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B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Herr Eichmann, sehr emotional diskutiert wird in Friedberg die Zukunft des innerstädtischen Einzelhandels hinsichtlich des Fachmarktzentrums. Was geschieht derzeit?
Roland Eichmann: In erster Linie geht es Segmüller um das Gelände rund um das Möbelhaus selber. Hier hat das Unternehmen viele Flächen gekauft und dann ein Fachmarktzentrum daraus entwickelt. Das Sortiment dort ist nach Untersuchungen zu maximal zehn Prozent relevant für die Innenstadt-Händler. Segmüller hat früh den Dialog gesucht und den Innenstadt-Händlern angeboten, die Flächen „unterm Berg“ zu nutzen. Saturn und Schuh Schmid haben die Chance genutzt. Auch Sport Förg und die Bäckerei Ihle siedeln sich derzeit „unterm Berg“ an.
Warum haben die Innenstadt-Händler Angst vor dem Fachmarktzentrum „unterm Berg“?
Innenstadtläden funktionieren anders. Klar ist, dass manche Händler Umsatzeinbußen haben. Ich glaube aber, dass der Internet-Handel langfristig viel gefährlicher für den Einzelhandel der Innenstadt ist als die Entwicklung „unterm Berg“. Handel bedeutet Wandel: Es ist nicht möglich, eine Käseglocke über den Einzelhandel der Innenstadt zu legen.
Für mich bewegt sich zudem noch zu wenig in der Händlerschaft. Wir müssen zum Verständnis kommen, dass man gemeinsam etwas bieten muss, um den Einzelhandel in der Innenstadt attraktiv zu halten.
Wie zeigt sich das?
Es gibt ein paar sehr Engagierte, die aktiv den Einzelhandel in Friedbergs Innenstadt stärken wollen. Aber es sind noch zu wenige. So aufgestellt macht das keinen Sinn. Meiner Ansicht nach ist es nicht die alleinige Aufgabe der Stadt Friedberg, dafür zu sorgen, dass der Einzelhandel gut lebt. Hin und wieder kann man den Eindruck bekommen, sie haben es nicht nötig, gemeinsam mit der Stadt einen Weg zu gehen.
Was plant Friedberg nun, um den Einzelhandel zu stärken?
Wir diskutieren beispielsweise schon seit einiger Zeit über ein City Management, das die Stadt auch mitfinanziert. Noch in diesem Jahr soll die Entscheidung fallen, ob es so etwas für Friedberg geben wird oder nicht. Aber Wirkung entfalten wird es nur, wenn genügend Händler mitziehen.
Friedberg erlebt derzeit allgemein ein starkes Wachstum. Hat dies auch Schattenseiten?
Die positive Seite ist, dass wir durch neue Einwohner auch finanziell leistungsfähiger werden. Zudem wachsen wir im gewerblichen Bereich sehr stark. Der gesamten Region geht es gut, immer mehr Menschen kommen hierher, weil es auch gute Arbeitsplätze gibt. Doch sie alle unterzubringen, ist nicht einfach.
Wie äußert sich das?
Wir sehen zum Beispiel, dass sich die Friedberger selber immer schwerer damit tun, Wohnraum zu finden. Die Mietpreise liegen mit 9,50 Euro bis 10 Euro kalt auf Augsburger Niveau. Für Gering- und auch für Normal-Verdiener ist das immer schwerer zu stemmen.
Wie reagiert die Stadt Friedberg darauf?
Wir erschließen immer Flächen innerhalb und außerhalb der Stadt. Dabei fällt auf, dass inzwischen auch dort Wohnraum entwickelt wird, wo man vor zehn Jahren noch deutlich schwerer Investoren gefunden hätte.
Ist nicht auch ein gemeinsames Projekt mit der Stadt Augsburg geplant?
Darüber wird noch diskutiert, aktuell gibt es keine Beschlüsse. Tatsächlich überlegen wir, die Grenze zwischen Friedberg und Augsburg neu zu gestalten. In diesem Rahmen könnte entlang der Maria-Alba-Straße auch neuer Wohnraum entstehen. Wir gehen derzeit allerdings von mindestens zwei Jahren Planungszeit aus, um die planungsrechtlichen Grundlagen zu legen.
Warum hat man auf den Mangel an Wohnraum nicht schon viel früher reagiert?
Diese Entwicklung war nicht unbedingt in diesem Ausmaß absehbar. Dass der Flächendruck so anziehen würde, dass der Zuzug in die Region so stark sein würde, dass die Zinsen so lange auf diesem historischen Tief bleiben würden: All das war lange nicht klar, hat aber viel zur aktuellen Situation beigetragen.
Wie begegnet Friedberg diesem Problem?
In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben wir zahlreiche Projekte angestoßen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Dabei dauern die Planungen, wo dieser überhaupt entstehen kann, oftmals sehr lange. Es vergehen nicht selten fünf, sechs Jahre von der ersten Idee bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Wohnungen bezugsfähig sind.
Baut man denn heute anders als früher?
Auf jeden Fall wird immer dichter gebaut. Dabei ist es uns immer noch wichtig, die ländlichen Strukturen in Friedberg und seinen Ortsteilen zu erhalten. Wir wollen nicht einfach wachsen, sondern den Kern Friedbergs erhalten.