Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
Volle Parkplätze entlang der Autobahn und LKWs, die in kilometerlangen Schlangen stehen und warten: Die Strecke über Tirol und den Brenner nach Italien macht den LKW-Fahrer regelmäßig zu schaffen. Grund sind unter anderem die Tiroler Blockabfertigungstage kurz nach der deutschen Grenze. An diesen Tagen dürfen maximal 300 LKWs auf einmal Richtung Italien fahren. Dafür wurde bei der Ausfahrt der A12 bei Kufstein-Nord Richtung Süden eine sogenannte Dosierstelle für LKW eingerichtet. Österreich will damit verhindern, dass sich der LKW-Verkehr im Raum Innsbruck und der Inntalautobahn A12 staut. Doch auch LKW-Fahrverbote sind für die Fahrer ein Problem.
Laut dem Geschäftsführer der Roman Mayer Logistik Group in Gersthofen, Gianluca Crestani, sitzen die Fahrer wegen der Blockabfertigungstage stundenlang in den LKWs fest, ohne zu wissen, wann es weitergeht. „Ich halte es für absolut menschenunwürdig, was an diesen Tagen den betroffenen Fahrerinnen und Fahrern zugemutet wird“, kritisiert er die Blockabfertigung deutlich. „Ohne in die Details gehen zu wollen: Da wird schon der Gang zur Toilette zur Herausforderung.“
Außerdem werde Stau zur regulären Lenkzeit dazu gerechnet. „Das bedeutet, dass sich die Gesamteinsatzzeiten für die Fahrer durch die dann notwendigen Pausen zusätzlich verlängern“, kritisiert Crestani.
Die Probleme der LKW-Fahrer sind auch Stephan Doppelhammer bekannt. Er ist der Geschäftsführer vom Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen. Neben den Blockabfertigungstagen kritisiert er auch Fahrverbote, die in Tirol für LKWs gelten. Wenn etwa in Italien ein landeseigener Feiertag ist, dürfen Transit-LKWs von Deutschland kommend nicht nach Tirol einfahren. Hat Deutschland einen landeseigenen Feiertag, gilt das gleiche für LKWs, die aus Italien nach Deutschland wollen.
Das hat laut Doppelhammer zuletzt Anfang Oktober zu kuriosen Szenen geführt. Wegen des Feiertags am 3. Oktober und dem damit verbundenen LKW-Fahrverbot in Deutschland durften LKWs aus Italien, die nach Deutschland wollten, an diesem Tag nicht über die Grenze nach Tirol fahren. „Der Transitverkehr wurde gestoppt, damit er sich in Tirol nicht aufstaut, weil sie ja in Deutschland an dem Tag nicht fahren durften“, erklärt Doppelhammer. „Wer in Italien war, kam also nicht heim“. Am 4. Oktober durften LKWs wieder nach Tirol einfahren – allerdings war bei der Südtiroler Stadt Sterzing laut Doppelhammer ein so großer Stau entstanden, dass es die LKW-Fahrer bis zum Wochenende nicht nach Hause geschafft hätten. „Aus Rosenheim sind dann Unternehmer mit dem Auto nach Italien gefahren und haben ihre LKW-Fahrer abgeholt, damit die über das Wochenende zu Hause sein konnten“, erklärt Doppelhammer. „Am Sonntag haben die Unternehmer die Fahrer dann wieder nach Italien zu ihren LKWs gebracht.“
Das österreichische Bundesland Tirol verweist hingegen auf die hohe Belastung für Mensch und Umwelt, die der Transitverkehr in Tirol mit sich bringt. Denn die Route durch Tirol und über den Brenner ist die Hauptverkehrsader für den Nord-Süd-Transitverkehr. „Tirol kann und will nicht mehr LKW aufnehmen – bereits jetzt sind wir mit einem überbordenden Transitverkehr konfrontiert, die Bevölkerung schwer belastet und die Straßeninfrastruktur an den Kapazitätsgrenzen“, sagt Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel (Mitglied der Tiroler Landesregierung) auf Anfrage von B4BSCHWABEN. Außerdem, so Zumtobel weiter, werden Fahrverbote und Blockabfertigungstag frühzeitig bekannt gegeben und reduzieren die Stau- und Wartezeiten für die LKW. Damit erhöhe sich die Planbarkeit für die Unternehmen.
Die Kritik bezüglich des Vorgehens rund um den 3. Oktober kann das Land Tirol nicht nachvollziehen und spielt den Ball zurück: Schließlich galt in Deutschland wegen des Feiertags selbst ein Fahrverbot. Weiter sei zum einen das Fahrverbot bereits im März veröffentlicht worden und notwendig, da die Nachfrage die Kapazitäten der Parkplätze entlang der Tiroler Autobahnabschnitte deutlich übersteigen würde. Zum anderen seien Fahrten von dem Tiroler Verbot befreit gewesen, wenn diese von dem Fahrverbot in Deutschland ausgenommen waren. Das betrifft etwa den Transport von frischer Milch, frischem Fleisch und frischem Fisch oder leicht verderblichem Gemüse.
Doppelhammer ist nicht generell gegen LKW-Fahrverbote. Diese sieht er durchaus als sinnvoll, allein damit die Fahrer eine Pause machen müssen. Bei den Fahrverboten in Tirol bewertet er die Situation allerdings anders, weil die Route stark befahren ist. „In diesem Fall ist es problematisch, weil es ein Nadelöhr ist“, sagt Doppelhammer.
Um die Situation für die LKW-Fahrer und die Logistikbranche zu verbessern, fordert der Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen von Tirol, die Blockabfertigung und das Nachtfahrverbot abzuschaffen. Letzteres gilt auf einem Teil der Inntalautobahn A12 zwischen 22 und fünf Uhr, zwischen November und April bereits ab 20 Uhr. „Wenn das Nachtfahrverbot abgeschafft wird, dann entzerrt sich der Verkehr, dann ist auch auf die Blockabfertigung verzichtbar“, erklärt Doppelhammer. Mit seinen Forderungen ist er nicht allein: Italien hat Österreich diesen Sommer wegen seines Umgangs mit dem Transitverkehr vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt.