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Wer „Monty“, den sechsjährigen Pinto-Wallach, treu hinter seinem Besitzer herlaufen sieht, ahnt nicht, dass das Pferd noch vor einer Stunde unkontrollierbar war. Eine Masterarbeit an der Technischen Universität München-Weihenstephan belegt es jetzt eindeutig: Die gewaltfreie Ausbildungsmethode nach Fred Rai senkt den Anteil von Stresshormonen bei Pferden. Der Student Korbinian Arzberger bestätigt in seiner Masterarbeit die von Pferdepsychologe Fred Rai entwickelte Dominanzarbeit.
Fred Rais Ausbildungsmethode ist effizient und stressfrei
Arzberger ist Student der Agrarwissenschaften an der TUM-Weihenstephan. In seiner mehr als 200 Seiten umfassenden Masterarbeit hat er untersucht, warum die erfolgreiche Ausbildungsmethode nach Fred Rai für Pferde stressarm ist. Angeleitet und betreut wurde diese wissenschaftliche Arbeit von der führenden Verhaltensforscherin für Pferde, Dr. Margit Zeitler-Feicht, von der Uni München-Weihenstephan. Gearbeitet wurde mit zehn Pferden: Arzberger nahm Speichelproben des Pferdes, maß die Herzfrequenz und die Herzfrequenz-Variabilität, also die Veränderung der Zeit zwischen zwei Herzschlägen. Seine Messungen führte er vor der Ausbildung mit Fred Rai, währenddessen, danach und an Ruhetagen durch. Anhand von Videoaufzeichnungen dokumentierte Korbinian Arzberger das Ausdrucksverhalten der Pferde über alle Übungssequenzen – von Entspannung über Aufmerksamkeit, Irritation und Angst bis hin zu Panik. Dies ermöglichte ihm eine Auswertung anhand der Mimik und der Körperhaltung sowie der Stellung des Schweifes und somit eine Einordnung in verschiedene Displays. Das Ergebnis war eindeutig: Jedes Pferd zeigte nach der Dominanzarbeit alle äußeren Anzeichen von Entspanntheit. Abgesichert wurden die Verhaltensbeobachtungen zusätzlich über physiologische Daten. Dazu zählte unter anderem das Speichelkortisol, das als das bekannteste Stresshormon gilt.
Positive Konditionierung mithilfe von Heupellets
Eine vorangegangene Masterarbeit von Franziska Blümel beweist unter lerntheoretischen Gesichtspunkten, wie Fred Rai bei weiteren zehn Pferden im Schnitt in 14,5 Minuten zum Leittier des Pferdes wurde. Die Ausbildungsmethode nach Fred Rai besteht aus einer Abfolge von Übungen. Aneinander gereiht haben sie die Dominanz über das Pferd zum Ziel.Das Pferd lernt zunächst mittels Heupellets den Belohnungs- und Beruhigungston „Hoho“ als Voraussetzung zur positiven Konditionierung. Dass indes auch schnelle Bewegungen keine Gefahr bedeuten müssen, lernt das Pferd im nächsten Schritt. Bei der eigentlichen Dominanzübung werden anschließend zwei entscheidende, gegensätzliche Gefühle beim rangniederen Pferd ausgelöst: Als positives Gefühl „Geborgenheit“ und als negatives Gefühl „Respekt“.
Dominanz ohne Gewaltanwendung
Das Gefühl „Geborgenheit“ wird ausgelöst, wenn das Pferd im Schutz des vor ihm gehenden „Leittieres“ Mensch geführt wird. Dann bleibt der Ausbilder mit dem Rücken direkt vor dem Pferd stehen und fordert es mit einem beherzten Schritt nach hinten auf, auszuweichen. Bleibt das Pferd stur, wird dieser Ungehorsam sofort bestraft: Durch ruckartiges Anheben der Schultern und Ellenbogengelenke in Richtung des Pferdekopfes. Aus Sicht des Pferdes wirkt das so, als würde der Ausbilder mit der Hinterhand ausschlagen. So machen es ranghöhere Tiere ihren Rangniederen gegenüber in der Herde. Sofort wird das Pferd seinen Kopf und seine Maulpartie nach oben in Sicherheit bringen. Weicht das Pferd letztendlich nach einigen Wiederholungen des Wechselspiels der Gefühle „Geborgenheit“ und „Respekt“ freiwillig und ohne Körperkontakt aus, ist die Dominanz erreicht. Jetzt entfernt sich der Ausbilder einige Schritte vom Pferd und schaut es an. Das Pferd wird sofort auf ihn zukommen und seine Nähe suchen, weil es sich bei seinem Leittier sicher und geborgen fühlt. Jedes negative Verhalten wie Beißen, Zwicken oder gar Schlagen nach dem Menschen ist verschwunden. Das liegt daran, dass das Pferd dieses Verhalten in der Herde nur gegenüber den rangniederen Artgenossen zeigen darf.