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Schiffe versenken: In der Digitalisierung bestehen
B4B Impuls von 5 Sterne Redner Sven Enger

Schiffe versenken: In der Digitalisierung bestehen

Murika / iStock / thinkstock
Foto: Murika / iStock / thinkstock

Über Digitalisierung wird (zu) viel geredet und (zu) wenig nachgedacht. Da Menschen dazu neigen, die kurzfristigen Effekte einer Technologie zu überschätzen, die langfristigen Folgen hingegen zu unterschätzen, vollzieht sich derzeit ein ökonomischer wie gesellschaftlicher Wandel, der seltsam unreflektiert bleibt.

 Nur gelegentlich scheint die tatsächliche Dramatik auf, in den Tagen der Finanzkrise etwa, als der Investor Warren Buffet die Zaubermittel der Finanzindustrie als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“ brandmarkte. Im Alltäglichen jedoch nimmt man die Entwicklung wie ein Naturgeschehen zur Kenntnis. So kommt es etwa zu dem erstaunlichen Phänomen, dass wir zwar alle erdenklichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erörtern, einen drohenden Fachkräftemangel beschwören oder Ausbildungspakte schmieden, der entscheidenden Frage aber ausweichen: was angesichts der digitalen Umwälzungen überhaupt noch als Arbeit angesehen werden kann.

Aktuelle Studien renommierter Institute (etwa der Oxford Martin School, der Frauenhofer Gesellschaft oder des MIT) kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren rund die Hälfte der uns heute bekannten Arbeitsplätze verschwunden sein werden. Alle Arbeit, die erkennbaren Regeln folgt – und welche wäre das nicht – werde zunehmend auf Maschinen und Computeralgorithmen übergehen. Wie schön, so mein erster Gedanke, damit wird die Utopie eines Lebens ohne peinigende Arbeit endlich Wirklichkeit.

In Wahrheit kündigt sich hier zunächst einmal ein tektonisches Beben an, das Gesellschaft, Ökonomie und Finanzsystem buchstäblich umwälzen wird. Was nützen mir selbst die avanciertesten digitalen Geschäftsmodelle, wenn es keine zahlungsfähigen Kunden mehr gibt? Entsprechend groß sind schon heute die Beharrungskräfte, die sich solchem Wandel entgegenstemmen. Mag solcher Widerstand im Einzelnen – aus politischer Sicht, aus Gewerkschaftsperspektive, aus kurzfristigem ökonomischen Kalkül, aus Sicherheitsbedenken – durchaus berechtigt erscheinen, wird er in der Summe dazu führen, dass die Ereignisse tatsächlich wie ein Erdbeben oder ein Tsunami über uns hereinzubrechen drohen, ohne dass wir uns im mindesten darauf vorbereitet hätten. Das sollten wir aber schnellstmöglich tun, um den unaufhaltsamen Wandel zu unserem Vorteil zu gestalten

Als der Conquistador Cortès in Mexiko landete, ließ er vor den Augen seiner Mannschaft die Schiffe verbrennen. Damit war, für alle sichtbar, der Rückweg abgeschnitten. Denn solange die Möglichkeit zur Rückkehr bestand, das wusste Cortès, würde die Eroberung der Neuen Welt nicht gelingen, würden das Heimweh, die Sehnsucht nach dem Alten die Oberhand behalten. Nun ist das Beharren auf dem Bestehenden eine keineswegs unberechtigte Position. Natürlich soll geprüft und entschieden werden, was es zu bewahren gilt. Kompliziert wird die Sache allerdings dort, wo man sich, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus Gedankenträgheit, von der allgemeinen Bewegung nur mitziehen lässt. Wo der Mainstream herrscht, goutiert man die Genüsse des Neuen, beharrt aber ebenso lautstark auf den Sicherheiten des Alten. Das wird so nicht zu haben sein. Wir sollten also einige Schiffe versenken, um auf die anstehenden Veränderungen, die mindestens so viele Chancen wie Risiken beinhalten, nicht nur zu reagieren, sondern sie aktiv mitzugestalten.

Über Sven Enger

Nach dem Studium der Wirtschaftspsychologie und Betriebswirtschaft war Keynote Speaker Sven Enger viele Jahre in Vorstandspositionen der Finanzbranche aktiv. Der passionierte Golfspieler ist für seine Stärken in strategischen Prozessen, der Kommunikation und Personalführung bekannt. Seit November 2013 ist Sven Enger Geschäftsführer des Verlags Zukunft & Gesellschaft, er kehrt damit auch zu seinen Wurzeln, der Wirtschaftspsychologie zurück.