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Dr. Mark Hoppe: „Die Mieter haben ganz andere Ansprüche“
90 Jahre Wohnbaugruppe Augsburg

Dr. Mark Hoppe: „Die Mieter haben ganz andere Ansprüche“

Dr. Mark Dominik Hoppe. Foto: Barbara Gandenheimer
Dr. Mark Dominik Hoppe, Geschäftsführer der Wohnbaugruppe Augsburg. Foto: Barbara Gandenheimer

Die Wohnbaugruppe Augsburg ist seit 90 Jahren damit beauftragt, Wohnraum zu schaffen. Im Interview verrät Geschäftsführer Dr. Mark Dominik Hoppe, wie das Unternehmen den Druck auf dem Markt mindern will, wie Mietpreisbremse und Mietspiegel dazu beitragen können und wieso die Arbeit der Gruppe nie abgeschlossen sein wird.

B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Wie hat sich Wohnen in Augsburg in den letzten 90 Jahren verändert?

Dr. Mark Dominik Hoppe: Im Vergleich zu der Situation in unserem Gründungsjahr 1927 gelten heute natürlich ganz andere Maßstäbe. Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Augsburg eine große Wohnungsnot, die Menschen waren froh um ein Dach über dem Kopf – selbst wenn es keine Sanitäranlagen in den Wohnungen gab und man sich mit vielen, auch fremden, Menschen eine Wohnung teilen musste. Heute wird, über alle Bevölkerungsschichten hinweg, vieles für selbstverständlich genommen. Die Mieter haben ganz andere Ansprüche, zum Beispiel was die Wohnfläche angeht. Dies führte unter anderem dazu, dass sich der Neubau von geförderten Wohnungen in Standard und Kosten nicht mehr von dem unterscheidet, was an freifinanzierten Eigentumswohnungen angeboten wird. Im Thema barrierefreies und behindertengerechtes Bauen wird dies sogar zum Teil überschritten.

Anfang des Jahres hat sich die WBG zur Wohnbaugruppe umbenannt. Ist der angestrebte Imagewechsel bei den Augsburgern bereits angekommen?

Unser neuer Name und das neue Erscheinungsbild finden immer mehr Beachtung in der Augsburger Gesellschaft und wir erhalten positives Feedback. Unserer Tradition und vor allem unserem Auftrag bleiben wir selbstverständlich treu – zumal die Abkürzung „WBG“ auch für die „Wohnbaugruppe“ gelten kann. Mit dem neuen Anstrich möchten wir aber nach außen wie auch nach innen ein Zeichen für eine moderne Zukunft setzen.

Welches Projekt der Wohnbaugruppe aus den letzten 90 Jahren hat für Sie Augsburg geprägt wie kein anderes?

Hierbei muss man den Blick über den Wohnungsbau hinaus und auf unsere gesamte Unternehmenstätigkeit richten. Prägend sind aus meiner Sicht die umfangreichen Modernisierungen, die wir in Oberhausen im Rahmen der damaligen Stadtsanierung durchgeführt haben. Dadurch haben ganze Straßenzüge und Viertel, also fast ein gesamter Ortsteil, an Lebensqualität gewonnen. 

Leuchtturm-Projekte sind aus meiner Sicht die Neue Stadtbücherei im Herzen von Augsburg und das Technologiezentrum, das die wirtschaftliche Zukunft unserer Stadt einläutet. Nicht zu vergessen die ehemaligen Kasernenflächen, die wir zu wertvollen Parkanlagen entwickelt haben. 

Wann ist das Ziel Ihrer Arbeit erreicht?

Solange die Stadt besteht, wird auch die Arbeit der Wohnbaugruppe nicht getan sein. Die Bewirtschaftung unseres Bestands von rund 10.000 Wohnungen, was einem Marktanteil von etwa zehn Prozent des Wohnungsbestands entspricht, wird immer unsere Aufgabe sein, genauso wie die Realisierung städtischer Projekte. In den letzten Jahren ist Augsburg jährlich um etwa 5.000 Neubürger gewachsen, das entspricht etwa 2.500 Haushalten. Solange dieser Trend anhält, werden auch wir weiter an unserem Auftrag arbeiten, bezahlbaren Wohnraum für Augsburg zu schaffen. In unseren Wohnungen leben aktuell rund 21.000 Menschen.

Hier unterhält die Wohnbaugruppe in Augsburg Wohnungen. Graphik: vmm wirtschaftsverlag
Hier unterhält die Wohnbaugruppe in Augsburg Wohnungen. Graphik: vmm wirtschaftsverlag

Wie wichtig sind Instrumente wie die Mietpreisbremse oder der Mietspiegel für einen stabilen Wohnungsmarkt?

Der Markt war bis vor fünf Jahren recht stabil, hat sich seitdem aber schlagartig verändert. Die negativen Folgen sind dementsprechend leider bereits eingetreten. Die von Ihnen genannten Instrumente können die Uhren nicht zurückdrehen. Bei korrekter Anwendung durch die Mietvertragsparteien ist jedoch eine dämpfende Wirkung in den Spitzen zu erwarten. Die Wohnbaugruppe selbst sehe ich dabei als deutlich stärker „abfedernden“ Faktor, da wir als wohnungspolitisches Instrument der Stadt und nicht im Sinne einer Gewinnmaximierung agieren.

Wer kann Mieter eines Objekts der Wohnbaugruppe werden?

Nahezu jede zweite unserer Bestandswohnungen ist frei finanziert, das heißt in diesen kann jeder Bürger wohnen. Die Neubau-Wohnungen errichten wir derzeit ausschließlich im Rahmen der einkommensorientierten Förderung. Hier kann grundsätzlich einziehen, wer in eine von drei vorgegebenen Einkommensstufen fällt und demzufolge einen Wohnberechtigungsschein vom Wohnungs- und Stiftungsamt erhält. Ein solcher ermöglicht dem Mieter grundsätzlich, eine geförderte Wohnung anzumieten. Er ist aber beileibe keine Garantie dafür, dass dem Bewerber auch eine zur Verfügung gestellt werden kann: die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Im letzten Jahr haben sich rund 4.250 Menschen neu bei uns vorgestellt und wurden in die Vermittlungskartei aufgenommen.

Im neuen Stadtteil Haunstetten Süd-West stehen der Wohnbaugruppe knapp 90.000 Quadratmeter zur Verfügung. Gibt es einen großen Gesamtplan für das Areal?

Die Planung liegt noch in den Händen der Stadt. Die Flächen sind jedoch zusammenhängend, weshalb wir eine sukzessive Bebauung im Sinne eines Gesamtkonzepts als den richtigen Weg ansehen.

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