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von Rebecca Weingarten, Online-Redaktion
B4B SCHWABEN: Wie haben Sie auf den Mindestlohn reagiert?
Mark Stieger: Wir haben im vergangenen September unsere Preise leicht erhöht. Dadurch werden die Mehrkosten aber nicht gedeckt. Zurzeit zahlen wir monatlich circa 1.500 Euro drauf. Allerdings können wir bisher ja nur die Zahlen vom Monat Januar auswerten. Wir werden uns das Ganze jetzt noch bis April anschauen und dann weiter entscheiden.
B4B SCHWABEN: Verdienen Sie selbst als Wirte durch den Mindestlohn also weniger als zuvor?
Mark Stieger: Die GmbH wird definitiv weniger verdienen. Kleinere Betriebe trifft der Mindestlohn vielleicht weniger. Wir haben aber 17 Mann Personal und können nicht ab sofort einfach alles selber machen. Für uns sind die Personalkosten schon stark gestiegen.
B4B SCHWABEN: Wie haben die Gäste auf die Preiserhöhungen reagiert?
Mark Stieger: Die meisten haben es gar nicht bemerkt. Wir haben unsere Preise nur leicht erhöht. Wir wollten schauen, wie das Umfeld reagiert und uns Zeit lassen. Bei der Erhöhung der Bierpreise haben wir uns schwer getan. Da ist bei den Gästen relativ schnell die Schmerzgrenze erreicht.
B4B SCHWABEN: Haben Sie das Gefühl, dass jetzt weniger Gäste kommen als zuvor?
Mark Stieger: Nein, zum Glück haben wir bisher in die Richtung noch nichts festgestellt.
B4B SCHWABEN: Es wird viel über die neue Dokumentationspflicht geschimpft. Wie wirkt sich diese auf Ihr Geschäft aus?
Mark Stieger: Das ist wirklich ein Mehraufwand, der ätzend ist. Natürlich haben wir die Arbeitszeiten unserer Mitarbeiter bisher auch aufgeschrieben. Jetzt ist die Planung aber deutlich komplizierter geworden. Und wenn unsere Kellner ihre Schichten untereinander tauschen wollen, ist das für uns eine Katastrophe. Der Mehraufwand steht hier in keinem Verhältnis.
B4B SCHWABEN: Was bedeutet das für die Flexibilität in der Branche?
Mark Stieger: Flexibilität ist in der Gastronomie sehr wichtig. Für viele hier ist das ein Nebenjob, der mit anderen Verpflichtungen jongliert werden muss. Und wenn hier viel los ist oder jemand krank wird, sind wir auch darauf angewiesen, dass unsere Leute kurzfristig einspringen können. Das ist jetzt alles viel komplizierter geworden.
B4B SCHWABEN: Wie reagieren Sie auf diese Komplikationen?
Mark Stieger: Wir haben die Stunden unserer Mitarbeiter knallhart reduziert. Wir mussten uns von keinem trennen, aber viele arbeiten weniger als zuvor. Wir schicken Leute heim, wenn nichts los ist, das haben wir früher nie gemacht. Und wir packen selber noch mehr mit an. Das alles ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
B4B SCHWABEN: Hat der Mindestlohn noch weitere Konsequenzen für Ihr Personal?
Mark Stieger: Für unsere Leute fallen jetzt die steuerfreien Nachtzuschläge weg. Diese haben sie vorher bekommen. Das tut mit Sicherheit vielen weh. Sie können weniger arbeiten und verdienen dadurch auch weniger. Unser fest angestellter und voll ausgebildeter Koch hingegen hat schon immer gut über dem Mindestlohn verdient. Er muss jetzt feststellen, dass eine unqualifizierte Spülkraft, die deutlich weniger Verantwortung trägt, nun fast so viel Lohn bekommt wie er. Er ist darüber natürlich nicht glücklich.
B4B SCHWABEN: Das Trinkgeld wird oft ja durch die Anzahl der Stunden geteilt, die jede Servicekraft gearbeitet hat. Verdienen diese am Ende durch den Mindestlohn vielleicht sogar weniger?
Sebastian Maiterth: Da ich auf 450 Euro-Basis eingestellt bin, kann ich jetzt weniger Schichten arbeiten. Dadurch geht mir Trinkgeld verloren. Ohne Zahlen nennen zu wollen: Es ist viel Geld, das durch den zusätzlichen Stundenlohn nicht ausgeglichen werden kann.
B4B SCHWABEN: Gibt es sonst noch etwas, dass Sie uns zum Mindestlohn mitteilen möchten?
Mark Stieger: Es hat viel zu wenig Aufklärung gegeben. Wir stellen beispielsweise eine Putzfirma ein. Diese ist dann unser Subunternehmer. Wenn die ihren Leuten nicht den Mindestlohn zahlt, haftet unsere GmbH dafür. Das ist nicht richtig.
B4B SCHWABEN: Macht der flächendeckende Mindestlohn in Ihren Augen überhaupt Sinn?
Mark Stieger: Prinzipiell ist der Mindestlohn eine gute Idee. Der flächendeckende Mindestlohn ist jedoch Blödsinn. Bei uns profitiert niemand davon. Er ist lediglich eine Möglichkeit für einige Politiker, sich ins Rampenlicht zu rücken. Doch seien wir ehrlich: In fünf Jahren interessiert sich niemand mehr für diese Diskussion.
B4B SCHWABEN: Danke für das freundliche Gespräch!