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Trotz Krise und Rückschlägen: Ocha-Ocha-Gründer Christopher Gogolin kämpft weiter
Interview

Trotz Krise und Rückschlägen: Ocha-Ocha-Gründer Christopher Gogolin kämpft weiter

Christopher Gogolin, Gründer und Geschäftsführer der Ocha Ocha GmbH. Foto: Ocha-Ocha
Christopher Gogolin, Gründer und Geschäftsführer der Ocha Ocha GmbH. Foto: Ocha-Ocha

Ocha-Ocha stand kurz vor dem Aus: fehlendes Kapital, entlassene Mitarbeiter, kein Gehalt für den Gründer. Doch Christopher Gogolin gab nicht auf. Wie er sein Start-up rettete, welche Hürden er überwinden musste und warum er weiterhin an seine Vision glaubt.

B4BSCHWABEN.de: Im September 2023 hast du auf LinkedIn bekannt gegeben, dass dein Start-up Ocha-Ocha vor dem Ende steht und du deswegen auf der Suche nach Kapitalgebern und Partnern bist. War die Suche erfolgreich?

Christopher Gogolin: Der Beitrag hat rund eine Million Menschen erreicht, und ich konnte viele neue Kontakte knüpfen. Trotzdem blieb mein Aufruf finanziell erfolglos. Dadurch musste ich im Februar 2024 meine zwei Mitarbeiter, Fabi und Denny, entlassen. Seit Oktober 2023 zahle ich mir selbst kein Gehalt mehr aus. Zum Glück sind mir meine beiden größten Lieferanten, so auch ProChannel aus Augsburg, entgegengekommen, in dem sie mehrere Rechnungen gestundet haben. So hatte ich Zeit meine Firma zu restrukturieren. Um es kurz zu machen: Ich konnte Ocha-Ocha aus eigener Kraft retten.

Du hast dein Team entlassen und verzichtest seit über einem Jahr auf Gehalt. Die meisten hätten wahrscheinlich schon aufgegeben. Was treibt dich an, weiterzumachen?

Mich treibt meine Vision an: Ich will kalten, ungesüßten Tee in jedem Getränkeregal Deutschlands sehen. 2024 habe ich mich intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt und mich gefragt, was ich wirklich machen will. Ich war als Freelancer in anderen Unternehmen tätig, aber mir wurde klar, dass nichts so gut zu mir passt wie Ocha-Ocha. Also mache ich weiter, bis die Arbeit erledigt ist. Es ist ein Fluch und ein Segen zugleich. #jobnotfinished

Was wirst du dieses Mal anders machen, um nicht wieder kurz vor der Insolvenz zu stehen?

Ich glaube, dass fast alle Start-ups immer an der Insolvenzgrenze kratzen. Wer das nicht tut, kann sich gerne melden (lacht). Start-ups investieren in die Zukunft. Sobald es gut läuft, nimmt man mehr Geld in die Hand, investiert weiter und stellt neue Mitarbeiter ein. Das bringt immer Risiken mit sich.

Mein Ziel ist es, Ocha-Ocha deutschlandweit dauerhaft in den Handel zu bringen. Ich wollte nie nur ein „Local Hero“ in Augsburg sein. Aber als Lebensmittel-Start-up benötigt man sehr viel Kapital. 2017 habe ich durch qualitative und quantitative Marktrecherche ermittelt, dass man rund 2,5 Millionen Euro benötigt, um eine Marke erfolgreich + deutschlandweit in den Markt zu drücken. Ich habe noch nirgendwo den Gegenbeweis gesehen. Das Kapital ist also weiterhin die größte Herausforderung.

2019 wurdet ihr in das Lab des Logistikunternehmens Andreas Schmid aufgenommen. Besteht diese Unterstützung noch?

Als meine beiden Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben, bin ich ebenfalls aus dem Büro ausgezogen. Wir haben die Räume fast fünf Jahre lang genutzt. Die Andreas Schmid Lab GmbH ist weiterhin Gesellschafter bei Ocha Ocha GmbH, daran hat sich nichts geändert.

Du hast viel eigenes Kapital investiert. Gibt es eine Schmerzgrenze, bei der du sagst: Bis hierhin und nicht weiter?

Ich habe mir nie eine feste Grenze gesetzt. Mein Jahresgehalt lag bei etwa 36.000 EUR brutto, was nicht viel ist, wenn man Mitte 30 ist und alle Sozialabgaben und Lohnsteuer selbst zahlt. Ich könnte in anderen Jobs weitaus mehr verdienen, aber das darf man nicht vergleichen. Zur Gründung habe ich mir Geld von meinen Eltern geliehen, später ein Darlehen von meiner Oma bekommen, das ich zurückzahlen werde.

Geld von Familie und Freunden zu leihen, kann eine gute Lösung sein, aber man sollte immer vertraglich festhalten, was passiert, falls man es nicht zurückzahlen kann. Meine persönliche Schmerzgrenze wäre erreicht, wenn ich ein Darlehen von über 100.000 EUR von externen Geldgebern aufnehmen müsste. Dies sollte sich jede/r Gründer/in genau überlegen, da hier dann die Privatinsolvenz drohen kann.

Auf LinkedIn bekommst du viel Kritik, z. B. dass ungesüßter Tee niemanden interessiert. Was entgegnest du darauf?

Erfolgreiche Menschen raten, nicht auf Ratschläge von Leuten zu hören, die nicht dort sind, wo man selbst hin will. Unternehmer, die ähnliche Herausforderungen hatten, sagen mir: „Mach weiter!“

Mein Eindruck ist es, dass viele, die negative Kommentare schreiben, oft selbst unzufrieden sind oder ähnliche Rückschläge erlebt haben, aber nie Anerkennung bekommen. Ich würde mir wünschen, dass wir uns als Menschen gegenseitig in unseren Träumen unterstützen, statt uns abzuwerten (für das eigene Selbstwertgefühl).

Was sind deine Pläne für 2025? Welche Ziele verfolgst du mit Ocha-Ocha?

2024 war das Jahr der Stabilisierung. Ocha-Ocha war wie ein Flugzeug, das fast in den Boden gerauscht wäre, aber jetzt wieder in einen stabilen Gleitflug übergegangen ist. Da aktuell keine „burn rate“ mehr vorhanden ist, habe ich Zeit, an mittelfristigen Strategien zu arbeiten und die Firma für die kommenden 7 Jahre aufzustellen. Das war bisher nie möglich, wir lebten immer von Hand in den Mund, jedes Jahr. Zudem entwickele ich meine Personen-Marke weiter. Viele Kontakte kommen auf mich zu für Ratschläge. 7 Jahre Start-up und Firmengründung bringen einiges an Expertise. Ich sehe mich zunehmend als eine Art Drehscheibe für „clean drinks“ und möchte weitere gesunde Getränkekonzepte neben Ocha-Ocha fördern.

Zum Abschluss: Gibt es Ratschläge, die du anderen Gründern mit auf den Weg geben willst?

Mein Standardspruch lautet: „Die Vision ist erst dann tot, wenn die Gründerin oder der Gründer nicht mehr daran glaubt.“ Man muss an sich selbst und seine Idee glauben [wenn du es nicht tust, dann tut es niemand]. Nicht zu viel nach links und rechts schauen, sondern seinen eigenen Weg gehen und sich nicht von kurzfristigen Herausforderungen entmutigen lassen. Es ist dein Leben(sweg).