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von Tim Cole
Während Produkt- und Imagewerbung in klassischen oder neuen Medien für die Neukundengewinnung, also für das Gewinnen von Marktanteilen, früher das Mittel der Wahl waren, gewinnt systematisches Kundenbindungsmanagement im Unternehmen von morgen immer mehr an Bedeutung, wenn es darum geht, den „Anteil am Kunden“ zu erhöhen, also bestehende Kunden dazu zu bringen, mehr oder häufiger beim betreffenden Unternehmen zu kaufen.
Andererseits ist Loyalität ein knappes Gut, erst recht im Zeitalter des Internets, wo der nächste Mitbewerber nur einen Mausklick entfernt ist. Mit der neuen Macht des Kunden in einem vernetzten Markt werden das Sammeln von Kundenwissen und die proaktive Jagd nach neuen Umsatzpotenzialen immer mehr in den Mittelpunkt unternehmerischer Aktivität rücken. Überspitzt formuliert: Der Unternehmer wird in Zukunft immer mehr Jäger, der Kundenumsatz seine Beute sein.
Mit dem Entstehen des Internets und interaktiver Formen der Kommunikation zwischen Anbieter und Kunden ist eine völlig neue Situation entstanden. Kunden sind besser denn je in der Lage, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren; Anbieter sind deshalb gezwungen, das in ihren Geschäftsmodellen zu berücksichtigen. Das Wissen um den Kunden wird so zu einem neuen, kritischen Erfolgsfaktor in einer Welt, die von direkten, personalisierten Kundenbeziehungen geprägt ist und in der Kunden mehr denn je Marktübersicht, Transparenz und Einfluss bei der Preisgestaltung haben.
Loyalität lohnt sich für den Kunden, wenn für ihn erkennbar ist, dass er bereits eine Investition in die persönliche Beziehung zu einem Anbieter gemacht hat und daraus Vorteile zieht. Die Kunst des Anbieters besteht darin, dem Kunden dieses Mehrwertversprechen plausibel und begreifbar zu machen. Das tut er am besten, indem er dem Kunden stets „punktgenau“ jene Produkte oder Dienstleistungen anbieten kann, die dieser wirklich braucht, und zwar dann, wenn er sie braucht.
Das vorausschauende Erkennen von Kundenpotenzialen wird also eine der wichtigsten Aufgaben für das Management von erfolgreichen Unternehmen in der vernetzten Wirtschaft sein. Führungsverantwortliche werden zunehmend auf innovative technische Systeme zugreifen müssen, um die Anforderungen des Kunden so „punktgenau“ erkennen und erfüllen zu können, dass sich daraus langfristige und planbare Kundenbeziehungen entwickeln. Eine zentrale Rolle wird dabei dem vergleichsweise jungen Bereich des Identity Management zukommen. Nur so werden die neuen Vorstellungen – und demnächst vielleicht auch Vorschriften – über die Bewertung solcher Kundenbeziehungen (Stichwort: Customer Asset Management) realisieren lassen. Was also zunächst eher wie ein wirtschaftstheoretischer Ansatz klingen mag, wird sehr schnell einen konkreten und dringenden Praxisbezug erhalten.
Unternehmen müssen sich rechtzeitig überlegen, wie sie auf die neue Herausforderung reagieren sollen, die sich aus der neuen Macht des Kunden und dem sich daraus ableitenden Stellenwert ergibt. Leistungsfähige IT-Systeme zum Profilieren und Aggregieren von Kundenwissen, neuartige Darstellungsmöglichkeiten und Berichtswerkzeuge insbesondere im Finanz- und Planungswesen sowie ein konsequent kundenzentriertes Denken werden die wichtigsten Erfolgsfaktoren in den Märkten von morgen sein.
Daraus ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen für Management und Marketing:
Über den Autor:
Tim Cole ist Internet-Publizist, Buchautor, Moderator und Keynote-Redner. Als Deutschlands dienstältester Blogger schreibt er seit 20 Jahren über Trends und Themen rund um die Digitalisierung und Vernetzung der Wirtschaft. Dieser Artikel ist ein Auszug aus seinem Bestseller „Unternehmen 2020 – Das Internet war erst der Anfang“, das 2010 im Hanser-Verlag erschienen ist. Cole ist Deutschamerikaner und lebt heute im Lungau bei Salzburg.