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Erst Höhenflüge, dann Turbulenzen?
Kommentar

Erst Höhenflüge, dann Turbulenzen?

Ulrich Pfaffenberger. Foto: Bernd Jaufmann / B4BSCHWABEN.de
Ulrich Pfaffenberger. Foto: Bernd Jaufmann / B4BSCHWABEN.de

Die aktuellen Verkaufserfolge von Airbus sichern langfristig Beschäftigung in Schwaben. Aber sie vergrößern auch den Druck am Fachkräftemarkt in Schwaben.

Die Luftfahrtshow im französischen Le Bourget ist jedes Mal wieder die Zeit der großen Paukenschläge. Sowohl Boeing als auch Airbus, die Platzhirsche der Branche, heben sich das Verkünden großer Aufträge für diese paar Tage im Juni auf. Mit zwei Mega-Bestellungen aus Indien hat heuer Airbus am Trommelfell der Branche gekitzelt. Jeweils rund 500 Jets werden in den nächsten sieben bis 12 Jahren die Flotten von IndiGo Airlines und Air India ergänzen und erweitern – der Löwenanteil davon Kurz- und Mittelstreckenjets aus der A320-Familie.

In der Szene sorgte das für Aufsehen und Staunen. Denn schon jetzt sind die Kapazitäten an der Grenze, die Wartelisten für neue Jets lang. Da werde Airbus, heißt es, wohl mächtig an der Produktivität und am Tempo drehen müssen – am Boden, nicht in der Luft. Weshalb die Großaufträge aus Indien zwar auf den ersten Blick eine gute Nachricht sind. Weil sie die Beschäftigung an den bestehenden Standorten auf Jahre hinaus sichern. Auch bei Premium Aerotec in Augsburg und bei Airbus Helicopters in Donauwörth, den traditionsreichen Keimzellen der Airbus-Produktion in Deutschland. Hightech-Zulieferer wie Liebherr Aerospace im Westallgäu werden ebenfalls gefordert sein, die starke Nachfrage zu bedienen.

Darum auch der zweite Blick. Der gilt dem Fachkräftemangel. Schon jetzt herrscht um die Hochlohn-Produktionsstätten der Airbus-Familie Vollbeschäftigung. Der Arbeitsmarkt ist im weiteren Umkreis abgeschöpft. Neues Personal muss aufwendig angeworben werden – und angesiedelt. Der Kampf um fähige Hände und kluge Köpfe in anderen Wirtschaftsbereichen wird sich dadurch verschärfen. Eine Situation, wie man sie in Nordschwaben schön länger kennt. Genauso wie im Einzugsbereich von Ingolstadt mit Audi oder Deggendorf mit BMW. Arbeitgeberattraktivität bekommt in diesem Umfeld einen noch stärkeren Stellenwert als bisher.

Zu den Herausforderungen für Airbus & Co. gehört aber mehr als die Erfüllung von Produktionsversprechen. Im Zeichen des Klimawandels brauchen sie dringend Innovationen bei der Antriebstechnik – verbunden mit neuen Flugzeugkonzepten. Anders als beim Auto gibt es hier kein einfaches Umsteigen auf E-Mobilität. Wenn, wie in Indien, ganze Kontinente und Milliarden potenzieller Passagiere im Aufbruch sind, genügt es nicht, sich im Business-Class-Sitz des Status quo gemütlich zu machen. Sonst folgen auf die aktuellen Höhenflüge bald bittere Turbulenzen.