B4B Schwaben

Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.

 / 
Themen  / 
Welche FinTechs lohnen sich für den Mittelstand wirklich?
Nico Hinderer

Welche FinTechs lohnen sich für den Mittelstand wirklich?

Nico Hinderer ist Finanzierungsexperte bei der Knöll Finanzierungsberatung. Foto: Photoresque – Iris Wagner-Hoppe

In den vergangenen Jahren haben FinTechs die Finanzierungslandschaft erweitert und deren Finanzierungsvolumen stieg kontinuierlich an. Dabei nutzen sie innovative Technologien, um eine höhere Effizienz, Transparenz oder Automatisierung für ihre Kunden zu erreichen. Wie diese Vorteile dem Mittelstand helfen können, erklärt Nico Hinderer von der Knöll Finanzberatung in seinem Expertenbeitrag.

Grundsätzliche Vorteile für Mittelständler ist etwa ein schnellerer Zugang zu finanziellen Mitteln durch einen effizienteren Kreditvergabeprozess. Aber sind diese FinTechs echte Alternativen zu den etablierten Instituten? Es ist Zeit für eine Zwischenbilanz, die wir im Folgenden aus unserer Erfahrung der letzten Jahre, um die drei häufigsten Optionen gezogen haben.

Vergleichsplattformen

Wie in zahlreichen anderen Bereichen finden Unternehmer auch für die Unternehmensfinanzierung sogenannte Vergleichsplattformen. Diese stellen mit ihrem Angebot eine zentrale Anlaufstelle für KMU-Banking zur Verfügung, auf dem sich Angebot und Nachfrage im Bereich der Finanzierungen treffen. Zur Verfügung stehen je nach Bedarf und Finanzierungsvolumen die gängigen Instrumente wie Firmenkredite, Factoring, Leasing/Mietkauf, Lagerfinanzierung und Einkaufsfinanzierung. Der größte Vorteil der Plattformen liegt in der vermeintlich einfachen Handhabung und in den schnellen Entscheidungswegen. Durch diesen standardisierten Prozess werden aber auch zugleich die Grenzen solcher Plattformen offensichtlich. Für komplexere und größere Finanzierungsvolumina sind sie in der Praxis bisher kaum geeignet. Bestenfalls eignen sich diese für punktuelle, standardisierte Einzelinvestitionen beispielsweise in den Fuhrpark.

Crowdlending

Bisher spielt das Crowdlending als Finanzierungsquelle im deutschen Markt eher ein Schattendasein. Jedoch erfreut sich dieser Bereich zunehmender Beliebtheit. Neben dem Verzicht auf dingliche Sicherheiten und dem Angebot von Nachrangdarlehen werben Crowdlending Plattformen ebenfalls vor allem mit Schnelligkeit. Kreditzu- oder -absagen werden meist in weniger als zwei Tagen nach der vollständig digitalen Antragsstellung gegeben. Das gelingt durch standardisierte Prozesse und Verzicht auf Individualität. Dabei sind der Prozess und die dafür notwendigen Unterlagen schlank, effizient und einfach gehalten. In der Regel prüft ein Algorithmus die Standarddokumente wie Kontoauszüge und Bilanzen, lehnt Kredite ab oder selektiert sie zur genaueren Prüfung. Diese Prüfung ist es aber auch, die das Crowdlending entmystifiziert. Crowdlender müssen ebenso auf die Interessen der Investoren achten und können nicht wahllos Darlehen ohne Rücksicht auf die Rückzahlung genehmigen. Das erklärt, warum Crowdlender die große Mehrheit der Kreditgesuche ablehnen müssen. Die Ablehnungsquote liegt nicht selten über 90 Prozent. Zudem sind die Konditionen der Kredite vergleichsweise hoch, da die Renditeerwartung der (Crowd-)Investoren entsprechend risikoadjustiert und anspruchsvoll ist.

Forderungs- und Lieferantenfinanzierung und Supply-Chain-Finance

Auch in diesem Bereich hat die Plattformökonomie bereits neue Geschäftsmodelle hervorgebracht. So gibt es mittlerweile Plattformen, die über einen digitalen Marktplatz Unternehmen und Finanzierungspartner zusammenführen. Hier werden mehrere Banken oder Investoren als Zwischenfinanzierer angeschlossen. Das FinTech kann dann gegen eine zusätzliche Gebühr die administrativen Aufgaben übernehmen. Unternehmen können so ihre Liquiditätsströme effektiv optimieren und Finanzierungspartner erhalten im Gegenzug attraktive Renditen. Häufig erfolgt die Finanzierung über ein Auktions-Prinzip. In der Praxis eignet sich dies jedoch vor allem für größere Unternehmen, so dass der familiengeführte Mittelstand nur sehr bedingt von diesem Angebot profitieren kann.

Bedeuten FinTechs das Ende der Hausbank?

Laut einer KfW-Studie aus dem Jahr 2020 stehen mittelständische Unternehmen weiterhin treu zur Hausbank. Danach haben 93 Prozent der KMU eine Hausbank, mit der sie im Schnitt bereits seit 20 Jahren zusammenarbeiten. Einer Studie der Beratungsgesellschaft Ebner Stolz zufolge, gaben 45 Prozent der befragten KMU an, dass sie die Angebote der FinTechs nicht oder nur unzureichend kennen. Für viele Unternehmerfamilien ist zudem der persönliche (analoge) Kontakt in Finanzthemen von großer Bedeutung. Daraus folgt, dass FinTechs derzeit (noch) keine Bedrohung für die traditionelle Hausbankbeziehung darstellen – gleichwohl eine Bereicherung des Finanzierungsuniversums bedeuten können.

Welche Chancen bieten FinTechs für Familienunternehmen?

Für Einzellösungen auf standardisierter Basis stellen FinTechs eine Alternative für meist kleinere Familienunternehmen dar - vor allem dann, wenn es schnell gehen muss. Für größere Unternehmen oder bei komplexeren Finanzierungsfragen haben die neuen Angebote noch keine passende Antwort. Um beide Welten ideal zu verknüpfen, eignen sich unabhängige Sparringspartner für Familienunternehmen am besten, um sich ideal für die Zukunft zu rüsten. Das schnell wachsende Segment der FinTechs sollte man dabei stets im Fokus haben, zumal in dieser Branche auch zahlreiche Angebote wieder vom Markt verschwinden.