswirtschaftlichen Kosten der gesamten Pandemiezeit innerhalb eines Jahres übertreffen. Der daraus entstehende Schaden für die Wirtschaft käme – aufgrund der drohenden Insolvenzen –einer Katastrophe gleich“.
Aktuell erfolgt die Preisbildung an der Strombörse nach dem Merit-Order Prinzip. Der Erzeugerpreis des teuersten Kraftwerks aller stromerzeugenden Kraftwerke bestimmt den Börsenpreis. Derzeit erzeugen die Gaskraftwerke den teuersten Strom. Aufgrund der Gasnotlage sind die Gestehungskosten dieser Kraftwerksart um den Faktor 5 bis 10 gestiegen. Dies schlägt sich an der Börse unmittelbar nieder, wobei der Gasanteil bei der Stromerzeugung durch Gaskraftwerke nur bei rund 15 Prozent liegt. Alle anderen Energieerzeugungsanlagen (Erneuerbare Energie, Atomkraft, Kohlekraftwerke) liefern zu weitgehend stabilen Gestehungskosten den überwiegenden Anteil der Energie. Es besteht kein Verknappungsproblem, sondern der Preisbildungsmechanismus nach dem Merit-Order-Prinzip treibt den Strompreis in gigantische Höhen, analysiert die HWK. Die Betreiber der Nicht-Gas-Kraftwerke können daher unvorstellbare Gewinne auf Kosten der Verbraucher und der Wirtschaft erzielen, heißt es weiter.
„Die Lage ist so dramatisch, dass jetzt sofort gehandelt werden muss – und zwar mutig und konsequent“, fordert Kailing die Politik auf. „Einzelne, sekundär wirkende Maßnahmen wie die Senkung der Mehrwertsteuer oder das Energiekostendämpfungsprogramm können den drohenden Schaden nicht verhindern. Vielmehr müssen jetzt gezielt die Gestehungskosten der Gaskraftwerke, die Strom erzeugen, gesenkt werden“. Kailing könnte sich zum Beispiel eine direkte Subvention des Gaspreises ausschließlich für diese Gaskraftwerke vorstellen. „Der Hebeleffekt einer solchen Subvention wäre enorm, da er zu einer sofortigen Reduktion des allgemeinen Strompreises führen würde. Der Aufwand dafür wäre in jedem Fall nur ein Bruchteil des Schadens, der uns droht“, sagt Kailing. „In dieser außergewöhnlichen Krisenzeit müssen wir außergewöhnliche Maßnahmen greifen. Wir müssen handeln, um irreparable Schäden zu verhindern“.
Die Handwerkskammer für Schwaben hat sich in einem Brief an die schwäbischen Bundes-, Europa- und Landtagsabgeordneten gewandt und sofortiges Reagieren gefordert.