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Grenzebach CEO: „Wir brauchen ein starkes und innovatives Hamlar“
Interview mit Dr. Steven Althaus

Grenzebach CEO: „Wir brauchen ein starkes und innovatives Hamlar“

Dr. Steven Althaus, Geschäftsführer der Grenzebach Gruppe. Foto: Grenzebach
Dr. Steven Althaus, Geschäftsführer der Grenzebach Gruppe. Foto: Grenzebach

Nach dem verheerenden Hochwasser im Juni steht Grenzebach in Hamlar vor großen Herausforderungen. Im Interview mit B4BSCHWABEN spricht Dr. Steven Althaus, Geschäftsführer der Grenzebach Gruppe, über die Schadensbilanz, zukünftige Pläne für den Standort und welche Unterstützung sich das Unternehmen durch den Freistaat erhofft.

B4BSCHWABEN.de: Das Hochwasser hat Grenzebach stark getroffen. Was wurde alles beschädigt?

Dr. Steven Althaus: Mehrere Tage war der ganze Ort Hamlar vom Hochwasser eingeschlossen. Dies hatte auch Auswirkungen auf unser Betriebsgelände. Vor allem der südliche Teil des Werksgeländes war stark betroffen, hier stand das Wasser an der Oberfläche bis zu 1,4 Meter und in den Kellern deckenhoch. Die Hallen 11,12,13, in denen sich auch die Vorfertigung und Schweißerei befindet, waren besonders betroffen und Maschinen und Gebäude wurden stark beschädigt. Einige Maschinen so sehr, dass es nicht wirtschaftlich wäre, diesen Bereich wiederaufzubauen.

Können Sie die Schäden durch das Hochwasser beziffern? Warum deckt die Versicherung nur einen Teilbetrag ab?

Der Schaden ist wesentlich höher als ursprünglich angenommen. Wir haben Schäden im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Nicht alle Schäden können durch eine Versicherung abgedeckt werden oder fallen unter die Deckung der Versicherung.

Sie haben die Vorproduktion in Hamlar eingestellt. Können Sie die Hintergründe erläutern?

In den Hallen, die am schlimmsten getroffen wurde, standen die Maschinen der Vorfertigung. Diese sind so stark beeinflusst, dass sie nicht wiederherstellbar sind und eine Neuanschaffung ist so teuer, dass es sich wirtschaftlich nicht abbilden lässt. Dies hat dann zu der Entscheidung geführt, dass wir den Bereich einstellen und an andere Grenzebach Startorte und Dritte verlagern müssen. Denn während wir mit dem großen Schaden hier in Hamlar umgehen, bestehen alle bestehenden Kundenaufträge weiter und werden erfüllt. Hier hilft uns unsere weltweite Aufstellung als Grenzebach Gruppe.

Ist der Standort Hamlar, über die Schließung der Teilproduktion hinaus, gefährdet?

Das Hochwasser hat uns stark getroffen. Dennoch planen wir weiterhin in den Standort in Hamlar zu investieren. Dies betrifft sowohl bauliche Investitionen wie Umbauten, Sanierungen und Modernisierungen also auch in unsere Mitarbeitende und den Bereich Aus- und Weiterbildung. Wir möchten am Standort in hoch qualifizierte Mitarbeitende investieren und einen Innovations- und Engineering-Hub schaffen. Ebenso werden wir auch im Fertigungsbereich Prozesse weiterentwickeln und Lean Manufacturing vorantreiben. Unser Ziel ist es, die Fertigung entwicklungsnah darzustellen und in die Zukunft des Standorts zu investieren. Um das zu realisieren, sind wir aber auch auf staatliche Unterstützung angewiesen, kurz- wie mittelfristig. Kurzfristig, was den enormen Schaden betrifft und mittel- und langfristig, um Standortsicherung zu gewährleisten.

Wie reagieren Stakeholder, Kunden und die Belegschaft direkt in Hamlar auf die aktuelle Situation und wie kommunizieren Sie mit diesen Parteien?

Unsere Kunden haben verständnisvoll reagiert und wurden von Anfang an von uns über das Hochwasser und Updates regelmäßig über verschiedene Kanäle informiert. Viele Lieferanten und Partner haben sich sehr solidarisch verhalten und auch Hilfe angeboten. Die Belegschaft hat sich während des Hochwassers immens engagiert und viele Mitarbeitende waren fast rund um die Uhr in verschiedenen Bereichen im Einsatz. Natürlich hat sich nach den ersten Entscheidungen eine gewisse Nervosität bereit gemacht und viele warten darauf, wie es weiter geht. Allerdings haben wir auf einige Fragen noch keine konkreten Antworten, da wir auch auf Entscheidungen seitens der Behörden warten. Jedoch gibt es viele Pläne und Möglichkeiten, die wir gerade abwägen und analysieren.

Sie haben bei Hubert Aiwanger um Hilfe gebeten. Welche konkreten Hilfsmaßnahmen erhoffen Sie sich vom Freistaat Bayern?

Wir stehen zu dem Standort in Hamlar, Bayern und sind mit allen politischen Ebenen in vertrauensvollen Gesprächen. Grundsätzlich geht es um zwei Formen der Unterstützung: konkrete Mittel im Zusammenhang mit dem riesigen Schaden und zum Zweiten Mittel zur mittel- und langfristigen Standortsicherung hier in Hamlar als Heimat einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe. Besonders relevant ist die Notwendigkeit und Unterstützung der Politik im Bereich der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren von Bauvorhaben sowie das Thema Hochwasserschutzkonzept. Hier herrscht ein massiver Handlungsbedarf, da wir ansonsten nicht mit unserer Planung zum Wiederaufbau und zur Modernisierung des Standorts in Hamlar fortfahren können und wertvolle Zeit verlieren. Wie bereits erwähnt, der Hochwasserschaden liegt deutlich über der Summe, die wir von den Versicherungen erhalten werden. Daher müssen wir finanzielle Mittel und Aufwendungen im zweistelligen Millionenbetrag aufbringen.

Gibt es einen zeitlichen Rahmen, innerhalb dessen notwendige Maßnahmen beschlossen und durchgeführt werden müssen, um langfristige negative Folgen zu vermeiden?

Hier gilt, je schneller, desto besser. Wir brauchen so bald wie möglich ein belastbares Hochwasserschutzkonzept, damit wir Baugenehmigungsverfahren starten und unseren Versicherungen Sicherheiten bieten können. So können wir auch schneller zum Betrieb am Standort zurückkehren und weitere Investitionen tätigen.

Zukünftige Veränderungen sollen nicht nur baulicher Art sein. Was ist konkret geplant und wie werden diese Veränderungen die Produktion beeinflussen?

Es gibt zurzeit verschiedene Möglichkeiten und bauliche Überlegungen. Der Umbau von Bestandsgebäuden, aber auch Neubauten sind denkbar. Wir sind uns aber sicher, dass der Standort sich verändern wird, denn das Hochwasser wird nicht spurlos am Standort vorübergehen. Weiterhin möchten wir noch intensiver in den Bereich Engineering, Service und moderne Fertigung investieren, um so auch global noch besser aus Hamlar aus agieren zu können. Wir brauchen ein starkes und innovatives Hamlar.

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