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Dr. Fabian Mehring: Auf diese Schirmherrschaft habe ich mich aus zwei Gründen ganz besonders gefreut: Natürlich weil die Metropoleregion Augsburg meine Heimat ist. Vor allem aber deshalb, weil am Lech gerade eine gewaltige Dynamik zugunsten der Zukunftstechnologien entsteht, die bei Augsburg20x mit Händen greifbar war. Wir mausern uns gerade mit einer gehörigen Machermentalität zum zweiten großen Innovation-Hub in Bayern, wofür ich als bayerischer Zukunftsminister von Berufs wegen zuständig bin. Auf diese Weise fusioniert im Augsburg20x quasi meine berufliche Mission mit meiner Heimat, sodass ich ein besonders stolzer Schirmherr dieses tollen Events bin.
Dr. Fabian Mehring: Absolut essenziell. Die Start-ups von heute sind die Unternehmen von morgen und wirken als Innovationsmotor der digitalen Transformation. Das gilt umso mehr in Zeiten fundamentaler und disruptiver Veränderungen unserer Wirtschaft, wie wir sie derzeit erleben. Inmitten einer hochdynamischen digitalen Transformation ist die Gründerszene besonders bedeutsam, weil Start-ups als Transformationsbeschleuniger wirken. Oft genug erleben wir im Zuge dessen, dass auch große etablierte Unternehmen bewusst die Nähe zur Start-Up-Szene suchen und massiv hiervon profitieren. Start-ups sind demnach ein echter Game-Changer und genau derjenige Turbo, den wir brauchen, um unsere Ökonomie fit für die KI-Revolution zu machen. Umso schöner ist es, dass die Strategie meines Ministeriums, unseren Freistaat zu einem Premium-Standort für die Zukunftstechnologien weiterzuentwickeln, erfolgreich aufgeht. Bayern hat Berlin als Deutschlands Start-Up-Hochburg abgelöst und unser UnternehmerTUM-Ökosystem rund um München ist derzeit sogar das erfolgreichste Gründerzentrum in ganz Europa. Ähnlich gut läuft es bei uns daheim am Lech: Unsere Technische Hochschule in Augsburg ist mit Ihrem Funkenwerk in ihrer Größenklasse die erfolgreichste Gründerhochschule in ganz Deutschland. Wenn ich zudem auf unser Digitales Zentrum Schwaben oder auf unser KI-Produktionsnetzwerk schaue, dann ist die Metropolregion Augsburg gerade auf dem besten Weg, sich zum zweiten großen Leuchtturm der Gründerszene in Süddeutschland zu mausern.
Dr. Fabian Mehring: Wir sind an der bundesweiten Spitze und spielen auch europaweit in der Champions-League mit. Wir haben als Bayern jüngst Berlin überholt, das früher immer als Deutschlands Gründerhauptstadt galt, und auch in Europa kommt ein erheblicher Teil des Sounds der Zukunft aus und um München. Im Grunde sehe ich im Moment zwei Top-Innovations-Hubs in Europa, die global in der ersten Liga mitspielen können: Einen im Umfeld der StationF in Paris und den zweiten bei uns in Bayern, mit unserer UnternehmerTUM in München. Unser Ziel muss es jetzt sein, als Metropolregion Augsburg hierauf aufzubauen und unsere Region am Lech als Heimat für Hightech zu verstehen. Als ehemalige Textilmetropole wissen wir, wie Transformation geht, und bringen im Bereich von Forschung, Entwicklung und Wirtschaftsstruktur alle Voraussetzungen mit, um Siegerin der KI-Revolution zu werden.
Dr. Fabian Mehring: Wie lange haben wir Zeit? (lacht) Im Ernst: Rückenwind für die digitale Transformation zu geben, ist der Wesenskern meiner täglichen Arbeit und die DNA meines Ministeriums. Deshalb gibt es freilich eine Fülle von Programmen, die wir in Anschlag bringen, um den Turbo für ein modernes Digitalland Bayern zu zünden. Was mir ein besonderes Herzensanliegen ist, ist es zu schaffen, die Chancen von Zukunftstechnologien und der digitalen Transformation auch ins Herz des bayerischen Mittelstands zu tragen. Deshalb habe ich landesweit acht KI-Regionalzentren etabliert - zwei davon bei uns in Schwaben. Dort helfen wir Bayerns Mittelstand in Zusammenarbeit mit unseren Hochschulen ganz konkret dabei, Künstliche Intelligenz in ihrer täglichen Geschäftspraxis zu implementieren. Darin investiere ich aktuell knapp 10 Millionen Euro und habe bereits 100 zumeist familiengeführte Mittelständler aus dem ganzen Land an Bord.
Eine weitere bedeutsame Initiative ist unser „Innovationsbeschleuniger“, den wir gerade über Bayerns Wirtschaft als Schutzschirm gegen ausufernde Überregulierung aus Brüssel aufspannen. Leider sind wir derzeit nämlich in typisch europäischer Mentalität geneigt, uns im Startblock für das Rennen Richtung Zukunft durch Überregulierung die Schuhbändel zusammenzubinden, bevor überhaupt der Startschuss fällt. So gibt es in Europa bereits 100 Gesetze und Verordnungen zur Regulierung des digitalen Raums – dem Zukunftsmarkt schlechthin, der sich im Bereich von KI gerade erst zu entwickeln beginnt. Mit dieser allein risikozentrierten Herangehensweise, welche die mit den Zukunftstechnologien verbundenen Chancen völlig ausblendet, sind wir international nicht wettbewerbsfähig. Mit unserem Innovationsbeschleuniger möchten wir Unternehmen deshalb mit Hilfe virtueller und realer Entwicklungs- und Testumgebungen Möglichkeiten eröffnen, geplante KI-Lösungen schnell und vor allem kostengünstig zu erproben und mit den Regeln der KI-Verordnung in Einklang zu bringen.
Und vielleicht noch ein dritter Punkt: Uns fehlt es an Wachstumskapital. Die zwei großen KI-Startups in USA haben zuletzt sechsmal so viel Wachstumskapital akquiriert wie alle europäischen KI-Startups zusammen. Wenn das so bleibt, schauen wir weiter von der Seitenline aus tatenlos dabei zu, wie unsere Ideen auf anderen Kontinenten skalieren und amerikanische und asiatische Märkte den Wohlstand der Zukunft untereinander verteilen. Aus diesem Grund freut es mich sehr, dass wir in Bayern nun einen Super-Risikokapitalfonds mit einer Milliarde Euro Hebelwirkung und bis zu 50 Millionen Euro Unterstützung pro Einzelunternehmen aufsetzen. Dieses neue Instrument kann ein Game-Changer für die Start-up-Wirtschaft in Bayern sein.
KI ist die große industrielle Revolution unserer Zeit und wird unsere Art zu leben und unsere Art zu arbeiten in den nächsten Jahren fundamental verändern. Das wird in einer Tiefe geschehen, die wir uns heute noch nicht einmal vorstellen können. Umso entscheidender ist es, dass wir auf dieser Reise in Richtung Zukunft dabei nicht passiv auf der Rücksitzbank Platz nehmen und dabei zusehen, wie die Märkte der Zukunft von Hyperscalern aus USA und Asien beackert werden. Stattdessen muss es unser Anspruch sein, selbst in den Fahrersitz zu gehen und unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Nur dann können wir unsere Idee von Marktwirtschaft, die Werte unserer Demokratie oder unsere Vorstellungen von digitaler Souveränität einfließen lassen. Andernfalls drohen wir auf den Märkten von morgen in die gleichen Abhängigkeiten zu geraten, die uns – etwa im Hinblick auf russisches Gas – in der Gegenwart größte Probleme bereiten.
Wir müssen also die Voraussetzungen dafür schaffen, selbst Sieger der großen KI-Revolution unserer Zeit zu werden. Das ist meiner Meinung nach die größte wirtschaftspolitische Aufgabe unserer Zeit. Eine entscheidender Erfolgsfaktor besteht hierbei darin, den Menschen klarzumachen, wo der Mehrwert für ihre persönliche Lebenswirklichkeit liegt. Künstliche Intelligenz ist nämlich kein Science-Fiction-Schreckensgespenst aus der Zukunft, das vom Himmel gefallen ist und die Menschheit bedroht. Wenn man es gut macht, birgt KI stattdessen die Chance, im hier und jetzt das Leben der Leute besser zu machen, die Chancen unserer Wirtschaft zu mehren und – beispielsweise im medizinischen Bereich – sogar Leben zu retten. Zum Beispiel haben wir im Rahmen eines Projekts in Ergoldsbach während der Hochwasserkatastrophe mit Künstlicher Intelligenz Pegelstände so steuern können, dass Bürger und ihr Hab und Gut bewahrt wurden. Mit einem weiteren Projekt, über das wir mit KI die Diagnose von Herzkrankheiten deutlich verbessert haben und dadurch schneller passgenauere Therapien ermöglichen, retten wir sogar Menschenleben. KI ist als vor allen Dingen eine riesige Chance, wenn wir die Technologie nicht zum Selbstzweck anwenden, sondern so, dass sie den Menschen nützt.
Neben der künstlichen Intelligenz hat sich derzeit noch eine weitere Leidenschaft entwickelt: Ich habe eine hohe Sympathie für Games und XR, weil diese Sektoren meiner Meinung nach hierzulande leider unterschätzt werden – aus mindestens zwei Gründen:
Zum einen, weil viele Leute immer meinen, Gamer sind Nerds, die nichts mit ihrer Freizeit anzufangen wissen und sinnbefreit am Handy „herumdaddeln“. Die Wahrheit ist aber: Games-Entwickler sind die Pixelpioniere unserer Zeit und Innovationsmotoren für die digitale Transformation. Die Games-Branche wirkt dabei wie eine Art „Formel 1 der Digitalisierung“. Das, was in der Formel 1 in der Forschung entwickelt wird, das ist fünf Jahre später in jedem VW Golf verbaut. Und so ist es auch mit der Gaming-Industrie und der Digitalwirtschaft. Auch deshalb deshalb ist BMW inzwischen auf Gaming-Messen mit ihrer Human-Resources-Abteilung vertreten, weil sie wissen, dass sie dort an die guten Leute kommen. Und der zweite Aspekt, der in Deutschland fortlaufend unterschätzt wird, ist, dass die Games-Branche ein starker Wirtschaftszweig ist. Allein die Videospielindustrie macht 10 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland. Wir haben in Bayern mehrere hundert Unternehmen mit tausenden Mitarbeitern in dieser Branche. Das Image dieses Wirtschaftszweiges in Einklang mit der Realität zu bringen ist daher zu einem Herzensanliegen für mich geworden.
Es ist insgesamt einfach eine ebenso riesige wie begeisternde Aufgabe, die vielleicht größte Veränderung unserer Zeit an der Spitze gestalten zu dürfen. Die Frage, ob unsere Heimat als Sieger oder Verlierer der digitalen Revolution Platz geht, entscheidet sich in den nächsten Jahren. Die Mission, unsere Gesellschaft und Wirtschaft in dieser entscheidenden Phase an die Spitze der KI-Revolution zu bringen, um unseren Wohlstand in die Zukunft zu retten, ist die größte Triebfeder meiner Arbeit. Den zweiten großen Teil meines Verantwortungsbereichs macht es aus, Tempo in den Bereich der Verwaltungsdigitalisierung zu bringen. Sprich die Idee, einen modernen Staat zu erschaffen, der mit einer innovativen Verwaltung besticht, dem Fachkräftemangel trotzt und Entbürokratisierung durch Digitalisierung vorantreibt. Nur so können wir einen modernen Staat gestalten, der zeitgemäß mit seinen Bürgern kommuniziert und an deren Interessen ausgerichtet agiert. Für mich beinhaltet Digitalisierung dabei auch die Chance, Staat wieder ,cool‘ zu machen, sodass die Leute sich positiv mit unserem Gemeinwesen identifizieren können. Schließlich ist klar: Wir werden bei der Digitalisierung je erfolgreicher sein, desto besser es uns gelingt auf dem Weg in die digitale Zukunft die Menschen mitzunehmen.