B4B Schwaben

Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.

B4B Schwaben
 / 
Themen  / 
TOPFIRMEN  / 
„Wir optimieren die Ersatzteilversorgung für unsere Kunden auf der ganzen Welt"
TOPFIRMEN 2023

„Wir optimieren die Ersatzteilversorgung für unsere Kunden auf der ganzen Welt"

Der MULTIVAC Standort Wolfertschwenden.
Der MULTIVAC Standort Wolfertschwenden.

Die MULTIVAC Group verfolgt ambitionierte Wachstumsziele. Welche Rolle dabei der Ausbau eines weltweiten Netzwerks, Automation und Nachhaltigkeit spielen, erklärt Dr. Christian Lau, Geschäftsführender Direktor und COO, im Interview.

Herr Dr. Lau, die MULTIVAC Group plant aktuell am Hauptsitz im Allgäu den Neubau eines weiteren Werks. Welche strategischen Vorteile erhoffen Sie sich?

Dr. Christian Lau: Unser Unternehmen verzeichnet in den letzten Jahren kontinuierliches Wachstum. Einer der Gründe für dieses Wachstum: Immer mehr Kunden fragen nicht mehr nach einzelnen Maschinen, sondern nach maßgeschneiderten Linien aus einer Hand, zum Verarbeiten und Verpacken von Lebensmitteln bzw. Pharma- und Medizintechnikprodukten. One-Stop-Shopping Lösungen zum Schneiden, Verpacken, Inspizieren, Kennzeichnen und Handling. Und diese Linien, in vielen Fällen über 20 Meter lang, benötigen viel Montagefläche. Unser Werk in Wolfertschwenden stößt trotz 90.000 Quadratmetern Nutzfläche an seine Grenze. Deshalb beginnen wir nun mit dem Neubau eines zweiten Werks mit 35.000 Quadratmetern und einer Investitionssumme von rund 60 Millionen Euro, nur 800 Meter vom Stammsitz entfernt. In dieses verlagern wir dann die Fertigung von Bauteilen für unsere Verarbeitungs- und Verpackungsmaschinen, die derzeit im Hauptwerk stattfindet. Im jetzigen Werk werden wir durch den gewonnenen Platz mehr Fläche für unser ­Liniengeschäft haben. Gleichzeitig nutzen wir das neue Werk, das ab 2026 sukzessive in Betrieb gehen soll, um die Ersatzteilversorgung für unsere Kunden auf der ganzen Welt weiter zu optimieren. Wir werden dort ­tausende Ersatzteile für Maschinen der gesamten ­MULTIVAC Group, also MULTIVAC, TVI und FRITSCH lagern. Und Bauteile, bestellt über einen Webshop, im Notfall noch am gleichen Tag ausliefern können. Somit können Kunden teure Standzeiten reduzieren. Auch das ist ein deutlicher Benefit des Neubaus.

Smart Factory und Industrie 4.0 sollen die Wirtschaft in die Zukunft führen. Nutzt MULTIVAC entsprechende Technologien bereits?

Lau: Automation spielt beim Bau unseres neuen Produktionswerks eine Schlüsselrolle. Einige Prozessketten werden vollautomatisiert sein – beim Einlagern, in der Produktion und am Warenausgang. Dort kommen beispielsweise fahrerlose Transportsysteme zum Einsatz, die Material befördern. Oder Industrieroboter, die CNC-Bearbeitungsmaschinen be- und entladen. Wir wappnen uns mit dieser Technologie auch gegen den zukünftigen durch den demografischen Wandel verursachten Mangel an Nachwuchskräften.

Solche produktivitätssteigernden Technologien rund um das Mega-Thema Industrie 4.0 spielen aber nicht nur für unsere Produktion eine wichtige Rolle. Davon profitieren auch unsere Kunden. Denn wir entwickeln bereits seit einigen Jahren sogenannte Smart Services für unsere Verpackungs- und Verarbeitungsmaschinen. Unsere Anlagen sind dabei mit Sensoren ausgestattet und schicken Live-Daten aus der Produktion in die MULTIVAC Cloud. Dort übernimmt intelligente Software die Auswertung. Auf einem Dashboard zeigt sie dann an, ob sich die Produktion optimal verhält. Und was Anwender tun können, um Standzeiten und Produktivität zu erhöhen sowie den Einsatz von Verpackungsmaterial und den Wartungsaufwand zu senken.

Mittlerweile produziert MULTIVAC nicht nur in Wolfertschwenden, sondern auch in Bulgarien, Japan und demnächst Indien. Welche Strategie verfolgen Sie mit ihrem globalen Netzwerk?

Lau: Die MULTIVAC Group ist auf allen Kontinenten vertreten – mit mehr als 80 Vertriebs- und Servicegesellschaften, rund 7.000 Mitarbeitenden, darunter 1.300 Berater und Servicetechniker, sowie bald 14 Produktionsstandorten in Deutschland, Österreich, Bulgarien, Spanien, Brasilien, China, Japan, Indien und den USA. Durch dieses flächendeckende Netz ist es uns gelungen, Kunden überall auf der Welt reaktionsschnell zu betreuen – bei der Konzeption neuer Linienlösungen aus einer Hand, über Installation und Inbetriebnahme bis hin zum Service. Und so zunehmend mehr lokale Marktanteile zu gewinnen. Eine Erweiterung haben wir zuletzt etwa am japanischen Produktionsstandort in Tsukuba, 60 Kilometer nordöstlich von Tokyo, vorgenommen. Denn Japan ist für MULTIVAC ein bedeutender Markt. Mit dem neuen Gebäude konnten wir die Produktionskapazitäten vor Ort erweitern und gleichzeitig unsere Logistik optimieren. So auch in Indien. Dort ändert sich das Einkaufsverhalten, bedingt unter anderem durch steigenden Wohlstand. Immer mehr Verbraucher kaufen nicht mehr nur lose Waren auf dem Markt, sondern auch verpackte Produkte in Supermärkten. Da Indien als Markt für MULTIVAC somit immer wichtiger wird, haben wir aktuell in Ghiloth, 120 Kilometer von Delhi entfernt, einen Gebäudekomplex für Vertrieb und Produktion mit insgesamt 10.000 Quadratmetern Nutzfläche gebaut, der im Dezember offiziell eröffnet wird. Das Werk soll zudem ein Produktionshub für die südasiatische Region sein.

Auch in der Verpackungsbranche spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Wie reagiert ­MULTIVAC darauf?

Lau: Als internationales Unternehmen sehen wir uns in der Pflicht, so verantwortungsbewusst wie möglich mit Umwelt und Ressourcen umzugehen. Deshalb sind wir bemüht, den Energieverbrauch unserer Infrastruktur zu reduzieren und den Anteil der Energie-Eigenerzeugung zu erhöhen. So kommen mittlerweile an vielen Produktionsstandorten Photovoltaik-Anlagen, Blockheizkraftwerke und geothermische Wärmepumpen zum Einsatz. Bei zugekauftem Strom handelt es sich an den Standorten in Deutschland und Österreich zu 100 Prozent um umweltfreundlichen Ökostrom. Am Firmensitz in Wolfertschwenden sind wir zudem dazu übergegangen, einen Teil unserer Bearbeitungsmaschinen in der Produktion mit kaltem Brunnenwasser anstatt mit Kühlaggregaten zu kühlen. Darüber hinaus achten wir auf eine verantwortungsvolle Ressourcenbeschaffung entlang der Lieferkette. Nicht zuletzt investieren wir in Forschung und Entwicklung, damit unsere Maschinen immer weniger Strom, Wasser und Druckluft verbrauchen. Hier kommen beispielsweise energieeffiziente Elektromotoren und moderne Stand-by-Methodiken zum Einsatz. Mit diesen Maßnahmen wollen wir dazu beitragen, zum Erhalt einer lebenswerten Umwelt für zukünftige Generationen beizutragen.