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Sina Trinkwalder
Alter: 35
Position: Mädchen für alles (Geschäftsführende Gesellschafterin)
Unternehmen: manomama GmbH
Hobby: Musik
B4B SCHWABEN: Frau Trinkwalder, Sie sind Unternehmerin und Geschäftsführerin Ihrer eigenen sozialen Textilfirma manomama GmbH in Augsburg. Was ist das Besondere an Ihrem Unternehmen?
Sina Trinkwalder: Normalerweise führt eine neue Produktidee oder Dienstleistungsidee zur Gründung einer Firma. Bei manomama war und ist der Mensch die Idee für die Unternehmung. Wir beschäftigen Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben. Mit diesen Menschen produzieren wir Textilien, die vom Garn bis zur Naht komplett regional wertgeschöpft und ökologisch sind.
B4B SCHWABEN: Sie bieten Menschen eine Chance, die sonst kaum eine Chance haben. Außerdem können ihre Mitarbeiter selbst entscheiden, wie lange und wie viel sie arbeiten. Wie funktioniert dieses Konzept und warum wird es nicht in anderen Unternehmen durchgesetzt?
Sina Trinkwalder: Das Konzept funktioniert so, wie meine Mitarbeiter es sich wünschen. Gemeinsam gestalten wir unsere Arbeitsumgebung und Arbeitszeiten. Bei manomama hat niemand ein Mitspracherecht, sondern eine Mitsprachepflicht. So stimmen sich die Näherinnen und Näher in den jeweiligen Abteilungen individuell ab, damit jeder einzelne Arbeitsplatz auch vereinbar mit der Familie ist. Warum es bei anderen nicht umgesetzt wird, müssen Sie die anderen Unternehmer fragen.
B4B SCHWABEN: Sie scheuen nicht davor zurück, Politikern Ihre Meinung zu sagen. Herrn Gysi (Die Linke) und Herrn Fricke (FDP) haben Sie Unfähigkeit im Kampf gegen die Altersarmut vorgeworfen. Was wünschen Sie sich von der Politik, was können Politiker besser machen?
Sina Trinkwalder: Ich wünsche mir, dass die Selbstverwaltung von Politikern endlich aufhört und sie sich wieder darauf besinnen, nicht nur zu reden, sondern zu machen. Wir haben große Baustellen in unserem Land, speziell wenn es um die Einführung eines flächendeckenden, branchenunabhängigen Mindestlohns geht, die Abschaffung prekärer Arbeitsverhältnisse wie Leih- und Zeitarbeit sowie Werksverträge. Und nicht zuletzt muss endlich das Rentenproblem angegangen werden. Es kann nicht sein, dass eine Frau, die 20 Jahre Kinder großzog und so zur Zukunft unserer Gesellschaft beitrug, anschließend auch noch arbeiten geht, um dann im Rentenalter zu verhungern. Das ist ein beschämender Zustand für eine solch reiche Gesellschaft wie unsere.
B4B SCHWABEN: Um die Nachhaltigkeit Ihrer Produkte sind Sie eine Kooperation mit dem Bio-Gütesiegel Bioland eingegangen. Der landwirtschaftliche Erzeugerverband steht ursprünglich für hochwertigen und biologischen Ackerbau und artgerechte Tierhaltung. Nach 40 Jahren ging Bioland den historischen Schritt in die Textilbranche – und das gerade mit Ihnen. Wie kam es dazu?
Sina Trinkwalder: Die Kooperation basiert darauf, dass sowohl BIOLAND als auch wir uns der regionalen Wertschöpfungskette verschrieben haben. Darüber hinaus der echten und transparenten Ökologie. Da es gerade im Textilbereich kein ernstzunehmendes Siegel gibt, war dieser Schritt die logische Konsequenz, um dem Verbraucher Orientierung zu schaffen.
B4B SCHWABEN: Im letzten Jahr produzierten Sie rund 8 Millionen ökologische Stofftaschen für die Drogeriekette dm. Welche Großaufträge stehen dieses Jahr noch an?
Sina Trinkwalder: Die Taschenproduktion für dm ist eine dauerhafte, langfristige Kooperation. Zudem konnten wir Edeka Südwest als Taschenkunden gewinnen. Darüber hinaus wird ab November die Jeanskollektion Augschburgdenim auch in über 300 Warenhäusern in Deutschland zu erwerben sein. Nicht zuletzt geht im Oktober unsere neue Kollektion online an den Start.
B4B SCHWABEN: Wie sehen Sie die Entwicklung im textilen Social Business? Gibt es bereits Nachahmer?
Sina Trinkwalder: Zu gerne sähe ich Nachahmer, aber so verrückt, sein gesamtes Vermögen in eine totgeglaubte Branche zu investieren, um mit vermeintlich benachteiligten Menschen Textilien zu produzieren, scheint außer uns keiner. Der Grund liegt auf der Hand: Gerade im Textil kann man sehr schnell sehr reich werden – wenn man in Billiglohnländern produziert. Macht man es so wie wir, bleibt der große monetäre Reichtum aus. Dafür haben über 100 Menschen wieder einen sicheren Arbeitsplatz. Das ist, auch wenn es ein bisschen romantisch klingt, mein wahrer Reichtum.
B4B SCHWABEN: Sie sind nicht nur Geschäftsführerin Ihrer Textilfirma, sondern haben auch noch eine Werbeagentur, die Sie mit Ihrem Mann gegründet haben. Wie kriegen Sie das alles unter?
Sina Trinkwalder: Ich habe die Agentur bereits vor drei Jahren verlassen, als ich manomama gründete. Mein Tag hat auch nur 48 Stunden.
B4B SCHWABEN: In Ihrer Doppelposition sind Sie voll ausgelastet. Wie schaffen Sie es, nach dem harten Arbeitsalltag zu entspannen?
Sina Trinkwalder: manomama ist meine Berufung und ich darf sagen, dass ich nicht mehr arbeiten muss, weil mir das, was ich täglich mache, wahnsinnig viel Spass bereitet. Da muss man sich nicht mehr entspannen.
B4B SCHWABEN: Wie viel Öko haben Sie in Ihrem Haus (Kleidung, Essen usw.)?
Sina Trinkwalder: Ich bin kein Moralapostel. Natürlich sind meine Kleider mittlerweile fast ausschließlich von manomama, wir kochen viel mit regionalen Lebensmitteln, die gerne Bio sein dürfen. Gerade bei Fleisch kommt mir außer Bio nichts auf den Teller. Aber ein gutes Glas Wein kann gerne auch konventionell sein, wenn es regional ist. Also ein Rheingau-Riesling und kein australischer Chardonnay.
B4B SCHWABEN: Wo steht Sina Trinkwalder und das Unternehmen manomama in fünf Jahren?
Sina Trinkwalder: Ich stehe weiterhin mit beiden Beinen am Boden, und manomama wird dort stehen, wo es hingehört: fest verankert in einer fairen Wirtschaft.
B4B SCHWABEN: Mit wem würden Sie gerne einmal eine Woche lang tauschen?
Sina Trinkwalder: Mit niemandem.
B4B SCHWABEN: Ganz spontan in 15 Sekunden: 3 tolle Persönlichkeiten aus Bayerisch-Schwaben?
Sina Trinkwalder: Ich kann Ihnen viel mehr tolle Persönlichkeiten nennen: meine Ladies.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!
Mehr zu der Geschichte von Sina Trinkwalder und ihrem beispielhaften Unternehmen beschreibt die Macherin in ihrem Buch „Wunder muss man selber machen“. Es erscheint am 1. Oktober 2013 in der Verlagsgruppe Droemer-Knaur.