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Die Augsburger Gastronomen fordern einen Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch eine klare Perspektive für ihre Branche. Die Situation sei besorgniserregend. Unterstützung erhalten sie dabei von TV-Koch Tim Mälzer.
Zwei Jahre Pandemie haben tiefe Spuren in der Gastronomie hinterlassen. Über die schwierige Lage ihrer Branche, sprachen die Augsburger Gastronomen am Dienstag im Ratskeller.
Die aktuellen Einschränkungen und Verluste kommen für sie einem Quasi-Lockdown gleich. Die wirtschaftliche Lage sei daher in vielen Betrieben auch in Augsburg desaströs.
„Wir brauchen eine Perspektive. Wir müssen wissen, mit welchen Einschränkungen wir im Herbst zu rechnen haben“, erklärt Dietz. „Über uns schwebt ein Damoklesschwert“, so Torsten Petersen, Geschäftsführer der Enchilada Franchise GmbH.
Die Runde in Augsburg ist eine von vielen Pressekonferenzen die der „Leaders Club" - eine Vereinigung von mehr als 270 Gastronomen deutschlandweit - an diesem Tag in verschiedenen Städten organisiert hat, darunter auch eine im Berliner Reichstag. Dort sprach unter anderem TV-Koch und Gastronom Tim Mälzer: „Die Corona-Pandemie bringt Menschen und Unternehmen völlig unverschuldet ins Wanken. Das ständige Auf und Zu unserer Betriebe verursacht nicht nur immense Kosten, es geht auch hart an unsere Substanz!".
Die Branche wünscht sich nach zwei Jahren Pandemie endlich eine Perspektive. Eine zentrale Forderung ist, die Mehrwertsteuersenkung dauerhaft zu senken – auch für Getränke. Im Sommer 2020 wurde die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants vorübergehend von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Doch diese Regel soll Ende 2022 auslaufen. Zudem fordert der „Leaders Club", dass die Überbrückungshilfe IV nachgeschärft wird. Diese greift erst, wenn der Umsatz um mindestens 30 Prozent eingebrochen ist. Die 30-Prozent-Hürde muss weg", sagt Michael Kuriat, Präsident des deutschen „Leaders Clubs". Auch der Flickenteppich an Corona-Regeln, soll weg. Dieser mache laut Mirko Silz, Chef der Pizzakette L'Osteria, vor allem Systemgastronomen das Leben schwer.
Leo Dietz, der das Peaches, den Mauser-Club und die Großraumdisko Cube im Univiertel betreibt, macht darauf aufmerksam, dass das Gastgewerbe noch Jahre brauchen wird, um sich von der Krise zu erholen. Seine Betriebe standen 2 Jahre lang fast komplett still. Für ihn sei es auch eine „Unverschämtheit“, dass die Nachtgastrobetriebe ohne Beweise und Datengrundlagen als Pandemietreiber stigmatisiert wurden.
Viele Gastronomen haben wegen der Pandemie nicht nur ihre Rücklagen aufgebraucht, sondern auch Kredite aufgenommen. „Wir werden zwei bis drei Jahre brauchen, um den Stand von vor der Pandemie zu haben“, betont der Peaches-Betreiber. „Wir sind schuldenfrei in die Pandemie gestartet, mussten dann aber einen KfW-Kredit aufnehmen. Das ist aus Unternehmersicht ein harter Dämpfer“, berichtet Alexander Vogt, Geschäftsführer der Aposto Augsburg GmbH. Oliver Ganteför vom Ratskeller hat 2020 und 2021 nur 50 Prozent seines normalen Umsatzes erwirtschaftet.
Die Überbrückungshilfe IV sei zwar hilfreich, „aber keiner weiß wirklich, wie viel er am Ende zurückzahlen muss“, berichtet Torsten Petersen. Denn die Bedingungen ändern sich stetig. Auch der Flickenteppich der Corona-Regeln, die in jedem der 16 Bundesländer andere sind, macht vor allem Systemgastronomen das Leben schwer.
Die Augsburger Gastronomen berichten außerdem von Personalmangel. Es sei besonders schwer, gelerntes Personal zu bekommen. Viele haben sich in den vergangenen Monaten neue Stellen gesucht, weil das Kurzarbeitergeld nicht zum Leben reichte. „Es kann nicht sein, dass man hier branchenübergreifende Regelungen beschließt und es die Leute, die am wenigsten verdienen, am härtesten trifft“, betont Christian Ress vom „Bob’s“. Ein Job in der Gastronomie müsse erst wieder attraktiv gemacht werden. Und das sei mit der derzeitigen Perspektivlosigkeit und Unsicherheit nicht möglich, da sind sich alle einig.