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Cape of Good Code: Was gute Software-Entwicklung ausmacht
Interview

Cape of Good Code: Was gute Software-Entwicklung ausmacht

Egon Wuchner (rechts) und Konstantin Sokolov sind die Gründer des Allgäuer Startups Cape of Good Code. Foto: Cape of Good Code

Software-Ingenieure und das Management sprechen oft nicht dieselbe Sprache, wenn es um die Verzahnung von digitalen Entwicklungen und Business Development geht. Das Allgäuer Startup Cape of Good Code will das mit Qualitäts-Analysen ändern. Wie, das hat Mitgründer Egon Wuchner im Interview verraten.

B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Was genau steckt hinter dem Unternehmensnamen „Cape of Good Code”?

Egon Wuchner: Bei der Identifikation mit dem Unternehmensnamen geht es uns darum, dass man in einem Meer von Codes die Fähigkeit besitzen sollte, zu unterscheiden, was gute und schlechte Code-Stücke sind. Wir bieten einen Orientierungspunkt, wie ein Leuchtturm weisen wir unseren Kunden die Richtung. 

Welche Probleme soll die Analyse von Cape of Good Code lösen? 

Entwickler, Projektmanager, Produkt-Manager/-Owner und Kunden sitzen eigentlich in einem Boot, was Software-basierte Lösungen angeht. Denn keiner weiß, was sich an neuen Funktionalitäten durchsetzen wird. Oftmals tun aber die besagten Beteiligten immer noch so, als ob unterschiedliche Interessen vorliegen. Der Kunde will so viele Funktionalitäten wie möglich haben, der Manager will im Budgetrahmen bleiben und der Entwickler will qualitativ gute Software schreiben. 

Wir wollen die Datenbasis dafür schaffen, um diese Konflikte aufzulösen. Zum einen darlegen, was zu tun wäre, um eine solche Datenbasis zu schaffen. Zum anderen wollen wir Messungen und KPIs (Key Performance Indicators) liefern, zu denen alle Projektbeteiligten einen Bezug haben. Der gemeinsame Referenzpunkt sind zum Beispiel die Funktionalitäten des Systems. Wir zielen darauf ab, Aufwände, Qualität und Nutzung der Software-basierten Lösung anhand der Funktionalitäten zu messen und sichtbar zu machen. Denn guter Code zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, wie „leicht” man neue Features zu einer bestehenden Software hinzufügen kann.

Mit dieser Datenlage zur „Gesundheitslage” der Software können gemeinsam Entscheidungen getroffen werden, wie viel Budget zur Verbesserung und wo aufgebracht werden sollen.

Sie haben 20 Jahre in der Corporate Technology, einer internen Forschungs- und Beratungsabteilung der Siemens AG, gearbeitet. Was brauchen Unternehmen, um mit ihren Software-basierten Lösungen Geld zu verdienen? 

Es gibt drei wesentliche Bausteine, die erfüllt sein müssen, um mit Software-basierten Lösungen Geld zu verdienen: Eine Grundlage sind automatisierte technische Prozesse und technische Infrastrukturen. Der Aufwand muss wesentlich in die Entwicklung neuer Features und neuer Funktionalitäten fließen, die für den Kunden beziehungsweise Nutzer einen Mehrwert darstellen. Zweitens darf die Arbeit an einer Software-basierten Lösung nicht als „Feature-Factory” aufgefasst werden. Es darf also nicht nur darum gehen, eine neue Funktionalität nach der anderen „rauszuhauen”. Und zum Dritten können wir sagen, dass es nicht mehr von vornherein so eindeutig ist, womit man in Zukunft Geld verdienen wird. Mit Software-basierten Lösungen ist heutzutage eine gewisse Bereitschaft zum Experimentieren nötig.   

Seit 2011 beschäftigen Sie sich mit Software-Entwicklung. Worauf kommt es da an und was macht eine gute aus?

Die Qualität der Software und ihrer Funktionalitäten sollte nicht nur für Kunden und Nutzer mit Tests geprüft werden. Eine Software hat ja auch andere Stakeholder wie die Projektbeteiligten, also Entwickler, Projektleitung, Product-Owner und -Manager. Für die ist zum Beispiel die Verständlichkeit des Codes, seine Erweiterbarkeit um neue Funktionalitäten, die Rückverfolgbarkeit der Funktionalitäten und eine Datenbasis zur Entscheidungsfindung bezüglich der Budgetplanung wichtig. Das fällt aber meistens unter den Tisch. Sei es, weil keine Zeit dafür da ist, oder weil Entwickler auch mal zu viel an neuen Techniken und Technologien ausprobieren wollen. Im Software-Entwicklungsbereich verwenden wir den Begriff „Technische Schulden”, die sich da ansammeln. 

Seit 2013 arbeiten Sie gemeinsam mit Konstantin Sokolov daran, messbare Kriterien zu definieren und entsprechende Analyse-Methoden zu entwickeln. Was wollen Sie damit sichtbar machen?

Wir wollen für alle Beteiligten auf verständliche Weise Software-lastige KPIs sichtbar machen, um über eine weitere Budgetaufteilung fundierte Entscheidungen zu treffen. Das sollten KPIs sein, die einen starken Geschäftsbezug haben, etwa zu den sichtbaren Funktionalitäten und deren Nutzen. Unsere Analysen geben Antworten auf Fragen wie: Wo im Code muss ich Aufwand spendieren, um Technische Schulden abzubauen?  Welche Funktionalitäten sind in der Software so verwoben, dass Fehler entstehen und die Erweiterbarkeit leidet? Oder mit wieviel Aufwand zur Verbesserung muss ich rechnen? 

Wieso haben Sie sich entschlossen, nicht mehr als Spin-Off von Siemens weiterzumachen, sondern ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Die Frage ist einfach zu beantworten. Am Ende wurde seitens der Leitung entschieden, dass kein Spin-off entstehen soll. Die genannten Gründe waren für uns nicht unbedingt nachvollziehbar, so dass wir die Entscheidung eines Neuanfangs getroffen haben.

Sie werden durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gefördert und sind Teil des digitalen Gründerzentrums in Kempten. Wie wichtig sind solche Förderungen in der Anfangsphase?

Man kann die Wichtigkeit dieser Förderungen für Neugründungen nicht hoch genug einschätzen. Es bringt eine gewisse Ruhe in solch ein stürmisches Unterfangen. Sei es finanziell, aber auch organisatorisch, dass man sich durchaus für einen längeren Zeitraum, paar schwierigen Problemlösungen widmen kann, die man nun mal knacken muss. 

Des Weiteren stecken hinter diesen Förderungen Menschen, die ihr Bestmöglichstes tun, um einen zu unterstützen. Die Unterstützung von Leuten muss man sich normalerweise erstmal hart „erarbeiten”. Mit diesen Förderungen und Gründerzentren kriegt man diese Unterstützung zum guten Teil „frei Haus”.

Was begeistert Sie besonders am Unternehmertum? 

Jeder möchte ja gerne sein eigener Chef sein. Dahinter steckt wohl der Wunsch, dass man selber eigene Ideen entwickeln und umzusetzen kann. Und damit irgendjemand helfen oder „glücklich” machen kann, was mit einer Anerkennung sei es als Kundenaufträge oder auch in Form positiven Feedbacks für die erbrachte Leistung einhergeht. Das ist auch das, was uns begeistert.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in einem Jahr sowie in drei und fünf Jahren? 

In einem Jahr möchten wir Teile unserer DETANGLE Analysen als Cloud-Lösung anbieten, um unseren Markt kräftig zu erweitern. In drei Jahren möchten wir für Stakeholder von Software-Systemen nicht nur Analysen sondern auch ein Empfehlungssystem anbieten, welches zusätzlich zur Identifizierung verbesserungswürdiger Codebereiche auch konkrete Vorschläge zu der Umsetzung dieser Verbesserungen macht. In fünf Jahren würden wir gerne neue Standards der Qualitäts- und Risikobeurteilung für Software-System etabliert haben. Welche Mannstärke dazu nötig ist, wird sich zeigen. Wir sind da offen.

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