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Kommentar der Woche von Ulrich Pfaffenberger

Kommentar zur City-Logistik: Das Sofa ist schuld!

Symbolbild. Foto:  kaspiic / iStock / thinkstock
Symbolbild. Foto: kaspiic / iStock / thinkstock

Was ein komfortables Sitzmöbel mit zugeparkten zweiten Reihen und der Müllabfuhr in Manhattan zu tun hat. Und mit der Zukunft der Logistik in unseren Städten.

Seit einem Vierteljahr poppt irgendwo in der Nachrichtenwelt immer wieder die Botschaft auf, Amazon wolle einen eigenen Lieferdienst aufbauen. Dann werden Manager des Unternehmens zitiert, den Plänen liege kein Misstrauen gegen die bisherigen Dienstleister zugrunde, aber man wolle zusätzliche Flexibilität gewinnen und pi, pa, po…

Auch wenn außer einem Versuch in Olching bei München noch nicht viel passiert, löst die Nachricht im Einzelhandel regelmäßig neue Besorgnis aus. Zumal Amazon keinen Hehl daraus macht, dass „same day delivery“ ganz oben auf der Projektliste steht und dass man die Lieferung von Lebensmitteln als großen Wachstumsmarkt betrachtet. Da reichen die vier Grundrechenarten, um dem Thema die nötige Dimension zu geben.

Die Pessimisten unter uns werden angesichts dieser Entwicklung die neue Fleischhalle am Stadtmarkt ansehen, das hinausgeworfene Geld bejammern und sich eine Bifi reinklicken. Die Optimisten werden sich freuen, dass beim Einkaufen dann nicht mehr jene die Schlange verlängern, die sich nicht zwischen 50 Gramm Bierschinken und 50 Gramm Putensalami entscheiden können, weil die sich dann beides mal zur Ansicht anliefern lassen.

Fraglos deuten die Amazon-Pläne mit ausgestrecktem Zeigefinger aufs heimische Sofa und den dort vor sich hindösenden Convenience-Junkie. Der Ausbau der bewohnbaren Komfortzone lebt ja davon, dass eifrige Kuriere die gewünschten Waren ins Haus liefern und man sich den ganzen Stress mit dem Einkaufen sparen kann. Genauso wie das lästige Drumherum: Für soziale Kontakte braucht man scheinbar kein Weizen auf dem Rathausplatz mehr oder keine Schinkennudeln auf dem Markt, sondern nur einen Daumen auf dem Smartphone.

Ende der schwarzen Weltsicht. Träge Zeitgenossen hat es immer schon gegeben. Nur hatten sie es noch nie so leicht wie heute. Die Läden in der Stadt und auf dem Land werden nicht von heute auf morgen entvölkert sein, nur weil die Masse sich ihre Einkäufe liefern lässt. Probleme könnten allerdings in verwinkelten Altstädten wie in Lindau, Kempten, Nördlingen oder Augsburg entstehen, wenn sich die Dickschiffe der Transport-Armada auf Sträßlein und Gässchen begegnen, die vor ein paar hundert Jahren für Ochsenkarren angelegt worden sind.

Gelegentliche München-Besucher können sich bei einer Fahrt durch die Schwanthalerstraße schon jetzt ein Bild davon machen, dass mitunter schon die „zweite Reihe“ nicht mehr ausreicht, um die warnblinkenden Moment-Parker aufzunehmen, die gerade ihre Fracht einladen oder ausladen. Da wird sicher jeder zusätzliche Teilnehmer am stehenden Verkehr mit Freuden willkommen geheißen. Irgendwann sind dann die Verhältnisse so wie in Manhattan, wo die Müllabfuhr um Mitternacht anrücken muss, weil es tagsüber kein Durchkommen zu den Tonnen mehr gibt.

Ob das wohl einer vor Augen hatte, als vor drei Jahrzehnten die Segnungen der Dienstleistungsgesellschaft verkündet wurden? Kaum. Darum nun die gute Nachricht, analog, old economy und menschlich: Die Türen stehen offen für „City Logistik“ mit Herz und Hirn. Wenn Du schon in die Stadt gehst, kannst Du mir zwei Bratheringe und ein Kilo gelbe Rüben mitbringen?

von Ulrich Pfaffenberger