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B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Wie geht es der Logistik aktuell?
Gianluca Crestani: Die Zahlen sind erschreckend, da die Branche als Spiegelbild der wirtschaftlichen Gesamtsituation bezeichnet werden kann. So ist in Deutschland für den laufenden April im Vorjahresvergleich laut BAG (Bundesamt für Güterverkehr) ein Rückgang der LKW Transporte von 12,1 Prozent zu verzeichnen. Der internationale Bereich ist dabei mit 25,2 Prozent überproportional davon betroffen.
Wo trifft Corona die Logistik am meisten?
Der Luft- und Seefracht-Sektor war auf vielen Routen teilweise komplett zum Stillstand gekommen und der Güterverkehr auf der Schiene ist, unter anderem bedingt durch die Werksschließungen der Automobilkonzerne, ebenfalls von massiven Umsatzeinbrüchen betroffen. Einzig die KEP-Dienste (Kurier-, Express- und Paketdienste), traditionell stark im B2C-Business, erleben in dieser Phase einen wahren Ansturm und arbeiten über deren Kapazitäten. Die Logistik wird mit den wirtschaftlichen Folgen zum Teil also massiv konfrontiert. So wird beispielsweise für Dienstleister, die schwerpunktmäßig in Branchen tätig sind, die stark von der Krise betroffen sind, die Situation zunehmend dramatisch.
Gleichzeitig können sich Logistiker im Pharmaumfeld kaum vor Arbeit retten. Es kommt also explizit darauf an, in welchen Sektoren der Dienstleister seine Hauptkunden hat um eine wirtschaftlichen Folge daraus ableiten zu können.
Hat sich also die Kundenstruktur durch Corona verändert?
Die Struktur an sich hat sich gar nicht verändert, lediglich die Verhältnisse der entsprechenden Transportvolumina. Lebensmitteleinzelhandel und Pharma erleben eine nie für möglich gehaltene Mengenexplosion. Die klassischen Industrien hingegen liegen in vielen Sektoren mengentechnisch fast am Boden. Diese massiven Veränderungen der Güterströme und -strukturen fordern uns im Rahmen der Transportplanung nahezu jede Woche auf´s Neue.
Wie trifft Corona Ihr Unternehmen direkt?
Auch wir haben in einigen Teilbereichen Kurzarbeit angemeldet. Es ist eines der wenigen wirklich wirkungsvollen Instrumente, um Unternehmen in dieser unsicheren Phase stabil zu halten und gleichzeitig qualifizierte Mitarbeiter für die „Nach-Corona-Phase“ an Bord halten zu können. Wir gehen sensibel und transparent damit um und stoßen dabei auf großes Verständnis in den Teilen unserer Belegschaft die davon betroffen sind.
Außerdem ist Abstand halten das oberste Gebot. Persönliche Kontakte versuchen wir mit allen bekannten Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren. Der Einsatz von Schutzmasken erfolgt dort, wo es sinnvoll und notwendig ist. Und: wir haben neben Diesel und Öl einen weitere Flüssigkeit in unserem Geschäftsmodell entdeckt: Desinfektionsmittel ist zum neuen Treibstoff mutiert.
Die Grenzen sind dicht – auch für Waren?
Hier sind erste Lichter am Horizont zu erkennen. Mit langsamen Schritten kommt der internationale Warenverkehr, vor allem aus Asien, wieder in Bewegung. Von normalen Verhältnissen sind wir aber dennoch meilenweit entfernt.
Weniger Verkehr auf der Straße: Merkt man das bei den LKW Transporten?
Definitiv. Autobahnen und Innenstädte sind im Moment praktisch „staufrei“. Und auch wenn ich dieses Phänomen grundsätzlich begrüße, wäre mir ein Ende dieser schwierigen Phase auf Kosten von ein paar Staus mehr deutlich lieber.
Der Online-Handel boomt. Bekommen Sie auch hier Aufträge?
In der Tat. Gut aufgestellte Online-Händler zählen zu den großen Gewinner dieser Krise und steuern auch bei uns zusätzliche Umsätze ein. Das gilt sowohl für unsere Transport-, als auch für unsere Logistiksparte.
Denken Sie, das Image der Logistik wird durch und nach Corona besser sein?
Die Logistik hat zum ersten Mal ihre Systemrelevanz über den Dunstkreis der Wirtschaft hinausgetragen und auch vielen anderen Teilen der Gesellschaft aufgezeigt, wie leistungsfähig sie ist und welche essentielle Rolle sie für jeden Einzelnen hat. Wie nachhaltig dieser Effekt sein wird, bleibt abzuwarten. Viel wichtiger wird es aber sein, dass die Politik diese Systemrelevanz in ihr zukünftiges Denken und vor allem Handeln einfließen lassen wird. Aus dieser Krise lernen heißt, fast schon historische Defizite in den Bereichen Schule, Gesundheitswesen, Digitalisierung und eben auch Logistik- und Verkehrsinfrastruktur zu erkennen und diese so schnell es geht abzubauen.