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Der demografische Wandel ist im Handwerk durchaus zu spüren. Immer weniger Nachwuchskräfte entscheiden sich für eine Ausbildung – vor allem im Handwerk. Für viele Kleinbetriebe ein Desaster, denn ihnen fehlen die nötigen Fachkräfte, um den Betrieb am Laufen zu halten. Daher entscheiden sich immer mehr Betriebe für Kandidaten, die auf den ersten Blick die nötigen Voraussetzungen nicht mitbringen. Daher haben vermehrt auch Schulabsolventen mit schlechteren Noten oder gar Lerndefiziten besser Jobaussichten als früher.
Handwerk ist froh um jeden Auszubildenden
Ein Musterbeispiel dafür ist die Metzgerei Maximilian Happacher in Kissing. Sie stellte zum 1. September einen Absolventen der Förderschule als neuen Auszubildenden ein. Dominik Groß hat bereits zwei Praktika in der Metzgerei absolviert und wollte danach unbedingt eine Ausbildung zum Fleischer beginnen. Da Max Happacher auch schon immer ausbilden wollte, kam eines zum anderen. „In unserer Branche haben wir ein großes Nachwuchsproblem und sind froh um jeden, der bei uns eine Ausbildung beginnen möchte. Dominik hat in seinem Praktikum viel Engagement und Hartnäckigkeit gezeigt und uns damit überzeugt, ihn als Auszubildenden aufzunehmen“, erklärt Max Happacher.
Perspektiven müssen besser rausgestellt werden
Happachers Einstellung und Offenheit gegenüber benachteiligten Jugendlichen verdient großen Respekt. Der Meinung sind auch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und Regierungspräsident Karl Michael Scheufele, die die Metzgerei am 3. September besuchten. „Die Lehren haben immer noch das schlechte Image von früher, dabei haben sich die Ausbildungen stark verändert. Mit einer Ausbildung steht einem heute alles offen. Meister, Studium und eigene Firma sind nach der Ausbildung möglich“, erklärte Reichert. Dafür muss das Handwerk die guten Perspektiven besser rausstellen: Die Karrierechancen im Handwerk sind enorm, vor allem in kleinen, familiengeführten Unternehmen kann man schnell aufsteigen. Die Nähe zum Wohnort ist ein großer Vorteil: lange Pendeleien fallen weg, die Jugendlichen haben mehr Freizeit. Und vor allem die Eingliederung in das Unternehmen: „In kleinen Betrieben wie unserem wird man in eine neue Familie aufgenommen. Hier sieht man, wenn es dem Auszubildenden mal schlecht geht, man ist die Ersatzfamilie während der Arbeitszeit“, erzählt Frau Happacher.
Mit einem Handwerk erschließen sich neue Berufszweige
Auch Hans-Peter Reich, Vizepräsident der Handwerkskammer, zählt Vorteile des Handwerks auf. „Der Beruf des Metzgers leidet immer noch unter alten Klischees. Inzwischen gibt es aber viele weitere Berufsbilder, die mit der Ausbildung in einer Metzgerei entstanden sind, wie Catering oder Partyservice. Sowas möchten Jugendliche machen, wissen aber oft nicht, wie sie dorthin kommen.“ Deshalb geht die Handwerkskammer direkt in die Schulen, stellt im Internet die Imagekampagne „Macher gesucht“ und www.handwerk.de mit vielen nützlichen Informationen zur Verfügung. Ebenso wirbt die Handwerkskammer durch Kooperationen mit dem BLSV, dem FC Augsburg und den Augsburger Panthern für das Handwerk und seine Berufe.
Bayern braucht nicht nur Planer, sondern auch Produzenten
Scheufele möchte auch Bewegung in die Politik bringen, damit nicht ausschließlich das Studium, sondern vermehrt das Handwerk als anerkannte Ausbildung angesehen wird. „Der Erfolg der bayerischen Wirtschaft beruht auf der Produktion. Was bringt die unendliche Planung von Architekten und Ingenieuren, wenn es niemanden gibt, der die Pläne umsetzt und produziert? Elektroautos werden von Ingenieuren geplant, aber der Handwerker muss das Auto bauen.“ Dominik Groß gehört zu den immer weniger werdenden Jugendlichen, die sich für eine fundierte Ausbildung im Handwerk entscheiden haben. Und an das frühe Aufstehen wird er sich auch bald gewöhnt haben.