Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari.
Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”.
Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen!
Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
„Regionalflughäfen rentieren sich nicht.“ Alle Jahre wieder singt einer dieses Lied, um den vermeintlich liederlichen Umgang mit Steuerzahler-Milliarden anzuprangern. Diesmal ist es das Wirtschaftsmagazin Capital, das von 18 kleineren deutschen Flughäfen die Geschäftsberichte für die Jahre 2005 bis 2014 ausgewertet hat. Schlimme Erkenntnis: Es habe kein einziger deutscher Regional-Airport über den Zeitraum von zehn Jahren in der Summe einen Betriebsgewinn erzielt.
Das hat, mit Verlaub gesagt, auch kein einziges Autobahnkreuz. Auch bei den Bahnhöfen im Schienennetz der DB werden wir zuhauf fündig, wenn wir nach defizitären Adressen suchen. Dennoch wird niemand in Frage stellen, dass beide Einrichtungen im Sinne einer volkswirtschaftlichen Daseinsvorsorge gebraucht werden. Die Bilanz einer funktionierenden Infrastruktur findet sich eben nicht ausschließlich in den Büchern von Bahnhöfen, Flughäfen und Straßenmeistereien. Sondern im Soll und Haben der Menschen und Unternehmen, die auf diesen Wegen erfolgreich am Wettbewerb teilhaben.
Das Ärgerliche an solchen „Skandalen“ ist nicht die angeprangerte Verschwendung, sondern dass keiner differenziert hinschaut. In Sachen Luftfahrt gibt es tatsächlich relativ üble Beispiele von Angeboten, die buchstäblich ins Leere führen wie Kassel-Calden. Es gibt unglückliche Beispiele wie Augsburg, das dem Wachstum nicht standhalten konnte und aus dem Flugplan wieder verschwunden ist. Und es gibt Beispiele wie den Allgäu Airport, die zwar hart um ihre Akzeptanz bei den Fluggesellschaften kämpfen müssen, aber ihre Existenzberechtigung jeden Tag nachweisen können.
Das hat unter anderem damit zu tun, dass kurze Reisezeiten für die Fluggäste produktiv sind, lange Reisezeiten mit Anfahrten zu entfernten Drehscheiben wie München oder Zürich aber unproduktiv. Auch für eine aktive Ansiedlungspolitik ist die Nähe zu einem Flughafen ein Pluspunkt in Sachen Standortqualität. Höhere Produktivität und eine wachsende Anzahl von Betrieben und Beschäftigten tragen dafür wieder ihr Scherflein zur Steuerkasse bei. Auch das gehört in eine bilanzielle Betrachtung von Infrastruktur hinein. Weshalb auch unterm Strich die seit 2011 erhobene Luftverkehrssteuer kaum rentabel sein dürfte, die an der Rentabilität zahlreicher Low-Cost-Strecken zehrte. Sie hat keine Verkehre verhindert, sondern nur verlagert – die Ersatz-Infrastruktur und der individuelle Aufwand für den Transfer der Reisenden zu den neuen Abflugpunkten werden mithin teurer.
Was in Memmingen zudem vorbildlich ist: Die Haupt-Nutznießer aus der Wirtschaft beteiligen sich selbst an der Finanzierung des Allgäu Airport und entlasten die öffentliche Hand. Dass sie damit auch anfallende Defizite schultern, zeugt von Verantwortungsbereitschaft. Sowie von dem Willen, das eigene betriebswirtschaftliche Denken mit einem größeren Horizont zu betreiben. Verschwendung sieht anders aus.
von Ulrich Pfaffenberger