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Folge 68: Josef Diebold

101 Köpfe: Hart, aber herzlich

Josef Diebold vor seiner Super-8-Schleife "Orient-Express". Foto: B4B SCHWABEN
Josef Diebold vor seiner Super-8-Schleife "Orient-Express". Foto: B4B SCHWABEN

Josef Diebold ist seit seiner Kindheit auf Volksfesten zu finden. Seine Familie ist schon seit 1860 im Schaustellergewerbe tätig. Er selbst betreibt den „Orient Zauber“. Seit Februar fungiert Diebold als Vorsitzender des schwäbischen Schaustellerverbandes. Welche Herausforderungen er nun bewältigen muss und wieso er wunschlos glücklich ist, erzählte uns Josef Diebold im 101 Köpfe-Interview mit B4B SCHWABEN.

  


Josef Diebold

Alter: 49
Position: Schaustellerbetrieb Orient Zauber
Unternehmen: Schausteller und Vorsitzender Schwäbischer Schaustellerverband
Hobbys: Musik und Technik


B4B SCHWABEN: Herr Diebold, seit Februar sind Sie nun der neue Vorsitzende des schwäbischen Schaustellerverbandes. Was hat sich seither in Ihrem Leben verändert?

Josef Diebold: Viel. Die neue Aufgabe erfordert viel Zeit, die muss ich irgendwoher nehmen. Zudem ist die Aufgabe auch sehr verantwortungsvoll und ich bemühe mich, da mein Bestes zu geben.

B4B SCHWABEN: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich bereits stellen und wer unterstützt Sie dabei?

Josef Diebold: Organisatorisch gesehen war der Osterplärrer 2014 mein Debut. Zusätzlich hatten wir noch einige Altlasten im verband, die wir aufarbeiten mussten. Das hat mich sehr gefordert. Aktuell stehen wir für den Herbstplärrer vor einer großen Herausforderungen. Wir möchten die Besucher rund 100 Jahre zurückversetzen und ihnen alte Karussellarten, alte Technik und alte Tradition näherbringen. Dabei unterstützen mich meine Familie und das Team des Schaustellerverbandes so gut sie können.

B4B SCHWABEN: Wann und aus welchem Grund haben Sie sich dafür entschieden, Schausteller zu werden?

Josef Diebold: Ich bin auf dem Festplatz aufgewachsen, für ein Kind gibt es natürlich nichts Schöneres. Das prägt einen und viele möchten auch immer das machen, was die Eltern schon machen. Aber nach der Schule und dem Berufsabschluss überlegt man dann doch, ob diese Entscheidung richtig ist. Dann ging aber alles ganz schnell: Ich habe eine Frau gefunden, die auch aus dem Schaustellergewerbe kommt. Somit war ganz klar, wo unsere Stärken liegen und nach der Heirat haben wir damit begonnen, unser Brot mit einem Kinderkarussell zu verdienen.

B4B SCHWABEN: Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf als Schausteller?

Josef Diebold: Wenn Sie als Schausteller unterwegs sind – und Sie haben in der Regel immer dieselben Stationen – dann kennt man sich mit der Zeit und man freut sich, die Menschen wieder zu sehen. Es geht sehr menschlich zu, manchmal zwar etwas rau und hart, aber immer sehr herzlich.

B4B SCHWABEN: Gibt es auch Schattenseiten im Schaustellerleben?

Josef Diebold: In einem Schaustellerbetrieb ist das Risiko groß, dass der erwartete Umsatz ausbleibt. In einem normalen Unternehmen kommen die Kunden bei jedem Wetter. Wenn es zwei Wochen während der Plärrerzeit regnet, bleiben die Besucher schlichtweg zu Hause. Für uns bleiben dann die Unkosten für Aufbau etc. bestehen, während wir dafür keinen Umsatz machen. Das kann man nur mit einer Bank stemmen, die einem den Rücken frei hält und stärkt.

B4B SCHWABEN: An Ostern war die Hühnerbraterei vorerst das letzte Mal auf dem Plärrer vertreten. Gibt es schon Nachfolger?

Josef Diebold: Der Abschied von der Hühnerbraterei war natürlich sehr emotional. Wir als Schausteller können keinen Nachfolger bestimmen, denn der Plärrer ist eine Veranstaltung der Stadt Augsburg. Als der Abschied bekannt wurde, waren die Lizenzen für den Herbstplärrer bereits vergeben. Die Sterndlalm wird daher den Platz der Hühnerbraterei einnehmen und auf dem Sterndlalm-Platz wird ein weiteres Fahrgeschäft stehen. Für 2015 werden die Ausschreibungen erst Ende August verschickt. Aktuell ist also noch alles offen.

B4B SCHWABEN: Weshalb ist den Augsburgern der Plärrer so wichtig?

Josef Diebold: Der Plärrer ist eine Stätte der Begegnung, Multikulti, ein buntes Treiben. Jung und alt sitzt zusammen mit dem Bauarbeiter und dem Geschäftsführer an einem Tisch, trinken und essen gemeinsam. Die alte Tradition spricht für sich, der Plärrer passt sich dennoch den Wünschend er Besucher an – Jahr für Jahr. Der Plärrer ist schon beinahe ein kulinarisches Highlight von herzhaft bis süß, daneben gibt es zahlreiche Fahrgeschäfte für die ganze Familie. Wir brauchen uns inzwischen nicht mehr vor dem Oktoberfest verstecken, dennoch haben wir unsere eigene Kultur und da ist der Augsburger stolz drauf.

B4B SCHWABEN: Sie selbst arbeiten in der Freizeitbranche, doch wie gestalten Sie ihre eigene? Gibt es bei Ihnen überhaupt so etwas wie Freizeit?

Josef Diebold: Ehrlich, wenn Sie den ganzen Tag auf dem Volksfest sind, werden Sie in Ihrer Freizeit nicht auch noch ein Volksfest besuchen. Ich nutze hingegen die Zeit, um zusammen mit meiner Familie Kraft zu tanken – am See, im Wald, bei einem Spaziergang oder beim Grillen. Durch die Verschiebung der Feiertage gibt es immer mal wieder Leerlauf zwischen den Festen, die wir nutzen, um uns zu erholen.

B4B SCHWABEN: Wo sehen Sie den Plärrer und sich selbst in 5 Jahren?

Josef Diebold: Der Plärrer verändert sich stetig, er wird sich mit Sicherheit verändern und sich anch den Wünschen der Besucher richten. Und auch ich werde mich mit Sicherheit verändern, im positiven natürlich. Als Idealist und Realist gehe ich davon aus, dass ich auch in 5 Jahren noch meinen „Orient Zauber“ betreiben werde.

B4B SCHWABEN: Welchen Traum möchten Sie sich noch erfüllen?

Josef Diebold: Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Ich habe drei reizende Töchter und bin inzwischen schon Opa. Ich habe eine ganz wunderbare Frau, kann man sich denn mehr wünschen? Wieso weiter nach den Sternen greifen, wenn das Schöne schon hier unten ist?

B4B SCHWABEN: Ganz spontan in 15 Sekunden: Nennen Sie tolle Persönlichkeiten aus Bayerisch-Schwaben.

Josef Diebold: Dr. Sebastian Priller ist ein sehr außergewöhnlicher Mensch. Vor diesem Mann habe ich wahnsinnig viel Respekt. Er ist immer nett und gehört zu den Persönlichkeiten, zu denen man aufschaut.
Dr. Kurt Gribl: Ich finde die Leistung, die er vollbringt, beachtlich. Er ist Augsburger, er war früher auf dem Plärrer uns wir sind ihm sehr wichtig. Er ist authentisch und repräsentiert die Augsburger so, wie es sein sollte.

B4B SCHWABEN: Was hätten Sie gemacht, wenn Sie einen anderen berufsweg eingeschlagen hätten?

Josef Diebold: Darauf habe ich keine Antwort parat. Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen.

B4B SCHWABEN: Vielen Dank für das freundliche Gespräch!

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