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Start-up Toko Toko: „Wir wollen Plastik aus dem Wald verbannen.“
Interview

Start-up Toko Toko: „Wir wollen Plastik aus dem Wald verbannen.“

Der Mitgründer der Toko Toko GmbH, Jan Tenhumberg. Fotoquelle: Toko Toko GmbH
Der Mitgründer der Toko Toko GmbH, Jan Tenhumberg. Fotoquelle: Toko Toko GmbH

Jan Tenhumberg ist einer der vier Gründer des StartUp-Unternehmens Toko Toko. Das Team hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Schutzhüllen für Setzlinge und Jungpflanzen in der Forstwirtschaft, im Weinbau sowie im Obstbau zu etablieren. Jan Tenhumberg erzählt im Interview über die Vision und die Produkte des StartUps.

B4BSCHWABEN.de: Herr Tenhumberg, was verbirgt sich hinter Ihrem Start-up Toko Toko?

Jan Tenhumberg: Hinter Toko Toko verbirgt sich zunächst eine Vision. Wir wollen Plastik aus dem Wald verbannen. Konkret geht es dabei um den Kunststoff, der in der Forstwirtschaft bei Schutzhüllen zum Einsatz kommt, um junge Pflanzen vor äußeren Einflüssen zu schützen. Wir haben eine nachhaltige Schutzhülle auf den Markt gebracht.

Was macht die Alternative nachhaltig?

Das Material. Denn unsere Toko Toko Schutzhüllen bestehen aus Bambus. Und der ist – anders als Kunststoff oder Aluminium – ökologisch abbaubar. Sprich, wenn der Jungpflanze das Korsett übergestülpt worden ist, fällt es nach einer gewissen Zeit ab und verrottet am Waldboden. Was außerdem dazukommt: Kunststoffhüllen simulieren quasi ein Gewächshaus. Mit unserer Alternative sind die Wachstumsbedingungen natürlicher. Durch die Schutzhülle kommt genug Licht und Luft an die Pflanze. Gerade bei überproportionalem Lichteinfall und direkter Sonneneinstrahlung bietet unsere Schutzhülle der Pflanze Schatten, so dass sich der Boden nicht so schnell erwärmt und und die Pflanzen nicht so schnell austrocknen. Unsere Toko Toko Schutzhülle simuliert für die Pflanze die natürlichen Waldbedingungen: lichter Schatten mit feuchter, kühler Waldluft. Sollte dennoch mehr Licht benötigt werden, können auch einzelne Lamellen herausgezogen werden, sodass mehr Licht eindringt. Durch die sich ändernden klimatischen Bedingungen soll die Toko Toko Schutzhülle gerade genug Schatten bieten, damit der verfrühte und schnelle Austrieb verhindert wird und sich die Jungpflanze in Ruhe entwickeln kann.

Wie lange dauert es, bis eine Toko Toko Schutzhülle komplett abgebaut ist?

Unsere Hüllen bestehen aus Bambuslamellen, die mit Drähten verbunden sind. Diese Drähte rosten in fünf bis sieben Jahren durch. Danach fallen auch die Lamellen auseinander. Die einzelnen Stäbe können am Boden als Insektenhabitate zurückbleiben. Durch das Gewicht und die 2 seitlichen Befestigungsstäbe ist unsere Hülle sehr stabil. Die Hülle steht durch die flexible Lamellenstruktur vollflächig auf, was zusätzliche Stabilität bietet im Vergleich zu herkömmlichen Hüllen. Durch die luftdurchlässigen Lamellen ist die Stabilität auch vor Wind gesichert. Aktuell stehen die Schutzhüllen auf unseren Testflächen ca. 4 Jahre und die Stabilität und der Schutz ist immer noch gewährleistet. Die Pflanzen entwickeln sich sehr gut.

Die Schutzhüllen von Toko Toko sorgen für Schutz und ein natürliches Wachs­tum von Setzlingen und Jung­pflanzen. Fotoquelle: Toko Toko GmbH
Die Schutzhüllen von Toko Toko sorgen für Schutz und ein natürliches Wachs­tum von Setzlingen und Jung­pflanzen. Fotoquelle: Toko Toko GmbH

Ihr Korsett scheint mir eher eine Branchenlösung als ein Breitenprodukt zu sein. Kommen Sie selbst aus der Forstwirtschaft?

Ich selbst nicht. Wir sind vier Gründer und haben uns während des Studiums an der Hochschule Biberach kennengelernt. Eine von uns, Verena Edelmann, kommt tatsächlich aus der Branche. Denn ihr Vater Jörg, der uns auch zu Toko Toko inspiriert hat, betreibt eine Baumschule in Isny. Beide kennen sich also sehr gut im Landschaftsbau und in der Forstwirtschaft aus.

Was hat Sie dann schlussendlich bewogen, das Start-up zu gründen?

Ich möchte hierzu wieder auf unsere Vision zu Beginn des Gesprächs zurückkommen: Plastik aus dem Wald verbannen. Süddeutschland ist sehr reich an Wäldern. Diese Wälder werden natürlich auch geschützt, was selbstverständlich eine gute Sache ist. Aber es gibt eine Schwäche: Wenn Sie einen Waldspaziergang unternehmen, finden Sie immer wieder die Reste der Kunststoffhüllen. Wenn die Pflanze diese nämlich sprengt, fallen sie zu Boden. Aber anders als unsere Korsette, verrotten die aus Plastik nicht. Leider hat Plastik aber auch einen attraktiven Vorteil für Forstwirte: Solche Schutzhüllen sind im Vergleich zu ökologischen Alternativen noch kostengünstiger.

Laut Ihrer Website kommen die Toko Toko‘s aber ja nicht nur im Wald zum Einsatz…

Völlig richtig. Unser Produkt findet auch Abnehmer bei Obstbauern und Winzern. Denn auch deren Jungpflanzen müssen selbstverständlich geschützt werden. Das Konzept ist im Prinzip dasselbe. Lediglich die Höhe der Schutzhüllen unterscheidet sich. Unsere Hauptabnehmer kommen trotzdem mehrheitlich aus der Forstwirtschaft.

Können Sie bereits ein Fazit aus dem Markt ziehen?

Aus der Forstwirtschaft auf jeden Fall. Wir haben Testflächen für unser Produkt schon seit mehreren Jahren „in Betrieb“. Das Produkt hält bislang, was wir uns davon versprochen haben. Sprich, die Lamellen sind nicht vorab gebrochen und auch der Draht ist im fünften Jahr noch stabil. Insofern ist unser Fazit durchwegs positiv.

Wie sieht der Produktionsprozess bei Toko Toko aus?

Wir produzieren ausschließlich hier. Lediglich der Bambus kommt – aus klimatischen Gründen – aus Asien. Zumeist beziehen wir diesen aus China und Vietnam. Gebaut werden die Hüllen dann in Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Unser Produkt wird in einer Art Baukastenprinzip hergestellt. Für die Werkstätten ist diese Arbeit also sehr gut geeignet – und kommt auch dort sehr gut an.

Sie vermitteln den Eindruck, dass Sie sich viele Gedanken über Ihre Idee und Toko Toko machen. Können Sie auch eine Prognose abgeben, wie sich die Forstwirtschaft – sprich Ihre Kernzielgruppe – weiterentwickeln wird?

In der Forstwirtschaft wird sich vieles tun. Besonders in Hinblick auf Technologie und Innovation. Ich glaube in der Datenanalyse von Wäldern wird sich – auch mithilfe von Drohnen – viel verändern. Außerdem wird der Fokus auf eine nachhaltigere Forstwirtschaft hoffentlich geschärft werden. Ich würde mir auch wünschen, dass die öffentliche Hand hier Projekte in dieser Richtung mehr fördert.

Toko Toko hat bereits auf der Allgäuer Gründerbühne die Jury von sich überzeugt. Erzählen Sie doch ein wenig von der Veranstaltung.

Die Gründerbühne in Kempten war ein fantastisches Event. Es gab ein sehr großes Publikum, das sich für unsere Idee interessiert hat – und auch spannende Unternehmen, mit denen wir Kontakte knüpfen können.

Und wohin entwickelt sich Toko Toko, wenn alles nach Ihren Vorstellungen läuft?

Im besten Fall sind wir in wenigen Jahren ein gut etabliertes Unternehmen am Markt. In Bayern sollen beispielsweise bis 2030 gut 30 Millionen neue Setzlinge gepflanzt werden. Wenn diese zu einem erheblichen Teil mit nachhaltigen Schutzhüllen von Toko Toko bestückt wären, wären mein Team und ich sehr zufrieden.