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Das Autohaus wird digital. Nach der Fertigungs-Industrie hat die digitale Transformation nun auch den Automobilhandel erreicht. Experten sind sich einig, dass die Digitalisierung maßgeblich die Branche beeinflussen wird. Jetzt sei es höchste Zeit, dass sich Autohausbetreiber intensive Gedanken über eine nachhaltige Digitalstrategie machen und zukunftsorientierte Maßnahmenpakete umsetzen.
„Die digitale Welt nimmt immer mehr Einfluss auf die Branche und wird einen Paradigmenwechsel bewirken“, weiß Petra Brandl, Geschäftsführerin der Kfz- Innung für Schwaben. Die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge, die damit einhergehende Daten- und Informationsflut und deren Verarbeitung hätten das Potenzial, die Marktverhältnisse im automobilen Servicemarkt grundlegend zu verändern. „Die Digitalisierung ist Herausforderung und Chance zugleich“, weiß Petra Brandl. „Unsere Handels- und Handwerksbetriebe sind hier Betroffene, vor allem aber auch Gestalter“, sagt die Geschäftsführerin der Kfz-Innung und ruft die Betriebe auf, den Transformationsprozess selbst mitzugestalten. „Der Autohandel muss im Zuge des sich dramatisch schnell wandelnden Kaufverhaltens der Kunden seine Prozesse optimieren und an den veränderten Kundenbedürfnissen ausrichten“, mahnt Petra Brandl weiter. Hier sind die großen Hersteller bereits aktiv und erproben neue Möglichkeiten unter dem Schlagwort „digitaler Showroom“. So kann der Kunde sein zukünftiges Auto nicht mehr nur in Prospekten oder Ausstellungs-Fahrzeugen ansehen, sondern dank großer Bildschirme oder moderner Datenbrillen in einer virtuellen Welt erleben. Um dem weitreichenden Potenzial der digitalen Dienstleistung handfeste Dimensionen zu verleihen, erklärt Petra Brandl weiter: „Ein großer bayerischer Automobilhersteller plant, zukünftig jährlich rund 20 Milliarden Euro mit digitalen Serviceleistungen zu erwirtschaften.“
Ein Auto will man „anfassen, fühlen und sehen“
Dies sei aber keinesfalls das Ende des stationären Autohandels. Denn: „Die Kunden wollen weiterhin reale Fahrzeuge anfassen, fühlen und sehen, suchen individuelle Beratung. Und das kann nur der Handel vor Ort“, weiß Petra Brandl.
Der Weg in die digitale Zukunft ist vorerst aber noch geteert mit Hindernissen. Oberste Prämisse sei es, eine Vernetzung der physischen mit der digitalen Welt zu schaffen, da ist sich die Branche einig. Eine Vorreiterrolle nehmen dabei die großen Herstellermarken ein, wie Martin Osterberger-Seitz, Geschäftsführer der Seitz-Autohäuser in Bayerisch-Schwaben, erklärt: „Unter dem Begriff ‚digital‘ kreieren etablierte Marken derzeit eigene Fachabteilungen. Hier werden erste wichtige Schritte unternommen, um die Digitalisierung im betrieblichen Prozess fest zu implementieren. Diese Entwicklung wird unsere Autohäuser in den kommenden Jahren stark beeinflussen.“
Damit dies von Erfolg gekrönt werden kann, seien eine menschliche Komponente und Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung ausschlaggebend, ergänzt Peter Reisacher, Geschäftsführer der BMW- und MINI-Autohaus-Gruppe Reisacher: „Physische Prozesse optimal digital zu ergänzen und effizient anzureichern, bedarf einer sehr strukturierten Planung und einer wirkungsvollen Zusammenarbeit von unterschiedlichen Generationen im Autohaus.“
Die digitale Transformation muss von den Mitarbeitern gelebt werden
Zukunftsorientierte Betreiber-Gesellschaften haben dementsprechend den hohen Stellenwert des Personals bereits verinnerlicht und arbeiten an deren Weiterqualifikation. „Zukünftige Trends zu erkennen und zu implementieren, ist eine Sache. Wichtig ist aber vor allem, dass wir unsere Mitarbeiter bei der digitalen Transformation mitnehmen“, pflichtet Schwaba-Geschäftsführer Michael Agsteiner bei.
Viele Betriebe in Bayerisch-Schwaben haben deshalb bereits umfangreiche Qualifikationsmaßnahmen für die Mitarbeiter gestartet und machen ihre Angestellten fit für die digitale Zukunft. „Denn der klassische Kfz-Mechatroniker wird irgendwann nicht mehr in der Lage sein, die Arbeiten an einem Fahrzeug der Zukunft zu verrichten“, prophezeit Florian Ketterle, Geschäftsführer des SZD Sportwagen Zentrums. „Klassische Reparaturen werden dann fachliches Ingenieurswissen voraussetzen.“
Im Herbst 2016 haben die schwäbischen Ausbildungsbetriebe darauf reagiert und im neuen Ausbildungsjahr zwölf Prozent mehr kfz-technische Auszubildende eingestellt als noch im Vorjahr. „Der Nachwuchs, der die neuen modernen Fahrzeuge warten und reparieren wird, steht also schon in den Startlöchern“, beruhigt Petra Brandl.
Für kleine Autohäuser wird es in Zukunft immer schwerer
Neben all den Herausforderungen beim Fahrzeugabsatz, dem Personal und einer grundlegenden Prozessoptimierung im Servicebereich sieht Peter Schäfer, Autohausinhaber und Vorstandsmitglied in der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft vbw, zudem den Exodus von kleinen Autohausbetrieben bevorstehen: „Die Branche begegnet der digitalen Revolution damit, dass die Autohäuser immer größer werden und breit aufgestellte Unternehmens-Gruppen kleinere Betriebe aufkaufen.“ Verfolgt man diesen schleichenden Prozess der vergangenen Jahre aufmerksam, scheint es sich um einen unausweichlichen Strukturwandel im stationären Automobilhandel zu handeln.
Als technologisches Damoklesschwert sieht Peter Schäfer die Elektromobilität: „Sollte sich diese Antriebstechnologie durchsetzen, werden Betriebe ihre Werkstattkapazitäten reduzieren müssen. Denn ein Elektromobil ist deutlich wartungs- und reparaturärmer“, befürchtet vbw-Vorstand Peter Schäfer. Bekanntermaßen ist in einem Elektromotor, im Vergleich zu Verbrennungs-Motoren, nur noch ein Bruchteil an beweglichen Teilen verbaut. „Durch weitaus weniger Verschleißteile an einem Fahrzeug reicht die Folge dabei von weniger Reparaturstunden über geringeren Teileumsatz bis hin zum Umsatzverlust aus Öl und Schmierstoffen“, bestätigt auch Martin Osterberger-Seitz. „Durch Softwarelösungen fallen im Gegenzug aber regelmäßige Updates an, die auf die E-Fahrzeuge aufgespielt werden müssen. Zudem können wir unseren Kunden vollumfängliche Mobilitätsprodukte anbieten“, beschreibt er neue Geschäftsfelder, die es für die Autohäuser zu erschließen gibt.
Bei all der Zukunftsmusik ist die Digitalisierung aber schon heute in gewissen Bereichen fester Bestandteil. „In den Autohäusern haben wir mittlerweile fast bei allen Marken einen modernen Konfigurator stehen, der es unseren Kunden ermöglicht, ihr Fahrzeug in der Wunschkonfiguration äußerst originalgetreu zu begutachten“, erläutert Martin Osterberger-Seitz. „Darüber hinaus sind Konnektivität und internetgestützte Dienste bei unseren Premiummarken standardmäßige Ausstattungsdetails. Notfallmanagement und Mobilfunkdatenkarten sind heute auf Wunsch in unseren Autos bereits vorinstalliert. Dies ermöglicht beispielsweise über eine Internetverbindung jederzeit den Genuss einer Navigation in Realbildern.“ Dabei ist das, was heutzutage möglich ist, nur ein kleiner Vorgeschmack auf die multimedialen Erlebnisse, die im Autohaus der Zukunft auf den Kunden warten.
Trotz neuer Mobilitätskonzepte: Das eigene Auto bleibt im Trend
Und nicht zuletzt deshalb ist Innungs-Geschäftsführerin Petra Brandl vom Auto als individuellem Fortbewegungs-Mittel in der digitalen Zukunft überzeugt – trotz aller Herausforderungen und der steigenden Konkurrenz von alternativen Mobilitätskonzepten wie Carsharing oder appbasierten Mitfahrgelegenheiten in Privatfahrzeugen oder Taxis: „Gerade in einer ländlich geprägten Flächenregion wie Schwaben wird das eigene Auto auch in Zukunft unverzichtbarerer Bestandteil individueller Mobilität bleiben. Denn das Auto bedeutet Unabhängigkeit, Flexibilität und Freiheit“, resümiert Petra Brandl.
von Andreas Zilse