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Trends..- in ihrer Natur liegt es, dass der Verbraucher ihnen lieber hinterher läuft, als sie zu hinterfragen. Daher gehen sie in der Regel an ihrer tatsächlichen Basis und am wahren Genuss vorbei und beginnen irgendwann zu nerven. Nehmen wir z.B. das unglaublich trendige Street-Food.
Wie „Trends“ entstehen
In jeder noch so ländlichen Provinz ploppen plötzlich Street-Food-Festivals aus dem Boden, mit unzähligen Buden, in denen es immer mehr oder weniger Fingerfood-taugliche, austauschbare Mahlzeiten gibt. In Wahrheit aber ist die Grundlage – und damit das Flair – dieser Bewegung die Unberechenbarkeit. Man biegt um die nächste Ecke und völlig unerwartet bietet einem jemand etwas zu essen an. Auf den Festivals gibt es mobile Toiletten, Gratis-Wi-Fi, DJ´s und Kinder-Spielecken. Man steht lange in der Schlange, um letztendlich einen austauschbaren Burger oder Hotdog in Händen zu halten. Ähnlich ist es mit Kaffee. Waren wir uns vor wenigen Jahren noch einig, dass es nichts besseres gibt, als in einer Römischen Bar an der Theke in einer vorgewärmten Tasse einen Schuss puren Koffein-Genusses für meist grade mal einen Euro die Kehle hinunter zu spülen.. dolce far niente inklusive.
Heute muss der per Hand im Cold Dripper von einem mehrfach gepiercten Barista mit Vollbart aufgebrühte Spezial-Kaffee aus Kopenhagen sein. Und wehe, er schmeckt ihnen nicht! Nichts stellt sie mehr ins Abseits.
Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Natürlich ist es sensationell, was Craft-Beer-Brau-Hipster so ins Glas bringen. Völlig neue abenteuerliche Aromen aus exotischen Hopfensorten mit Namen wie Cascade, Saphir oder Tomahawk. Tolle Biere wie das India Pale Ale, ein obergäriges Bier, das bitter schmeckt, dabei aber nach frischen Zitrusfrüchten duftet.
Aber ganz frech gesagt: Wenn ich mit Freunden auf einen Plausch zusammen sitze, geht mir nichts über ein erfrischendes klassisches Weißbier.
„Trends sind nur so lange hip, solange sie nicht jeder kennt“
Oder die selbe Geschichte beim Wein:
Wir alle haben es satt, Weine zu trinken, die im Labor entstehen und von Trauben stammen, welche in chemisch niedergespritzten Weingärten wachsen... was allerdings noch lange nicht bedeutet, dass alles, was unter trendigen Bezeichnungen wie "natural wine" oder "vin naturel" daherkommt, was ohne Schwefelzusatz gekeltert oder als "orange wine" auf der Maische vergoren wird, tatsächlich auch trinkbar ist – selbst wenn der kürzlich aus einem angesagten Restaurant in Skandinavien zurückgekehrte Jungsommelier mit Lederschürze das euphorisch behauptet.
Wenn ein Wein nämlich nach warmen Apfelmost, abgestandenem Hefeweizen oder gar Essig riecht und schmeckt, dann hat er schlicht und ergreifend einen Fehler. Heute ist das, was einst als legitime Auflehnung gegen überbezahlte und als elitär verschriene Weine begann, längst zu einem Verkaufsargument verkommen, das naturnahe Weine generell als "gut" darstellt und so manchen „Trendsetter“ davon ablenkt, sich beim Trinken auf seine Geschmacksorgane zu verlassen.
Wein soll Freude vermitteln, Spaß am Leben und am Genuß. Wenn Sie ein gutes Glas Wein trinken, dann umspielt Sie dessen Frische, die Harmonie der Aromen und die Tiefe seines Nachhalls am Gaumen und in der Kehle. Und im besten Fall schließen sie ihre Augen und sind für diesen Augenblick einfach glücklich.
Und noch einmal: Guter Wein muß nicht per se traditionell oder so sein, wie er schon immer war! Innovationen sind jederzeit der Motor für bessere Qualität. Aber Neuerungen blind hinterher zu laufen, nur weil sie neu sind, macht in den seltensten Fällen Sinn.
Und Trends sind nur so lange hip, so lange sie nicht jeder kennt.
Das Ende eines Trends beginnt meistens bei seiner übertriebenen Wiederholung. Und dazu kommt es heutzutage sehr rasch. Während man nämlich noch vor ein paar Jahren erst mehrere Topp-Restaurants besuchen musste, um beispielsweise festzustellen, dass das Anreichern von Speisekreationen mit Asche im Trend liegt, so reicht inzwischen ein Besuch auf Instagram, Facebook oder foodreporter, und schon weiß man, dass Zitronen zum Säuern out und frittierte Ameisen, die nach Zitrone schmecken, in sind – mit dem Problem allerdings, dass es Tausende andere auch wissen, womit bald darauf das Wesentliche, nämlich die gewünschte ungewöhnlich überraschende Säure im Essen, in den Hintergrund und der Trend in den Vordergrund tritt. Und das nervt.
Viel Spaß bei ihrem nächsten vollkommen untrendigen, aber einfach glücklich machendem Glas Wein im Kreise ihrer Freunde oder lauschig im stillen Kämmerlein!
Björn Kühnel