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Sie sind als Oberarzt vom Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus mit seinen über 1.000 Betten ans Memminger Klinikum mit 500 Betten gewechselt. Hat ein kleineres Haus für Sie einen besonderen Reiz?
Pöhlmann: Ich schätze die persönliche Nähe zu den Kollegen. Außerdem gefällt es mir, dass die Geschäftsleitung des Memminger Klinikums zu ihrem Labor steht, was nicht selbstverständlich ist. Viele Labore werden heutzutage ausgelagert, da es vordergründig kosteneffizienter erscheint. Das Labor ist aber eine zentrale Schnittstelle im Krankenhaus. Viele diagnostische und therapeutische Entscheidungen im klinischen Alltag hängen von den Ergebnissen ab, die das Labor liefert. Außerdem kann man als Chefarzt natürlich mehr gestalten als in der Position des Oberarztes.
Was möchten Sie denn gestalten?
Das erste größere Projekt ist die Einführung eines Order-Entry-Systems, was schlicht bedeutet, dass es in Zukunft keine Papierbelege für die Anforderung von Laborparametern mehr geben wird. Die Stationen können ihre Anforderungen dann elektronisch an das Labor senden. Dies reduziert den Arbeitsaufwand und führt zu einer erheblich verbesserten Transparenz. Darüber hinaus könnte ich mir vorstellen, dass wir in Zukunft manche Untersuchung, welche momentan noch an größere Labore verschickt wird, wieder selber durchführen.
Wie halten Sie das Memminger Klinikum keimfrei?
Völlige Keimfreiheit ist natürlich unmöglich. Allerdings mache ich Begehungen und schaue, wo kritische Stellen sind. Ich schule Mitarbeiter und sitze jetzt, wo im Klinikum viel um- und angebaut wird, mit den Architekten und Fachplanern zusammen.
Was hat denn die Mikrobiologie und Hygiene mit Architektur und Bauarbeiten zu tun?
In der Planung von Bauvorhaben ist die Hygiene sehr wichtig, da man von vornherein Risiken minimieren beziehungsweise ausschließen kann. Ein Waschbecken beispielsweise hat in bestimmten Räumen nichts zu suchen, denn das Wasser, das aus dem Hahn kommt, ist ja nicht gänzlich keimfrei und kann zur Kontamination von Arbeitsflächen führen. Auch muss bei der Planung von Funktionsräumen oder einem Operationssaal darauf geachtet werden, dass keine Fugen oder Spalten vorhanden sind, welche schlecht zu desinfizieren sind und in denen sich in der Folge Keime absetzen können. Auch das Mobiliar muss vollständig abwischbar und desinfizierbar sein.
Wenn Sie sich täglich mit Keimen beschäftigt, wie können Sie da überhaupt noch unbeschwert leben? Die Keime lauern ja bekanntlich überall.
Das macht mir nichts aus. Wir Menschen leben ja von und mit den Keimen. In unserem menschlichen Körper haben wir circa 100 Mal mehr Bakterienzellen als menschliche Zellen. Unsere Haut ist übersäht von Keimen und in unserem Darm schützen uns „gute“ Bakterien vor der Ansiedlung „böser“ Keime.
Und in der restlichen Zeit sitzen Sie im Labor am Mikroskop und untersuchen Blutproben oder Wundabstriche?
Ja und nein. Neben dem Mikroskop ist das Telefon mein wichtigstes Arbeitsgerät. Viele Kollegen aus dem Haus rufen mich an, wenn sie beispielsweise wissen wollen, welches Antibiotikum sie einem Patienten geben sollen. Denn manche Patienten haben erhöhte Entzündungswerte im Blut, die aber nicht zwangsläufig von einer Infektion herrühren müssen. In diesem Fall kann die Entscheidung für oder gegen eine antibiotische Therapie schwierig sein.
Fachärzte für Hygiene und Mikrobiologie wie Sie bilden unter den Medizinern eher die Seltenheit. Warum haben Sie sich gerade für dieses Fachgebiet entschieden?
Die Bakteriologie und die Virologie, mit denen ich es zu tun habe, sind sehr spannende Arbeitsfelder. Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Erreger. Nehmen wir beispielsweise das FSME-Virus, welches durch Zeckenbisse übertragen werden kann. Ein Großteil der Patienten leidet bei einer Infektion lediglich unter einem grippalen Infekt, eine Minderheit kann jedoch durch die FSME-Erkrankung schwere neurologische Schäden davontragen. Diese Ursachen zu erforschen finde ich äußerst interessant.