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CEO Ferdinand Mayr: „Wer in Japan Erfolg hat, kann überall Erfolg haben“
Interview zum Jubiläum

CEO Ferdinand Mayr: „Wer in Japan Erfolg hat, kann überall Erfolg haben“

Mayr Antriebstechnik wird heute in der fünften Generation geführt. Seit Ende 2018 leitet Ferdinand Mayr den Betrieb zusammen mit seinem Großvater Fritz Mayr.  Foto: Mayr Antriebstechnik

Geschäftsführer Ferdinand Mayr kann dieses Jahr auf 125 erfolgreiche Jahre Mayr Antriebstechnik zurückblicken. Im Interview gibt er Einblicke in das Familienunternehmen und verrät, wieso es für ihn kein Muss ist, dass sein Kind Geschäftsführer wird.

B4BSCHWABEN.de: Was ist das Fazit der letzten 125 Jahre?

Ferdinand Mayr: Kurz zusammengefasst: Bewährt haben sich über die Jahre immer Markt- und Kundennähe. Außerdem war und ist es wichtig, Veränderungen frühzeitig zu erkennen, Chancen zu sehen und natürlich auch zu nutzen sowie Anpassungsfähigkeit zu leben.

Mit welcher Strategie hat Mayr Krisen überstanden? Funktioniert das auch bei den derzeitigen?

In allen Krisen kam und kommt uns zugute, dass wir sehr breit aufgestellt sind und viele Branchen und Märkte beliefern. Dadurch wirkt sich ein Rückgang an einer Stelle nicht so gravierend aus. Daneben zeichnet unser Unternehmen eine schnelle Reaktions- und Entscheidungsfähigkeit aus. Wir passen die Situation permanent an geänderte Bedingungen an und reagieren kurzfristig. Das hat sich auch in vorhergehenden Krisen bewährt. Bereits Anfang der 1990er Jahre hat das Unternehmen eine für die damalige Zeit revolutionäre Vereinbarung mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern getroffen. Die schwere Krise damals im Maschinenbau haben wir damit unbeschadet und ohne Entlassungen überstanden und konnten nach der Krise voll durchstarten. So auch nach der Wirtschaftskrise 2008/2009. Und auch jetzt, mit Corona und dem Krieg in der Ukraine, sind wir zuversichtlich, dass wir die aktuelle Situation gemeinsam gut meistern. Nicht Idealismus, sondern Pragmatismus ist eine gute Voraussetzung, um kommenden Krisen zu begegnen.

Was ist die wertvollste Erfahrung, die Sie von Ihrem Großvater gelernt haben?

Gehe in jede Situation mit dem Wissen und der Absicht zu gewinnen. Verhafte bzw. identifiziere dich nicht mit Dingen, um diese bei fehlendem Erfolg auch wieder (leicht) loszuwerden.

In Japan befindet sich die jüngste Niederlassung von Mayr. Können Sie schon ein Fazit ziehen, welche Bedeutung der japanische Markt hat?

Wir sind bereits seit etwa 30 Jahren mit einem Handelspartner auf dem japanischen Markt unterwegs. Die Paarung Japan – Deutschland birgt Potenzial und Risiko: Der Anspruch und Perfektionismus aus der japanischen Kultur stehen dem pragmatischen Denken der deutschen Ingenieure gegenüber. Aber durch unsere direkte Mayr-Kundenbetreuung in den Märkten – generell, nicht nur in Japan – reduzieren wir Schnittstellen und erhöhen damit die Kundennähe und das gegenseitige Verständnis. Der japanische Markt gilt als einer der taffsten und anspruchsvollsten der Welt: Wer also in Japan Erfolg hat, kann überall Erfolg haben.

Wie unterscheiden sich die Anforderungen an den Märkten in Europa, Amerika und Asien?

Natürlich gibt es kulturelle Unterschiede, aber überall gilt es, diese zu achten und auch zu leben. Wir arbeiten vor Ort mit einem lokalen Management und einem starken Vertriebsnetzwerk. Die lokalen Einheiten können dann jeweils schnell reagieren. Außerdem unterscheiden sich die Märkte durch ihre jeweiligen Branchen- und Produktmixe. Generell versuchen wir unsere Mayr-Werte in die Welt zu tragen. Das heißt vor allem, eine hohe Qualität und beste Mayr-Produkte als Werteversprechen.

Wie geht Mayr mit dem Thema Fachkräftemangel um? 

Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung. Daneben gibt es innovative Konzepte zur Steigerung der Attraktivität von Arbeitsplätzen. Wir bieten Schulungen im Unternehmen an. Nicht zuletzt haben wir das Kommunikationszentrum dafür gebaut. Wir arbeiten hier mit einem innovativen Blended-Learning-Konzept, d. h. einer Mischung aus Präsenzveranstaltungen ergänzt durch verschiedene E-Learning-Angebote.

Welche Mayr-Tradition hat sich in den vergangenen 125 Jahren kaum geändert?

In 125 Jahren hat sich viel getan. Die Firma hat sich vom Kleinstbetrieb aus dem Handwerk hin zu einem global agierenden Unternehmen mit 1350 Menschen entwickelt. Was immer da war, ist, dass wir als Familie arbeiten, denken und leben. Dazu gehören Jubiläen, Rentenverabschiedungen, Feierlichkeiten und ein gutes Miteinander. Firmenausflüge und Feste dürfen nicht zu kurz kommen. Deswegen haben wir die 125 Jahre auch mit allen Familienangehörigen, Partnern und Mitarbeitenden der Mayr-Familie anständig gefeiert. Auch unter der Prämisse, den Erfolg nicht als selbstverständlich zu betrachten, sondern als Belohnung für den stetigen Anspruch besser zu werden.

Sollte eines Ihrer Kinder eines Tages Geschäftsführer werden: Was geben Sie ihm mit auf den Weg?

Es ist für eine Firma aus meiner Sicht eine riesige Chance, wenn der Inhaber auch gleichzeitig der Geschäftsführer ist, aber es darf kein Muss sein. Ziel muss es sein, die Kinder dieser Welt mit einem Selbstverständnis zu begleiten, die Welt aus sich selbst heraus zu gestalten. Wenn die Menschen mit sich und der Natur verbunden sind, ist dies ein Vielfaches wert, auch wenn nicht „Geschäftsführer“ auf der Visitenkarte steht.

Die Botschaft ist – ob Geschäftsführer oder nicht – die gleiche: Gehe deinen eigenen Weg und höre auf dein Herz. Danach handle ich entsprechend und dies kann auch nur der Erfolgsweg sein, eine Blaupause für morgen gibt es nicht. 

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