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Jeder Kilometer zählt: Conflux will fürs Radfahren bezahlen
Interview

Jeder Kilometer zählt: Conflux will fürs Radfahren bezahlen

Christoph Neumaier beim B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN Stammtisch. Im Hintergrund Robert Freudenreich (secomba) und Prof. Dr. Norbert Gerth (Hochschule Augsburg). Foto: Bernd Jaufmann/vmm wirtschaftsverlag gmbh & co. kg

„Ströme verbinden“ – darauf beruht der Unternehmensname des Gründerteams um Christoph Neumaier und Dang-Khoa Tran. Im Interview erklären sie, um was es bei „Conflux“ geht, warum sie sich nicht von einem positiven Startup-Beispiel inspirieren lassen und woran es bei Augsburgs Fahrradstadt 2020 noch hapert.

B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Was genau ist die Idee von Conflux?

Christoph Neumaier: Unser Ziel ist es, die Planung und Instandhaltung der Infrastruktur in Großstädten zu modernisieren. Da ich selbst leidenschaftlicher Fahrradfahrer bin, kenne ich die Probleme der Straßen – vor allem der Radwege in Städten – nur zu gut. In vielen Fällen sind die Radwege in sehr schlechtem Zustand, haben Schlaglöcher, enden willkürlich mitten in der Straße oder sind überhaupt nicht vorhanden. Diese Probleme möchten wir mit den Städten und den Fahrradfahrern lösen.

Und wie?

Unser Konzept besteht darin, Fahrradfahrer für jeden gefahrenen Kilometer zu bezahlen. Im Gegenzug zeichnen sie ihre gefahrenen Strecken mit unserer Smartphone App auf. Diese Daten stellen wir Städten zur Verfügung, die erstmalig die Möglichkeit bekommen, ihre Infrastruktur anhand des tatsächlichen Bedarfs zu planen. Sie können ganz transparent nachvollziehen, wo Verbesserung oder ein Ausbau notwendig sind. Der Zugang zu den Daten ist für die Stadt kostenpflichtig, wodurch wir die Kilometergelder der Fahrradfahrer finanzieren.

So geben wir auf der einen Seite Fahrradfahrern eine zusätzliche Motivation, ihre Fahrräder zu nutzen. Aber auch vorher weniger motivierte Bürger wollen wir das Fahrrad als echte Alternative näherbringen. Auf der anderen Seite helfen wir Städten bei der Verbesserung ihrer Infrastruktur und unterstützen bei der Kommunikation mit den Bürgern.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Unsere Idee entstand 2018 beim „Mobility of the Future“ Hackathon in Brüssel, bei dem wir als Team von vier Freunden teilgenommen haben. Die Flämische Regierung hat dort die Herausforderung gestellt, mehr Menschen zum Fahrradfahren zu bringen und die Infrastruktur für sie langfristig zu verbessern. In den zwei Tagen haben wir uns die Nächte um die Ohren geschlagen und ein Konzept entwickelt, um beide Anforderung zu erfüllen. Wir konnten uns bei den finalen Pitches durchsetzen und die Jury von unserer Idee überzeugen.

Was hat euch zum Gründen bewegt?

Für mich persönlich stand schon seit langem fest, dass mein Weg mich in die Selbstständigkeit führen wird. Ich wollte schon immer eher für meine eigenen Ziele arbeiten, als für die eines Konzerns. Für Khoa war dieser Weg zunächst nicht ganz so eindeutig. Als wir die Idee immer konkreter formulierten, war aber auch er von der Gründung begeistert. Für ihn war auch entscheidend, dass wir uns bereits kannten und somit schon sehr genau wussten, wie wir beide ticken.

Woher weiß man, dass man gut zusammenarbeiten wird?

Unserer Meinung nach, gibt es dafür keine allgemeingültige Antwort. Khoa und ich haben uns von Anfang an sowohl auf einer persönlichen, als auch auf der professionellen Eben hervorragend verstanden. Bei uns beiden läuft es letztendlich auf die gegenseitige Gewissheit raus, dass wir uns nicht Zuckerberg’n (Geschichte zwischen Mark Zuckerberg und den Winklevoss Brüdern bei der Gründung von Facebook).

Habt ihr ein Startup, das euch besonders inspiriert?

Keines, dass uns als positives Beispiel inspiriert hat. Vielmehr haben wir uns von denjenigen beeinflussen lassen, die gezeigt haben, wie es nicht geht. Vor allem die Anfangsgeschichte von Facebook hat uns gegenseitige Loyalität und Integrität gelehrt. Wir sind der Meinung, dass man aus Misserfolgen mehr Wissen ziehen kann, als aus allem Anderen.

Was habt ihr von „Augsburg gründet!“ mitgenommen?

Es für uns eine hervorragende Chance, Augsburg unsere Idee und unsere Begeisterung für unser Vorhaben zu präsentieren. Wir konnten neue Kontakte knüpfen und Feedback einholen. Primär war die Veranstaltung für uns eine Motivations-Spritze. Wir haben viel Zuspruch von Fahrradfahrern und Bürgern bekommen. Am wichtigsten für uns war jedoch, in den Köpfen der Menschen präsent zu sein und die Aufmerksamkeit für unsere Ziele zu erhöhen.

Dang-Khoa Tran (l.) und Christoph Neumaier (r.) mit Christoph Bichlmeier von HSA_digit (m.) auf Augsburg gründet! 2019. Foto: Iris Zeilnhofer/B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN

Wie seht ihr die Startup-Szene Augsburg?

Als 2018 in uns die Idee reifte, uns selbstständig zu machen, mussten wir erst einmal Ansatzpunkte in Augsburg suchen. An der Hochschule Augsburg wurden wir schnell fündig, wo das HSA_digit Team genau die richtige Unterstützung für uns war.

In den vergangenen Jahren hat sich sehr viel getan in Augsburg. Veranstaltungen wie „Augsburg gründet!“ oder das Rocketeer Festival geben der Thematik eine ganz neue Plattform. Initiativen wie das Inkubatoren Programm der Hochschule ermöglichen es Teams wie uns, voran zu kommen. Wir denken, dass sich die Gründer-Szene in Augsburg nicht vor München oder Berlin verstecken muss.

Augsburg will 2020 Fahrradstadt sein. Wie gut seht ihr diesen Plan umgesetzt?

Unserer Meinung nach ist es genau der richtige Weg, mehr Augenmerk auf Fahrradfahrer zu legen. Diese sind für die Mobilität unverzichtbar – jetzt und vor allem in der Zukunft. Augsburg hat hierzu schon einige gute Initiativen ins Rollen gebracht, wie die Augsburger Radlnacht.

Wir sehen aber noch ungenutztes Potenzial, vor allem im direkten Austausch mit Fahrradfahrern. Bei manchen Umsetzungen in Folge der Fahrradstadt 2020 hat sich leider gezeigt, dass sie doch nicht den erwünschten Mehrwert für den Fahrradfahrer erbracht haben. Genau hier wollen wir eine Win-win Situation für beide Seiten erzeugen.

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