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Bau-Turbo – Ende gut, alles gut für die Baubranche?

Bau-Turbo – Ende gut, alles gut für die Baubranche?

Wie geht es der Baubranche in Bayerisch-Schwaben? Foto: Geiger Gruppe
Wie geht es der Baubranche in Bayerisch-Schwaben? Foto: Geiger Gruppe

Die Bundesregierung will mit dem „Bau-Turbo“ schneller und mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Der Gesetzesentwurf ist beschlossen. Das könnte auch der Baubranche in Bayerisch-Schwaben Aufwind verleihen. Wo sieht diese weiter die größten Stellschrauben?

Mindestens zwei Jahre – von dieser Bearbeitungsdauer geht der Bayerische Bauindustrieverband aus, bis Neubauprojekte genehmigt werden. „Das ist entschieden zu lange und bremst mögliche Investitionsbereitschaft privater Bauherren erheblich“, sagt Thomas Schmid, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbands.

Mit dem Bau-Turbo, dessen Gesetzentwurf die Bundesregierung beschlossen hat, soll das jetzt beim Wohnungsbau besser werden: Kommunen können künftig entscheiden, ob es einen Bebauungsplan braucht oder nicht und einem Bauvorhaben innerhalb von drei Monaten zustimmen. Bebauungsplanverfahren dauern oft bis zu fünf Jahre.

Wenn die Behörde einen Bauantrag nicht innerhalb von drei Monaten ablehnt, gilt er als genehmigt. Diese Regelungen sind bis Ende 2030 befristet.

Geiger-Gruppe begrüßt „Bau-Turbo“

Ein Vorhaben, das die Geiger Gruppe, ein Bauunternehmen mit Sitz in Oberstdorf im Allgäu, begrüßt. „Mit dem ‚Wohnungsbau-Turbo‘ setzt die Politik wichtige Impulse, um die Bauwirtschaft wieder anzukurbeln“, heißt es auf Anfrage. In den vergangenen Jahren habe die Geiger Gruppe eine sehr starke Zurückhaltung im privaten Wohnungsbau beobachtet.

Das zeigen auch Zahlen des Bayerischen Landesamt für Statistik. Demnach wurden zwar im ersten Halbjahr 2025 bayernweit 2,9 Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt als noch im Vorjahreszeitraum. Im Regierungsbezirk Schwaben sind die Genehmigung aber um 17,6 Prozent gesunken. „Lange Genehmigungsverfahren sind ein echtes Hemmnis. Sie verzögern Projekte, binden Ressourcen, erschweren die Planbarkeit und kosten am Ende Geld“, bewertet die Geiger-Gruppe die Situation.

Reicht der Bau-Turbo?

Doch reicht der Bau-Turbo für den Wohnungsbau aus, um zum einen den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen und zum anderen generell der Baubranche Aufwind zu bescheren? Auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ist erfreut und spricht in einer Pressemitteilung von einem „mutigen Gesetz“. Gleichzeitig fordert dessen Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller weitere, notwendige Schritte. „Schließlich ändern schnellere Genehmigungsverfahren nichts an hohen Baukosten oder überzogenen, gesetzlich verankerten Anforderungen an Wohngebäude. Deshalb ist es nach wie vor wichtig, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit wir wieder einfacher bauen können als bisher“, sagt Müller.

Lange Genehmigungsverfahren spielen zudem nicht nur im Wohnungsbau eine Rolle. „Besonders im öffentlichen Bereich erleben wir, dass Bauen extrem umständlich geworden ist“, heißt es von der Geiger Gruppe. „Entscheidungsspielräume werden nicht genutzt und selbst wenn gute Entscheidungen getroffen werden, dauert es lange, bis sie in der Praxis ankommen.“ Daher setze sich das Bauunternehmen aus dem Allgäu für funktionale Vergaben und Generalunternehmermodelle ein, damit Bauen wieder schneller und einfacher wird.

Zudem sind laut dem Bayerischen Bauindustrieverband die Ausschreibungen von Großprojekten der öffentlichen Hand rückläufig. Dies verschärfe den Druck auf mittelständische Unternehmen.

Unterschiede in der Baubranche

Wie geht es also der Baubranche in Bayerisch-Schwaben? Im Sommer hatte in der Region die Insolvenz des Fassadenbauers Roschmann Konstruktionen aus Gersthofen für Aufsehen gesorgt. Die Insolvenzgründe spiegeln die bekannten Branchenprobleme wider: schwache Konjunktur, weniger Aufträge, Verzögerungen bei Großaufträgen und steigende Kosten durch die Inflation.

Laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie haben Insolvenzen im Baugewerbe zugenommen: Mit 2.226 Insolvenzen im Zeitraum Januar bis Juli 2025 waren es 11,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. So viele Insolvenzen im Baugewerbe gab es zuletzt 2015.

Betrachtet man Umsatzzahlen des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen, ergeben sich innerhalb der Branche große Unterschiede: So lag zwar der Umsatz der gesamten bayerischen Baubranche im Juli 2025 mit plus 0,9 Prozent leicht über dem des Vorjahreszeitraums. Doch während der Umsatz im Tiefbau gestiegen ist – im industriellen Tiefbau um knapp 12 Prozent – ist er in allen Sparten des Hochbaus gesunken. Laut dem Landesverband reicht die Spanne dabei von minus 2,7 Prozent im Wohnungsbau bis minus 12,2 Prozent im öffentlichen Hochbau.

Gleichzeitig scheinen die Mitglieder des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen etwas optimistischer: Laut der Mitgliederbefragung im Mai erwarteten 49 Prozent der Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze. 2024 waren es nur 30 Prozent der Unternehmen.

„Stabilität durch Diversifikation“

Wie unterschiedlich gut es in den verschiedenen Sparten der Baubranche laufen kann, hat auch die Geiger Gruppe erkannt und ihr Geschäft diversifiziert. An europaweit über 100 Standorten ist Geiger in mehr als 12 Geschäftsfeldern tätig – vom Holzsystembau, Energietechnik, Hoch- und Tiefbau über Baustoffgewinnung, Sanierungen und Kreislaufwirtschaft – und verzahnt ihre Sparten. „Diese Diversifikation hat sich gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten als großer Vorteil erwiesen. Wir konnten unsere Aktivitäten in verschiedenen Bereichen sogar ausbauen – etwa durch neue Standorte, Beteiligungen oder die Gründung einer Planungsgesellschaft“, beschreibt die Geiger Gruppe ihr Geschäft und spricht von „Stabilität durch Diversifikation“. Geiger macht jährlich einen Umsatz von rund 850 Millionen Euro.

Das fordert die Baubranche

Bauen soll generell wieder günstiger, einfacher und schneller gehen. Über den Bau-Turbo hinaus hat die Geiger Gruppe klare Forderungen an die Politik, um die Baubranche zu unterstützen: „Ein zentraler Punkt ist der konsequente Abbau von Bürokratie: Hier gilt es vom Reden ins Handeln zu kommen.“ Des Weiteren fordert Geiger eine arbeitsmarktorientierte Migrationspolitik, Fachkräfte sollen gezielt gewonnen und integriert werden.

Dem schließt sich Hauptgeschäftsführer Schmid vom Bayerischen Bauindustrieverband an und erwartet wieder mehr Ausschreibungen durch die öffentliche Hand – und dass den angekündigten Infrastrukturpaketen Taten folgen. „Aus heutiger Sicht rechne ich persönlich nicht damit, dass sich hierdurch vor Sommer/ Herbst 2026 eine spürbare Entlastung für die Bauindustrie einstellen wird“, sagt Schmid.

Die Geiger Gruppe hat darüber hinaus noch eine bestimmte Erwartung: wieder mehr Spielraum und Eigenverantwortung für die Unternehmen. „Die Politik sollte den Rahmen schaffen, in dem Menschen und Unternehmen sich entfalten können und nicht alles selbst regeln wollen. Nur so kann die Branche ihre Innovationskraft entfalten und einen echten Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten.“

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