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Unternehmer und Wirtschaftsverbände beklagen eine zunehmende Bürokratielast. Denn diese ist nicht nur mit einem enormen Zeitaufwand, sondern auch mit vielen Kosten verbunden. Aktenordner voller Formulare und Dokumentationen hat der Augsburger Unternehmer Manfred Schönfelder deshalb. Angefangen hat er vor 40 Jahren mit seinem Gesundheits- und technischem Hygieneservice in einem 10 Quadratmeter großen Büro und 100 Quadratmetern Lagerfläche in Augsburg. Heute gehört die Gruppe zu den führenden Unternehmen im Bereich der Service-Dienstleistungen für Gesundheit und Sauberkeit(Lüftungsanlagen, Großküchen, Reinräume, sanitäre Anlagen) mit 170 Mitarbeitern. Die immense Bürokratielast, die auf Unternehmen wie die Gesa-Gruppe zukommt, ist ein Thema, das ihn sein „ganzes Leben lang schon beschäftigt“, ohne dass sich viel daran verbessert hätte.
Eines seiner Beispiele aus dem Unternehmensalltag ist das Geldwäschegesetz. „Wir haben einen großen Fuhrpark, ungefähr 100 Fahrzeuge, die zumeist finanziert sind. Dafür müssen wir umfangreiche Daten zur Erfüllung des Geldwäschegesetzes ausfüllen und zwar für jedes Unternehmen der Gruppe einzeln“, erläutert Schönfelder. Diese Anforderungen sind äußerst zeitaufwendig und erfordern eine detaillierte Dokumentation, die weit über das hinausgeht, was viele Unternehmen bewältigen können. Schönfelder betont: „Das ist ein Paradebeispiel für überbordende Bürokratie.“
Ein weiteres Beispiel für die Belastung durch Bürokratie ist die Künstler-Sozialabgabe. Schönfelder beschreibt, wie Unternehmen für jede Rechnung im Bereich Öffentlichkeitsarbeit eine Abgabe entrichten müssen. Dies betrifft Designer, Werbeagenturen und andere Dienstleister. „Das ist wieder so ein typischer Fall. Jemand hat den Staat etwas vorenthalten und anstatt an der Quelle anzusetzen, werden wir als Unternehmer mit Abgaben bestraft,“ erklärt Schönfelder. Diese Abgaben erfordert enormen Aufwand, der für kleine und mittlere Unternehmen besonders belastend sind.
Die Einführung der digitalen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) sollte eigentlich die Prozesse vereinfachen. Doch Schönfelder sieht das anders: „Jetzt haben wir wesentlich mehr Aufwand.“ Die eAU erfordert von den Unternehmen, verschiedene Daten abzufragen, die sie oft nicht haben. „Oft weiß ich ja nur, seit wann der Mitarbeiter krankgeschrieben ist und nicht wann die eAU ausgestellt ist. Ich brauche aber das Datum des Ausstellens, um die eAU abzurufen“, so Schönfelder. Besonders problematisch sei es, dass es keine sofortige automatische Rückmeldung gibt, wenn etwas falsch angefragt wurde. Eine Antwort dauere zudem bis zu fünf Tage, was besonders problematisch ist, wenn die Lohnabrechnung nicht warten kann. „Gut gemeint ist eben nicht gleich gut gemacht“, sagt Schönfelder. Ein weiteres Beispiel für bürokratische Hürden ist die Schwerbehindertenabgabe. Unternehmen müssen Daten in spezielle Programme der Berufsgenossenschaft einspielen, was laut Schönfelder „so kompliziert ist, dass unsere sehr fähige Mitarbeiterin das nicht allein hinbekommt.“ Auch hier zeigt sich, wie komplizierte Vorschriften den betrieblichen Alltag erschweren.
Die Datenschutz-Grundverordnung sei ebenfalls eine enorme Belastung. „Datenschutz ist wichtig, aber die DSGVO ist zu kompliziert und praxisfern“, sagt Schönfelder. Er beschäftigt nur für diese Themen einen Mitarbeiter in Vollzeit und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen sei die DSGVO „sehr kostenintensiv“.
Eine neue Herausforderung stellt die ESG-Berichterstattung dar. Banken verlangen zunehmend Berichte über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte. Diese Anforderungen sind noch nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber „die Stadtsparkasse Augsburg hat uns das schon vorgestellt“, berichtet Schönfelder. Diese Berichte erfordern umfangreiche Datensammlungen innerhalb des Unternehmens, die wiederum einen erheblichen bürokratischen Aufwand darstellen. „Wenn du diesen umfangreichen Fragebogen nicht ausfüllst, wird sich das auf deinen Zinssatz auswirken“, warnt Schönfelder. Diese neuen Anforderungen könnten die finanzielle Belastung für Unternehmen erheblich erhöhen. „Ich finde es richtig, dass wir alle unseren Beitrag in Sachen Umweltschutz leisten. Doch wieso muss meine Bank jetzt prüfen, wie nachhaltig ich bin? Da arbeiten doch keine Nachhaltigkeits-Experten“, sagt Schönfelder.
„Mit der DSGVO und den Umweltschutzgesetzen hat das Thema Bürokratie eine neue Dimension erreicht. Und das Thema KI wird dem noch einmal einen Schub geben“, ist sich Schönfelder sicher.
Bürokratie ist daher seines Erachtens das größte Risiko für mittelständische Unternehmen, erst dann folge der Fachkräftemangel und die hohen Energiekosten. Was müsse sich seiner meiner Meinung nach ändern? „Ich bin schon so viele Jahrzehnte Unternehmer, aber noch nie hat ein neues Bürokratientlastungsgesetz eine Entlastung gebracht. Den einzigen Ausweg aus dem Bürokratiedschungel sehe ich über eine Strukturreform der öffentlichen Verwaltungen. Aber das ist aussichtslos“, sagt Schönfelder. Daher bleibe vielen Mittelständern nur eins: „Mut zur Lücke“.