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Kommentar der Woche von Ulrich Pfaffenberger

Der Landarzt, Folge 2.016: GmbH statt Praxis?

Symbolbild. Foto: iStock / RossHelen
Symbolbild. Foto: iStock / RossHelen

Nachwuchsmangel und Landflucht führen zu neuen Organisationsmodellen für die medizinische Versorgung in der Fläche. Das birgt auch Chancen.

Eine Mehr-Generationen-Praxis hat dieser Tage in der Oberpfalz eröffnet. Es ist nicht die erste ihrer Art, das Modell bedarf wohl noch einiger zusätzlicher Erfahrungswerte, um sich auszubreiten. In der Reportage im Bayerischen Rundfunk waren allerdings schon Argumente vernehmbar, die vernünftig wirken. Gerade bei Landarzt-Praxen könnten solche Stützpunkte für einen Kreis von mehreren Gemeinden eine attraktive Alternative zur Null-Versorgung darstellen, wenn der „alte“ Doktor in Ruhestand geht und sich kein Nachfolger findet. In der Gemeinschaft mehrerer Ärzte, in die Austrägler noch auf Teilzeitbasis ihre Erfahrung und Restarbeitskraft einbringen, wären vor allem jene Patienten geborgen, für die eine medizinische Versorgung in und aus der Nachbarschaft ein gutes Stück Lebenswert darstellt. Zumal ihnen dann geballtes Wissen zur Verfügung steht – aus vielen Jahren Dienst am Patienten genauso wie frisch von der Uni.

Ein solcher Wandel indes geht, wie das Beispiel zeigt, mit gravierenden Veränderungen einher. Denn eine solche Ärztegemeinschaft funktioniert nicht mehr ausschließlich als klassischer Freier Beruf. Sie organisiert sich in der Regel unter dem Dach einer GmbH, in der die meisten dort beschäftigten Ärzte angestellt sind. Viele von ihnen werden erstmals erfahren, was Geschäftspolitik, Lohnsteuerkarte, Tarifurlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus Arbeitnehmersicht bedeutet. Für die einen ist das ein guter Tausch, für die anderen ein schwerer Gang in die unternehmerische Unfreiheit.

Nicht wenige Landärzte werden über ihren Schatten als Selbständiger schon deswegen springen, da für sie eine Säule der Altersversorgung wegbricht. Weil es an Medizinern mangelt, die aufs Land ziehen wollen, fehlen die Nachfolger, an die sich die Praxis weiterverkaufen lässt, wenn sie in Ruhestand gehen. Drei von vier Doktors haben darum beim Ärztemonitor 2014 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) angegeben, dass der Praxisverkauf als Altersvorsorge nicht mehr funktioniert. Das ist keine schöne Diagnose.

Auch der Strukturwandel in der Praxenlandschaft vollzieht sich im Hintergrund viel schneller, als er in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Große Pharma- und Klinik-Konzerne wie Fresenius sind dazu übergegangen, zum Beispiel Dialyse-Praxen aufzukaufen; womit Material und Dienstleistung in einer Hand wären. Theoretisch ein Beitrag zur Kostensenkung, praktisch vermutlich der Weg zum Einheitsprodukt.

Lässt sich die Entwicklung noch einmal umkehren? Vermutlich nicht. Aber genauso wie bei der Breitbandverkabelung, die schlechthin derzeit als Qualitätsmerkmal für Standorte im ländlichen Raum gilt, heißt es, aktiv Alternativen zu entwickeln. Dabei sind Kommunen, Kreise und die Unternehmen gefragt, die sich fern der Ballungsräume als Adresse für Leben und Arbeit profilieren wollen. Unter den neuen Vorzeichen ist eine Landarztpraxis ein Beteiligungsmodell. Darüber sollte man nachdenken.    

von Ulrich Pfaffenberger