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Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel
Alter: 56
Position: Universitätspräsidentin
Unternehmen: Universität Augsburg
Hobbys: Klavier, Kochen, Gartenarbeit, Lesen
B4B SCHWABEN: Frau Prof. Dr. Doering-Manteuffel, seit 2011 sind Sie Präsidentin der Universität Augsburg. Wie haben Sie sich in einem männerdominierten Umfeld durchgesetzt?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Das waren ganz unterschiedliche Faktoren. Der richtige Moment spielt ebenso eine Rolle wie die Unterstützung durch das persönliche Umfeld. Aber natürlich muss man das auch mit allen Konsequenzen wollen. Ich habe sehr schwierige Verhandlungen erlebt, die am Ende gut ausgingen. Mut und Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen und Durchsetzungskraft sind entscheidend – und ein klarer Kopf, was strategische Ziele und schnelles Kalkulieren angeht. Da darf man sich vom Gegenwind, der unweigerlich kommt, nicht beirren lassen.
B4B SCHWABEN: Welche Ihrer Charaktereigenschaften waren Ihnen auf Ihrem bisherigen Weg besonders hilfreich?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Zuverlässigkeit, Gradlinigkeit, strategisches Denken und Vertrauen in den Rat erfahrener Kolleginnen und Kollegen.
B4B SCHWABEN: Was macht Sie als weibliche Ethnologin besonders geeignet für die Position der Universitätspräsidentin? Wie unterscheiden Sie sich in Ihrer Funktion beispielsweise von einem männlichen Juristen?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Ich erfasse sehr schnell Zusammenhänge auf breiter Basis. Mich interessieren in einem universalen Sinne alle Disziplinen. Ich denke nicht so sehr von den Verfahren und Normen her als von den offenen Möglichkeiten und Gestaltungen. Der Rat von Juristen ist mir aber immer sehr wertvoll.
B4B SCHWABEN: Wie kann man sich den typischen Arbeitstag einer Uni-Präsidentin vorstellen?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Das ist ein sehr langer Tag und geprägt durch Entscheidungen. Ich begegne vielen Menschen mit unterschiedlichen Anliegen. In der Universität fallen täglich Sitzungen an. Ich bin häufig in unserer Münchner Geschäftsstelle oder in den Ministerien und treffe dort Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Derzeit bin ich Gesellschafterin der Bayerischen Patentallianz und der Bayerischen Forschungsallianz sowie des Bayerischen Chemieclusters, das von unserer Service GmbH gehalten wird. Da kommt viel zusammen. Zudem fallen Termine in der Bayerischen Universitätenkonferenz und im Senat der bundesweiten Hochschulrektorenkonferenz an. Der Tag ist also ausgefüllt.
B4B SCHWABEN: Mit welchen beeindruckenden Persönlichkeiten kamen Sie in Ihrer Position bereits in Berührung?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Einer für alle: unser Dienstfahrer Josef Radda, der seit 1970 an der Universität Augsburg ist und buchstäblich die Universität von Beginn an eng begleitet hat. Ohne diese Persönlichkeiten wären wir nicht dahin gekommen, wo wir heute sind. Es stehen immer Menschen hinter den Ideen.
B4B SCHWABEN: Als Präsidentin müssen Sie stets den Überblick über die Dinge behalten, die an Ihrer Universität laufen. Worauf sind Sie besonders stolz?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Dass wir es schaffen, Konflikte in konstruktive Energie umzuwandeln und uns nicht durch Stimmungen beeinflussen zu lassen. Uns geht dadurch nicht allzu viel Zeit für Entscheidungen verloren. Das macht einen Teil der hochdynamischen Entwicklung der Universität aus. Wir haben sehr rasch Zentren und neue Institute gegründet und ich bin weit oben eingestiegen in die Bayerische Hochschulpolitik. Wir entwickeln die Universität mit Augenmaß und denken langfristig über das Tagesgeschehen hinaus.
B4B SCHWABEN: Welche andere Universität besitzt für Sie Vorbildcharakter und warum?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Jede Universität hat heute ein ganz eigenes Profil. Man muss im eigenen Haus entscheiden, wohin der Weg geht. Vorbildcharakter haben für mich alle Universitäten, die ausreichend Stellen vor allem in der Verwaltung zur Verfügung haben um die gewachsenen Aufgaben zu bewältigen. Das klingt zwar nicht sehr aufregend, ist aber essentiell für ein modernes und erfolgsorientiertes Hochschulmanagement.
B4B SCHWABEN: Seit vergangenem Semester gibt es in Bayern keine Studiengebühren mehr. Wie gehen Sie mit dem finanziellen Wegfall um?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Wir kämpfen immer noch um die Dynamisierung der Kompensationsmittel und um die Erhöhung der Grundausstattung der Universitäten. Es muss einfach mehr in Bildung investiert werden als bisher.
B4B SCHWABEN: Sie selbst haben noch nach der alten Studienordnung studiert? Wie beurteilen Sie die Bologna-Reform und die aktuellen Studienbedingungen, insbesondere in Augsburg?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Die Bologna-Reform war und ist für alle Universitäten eine Herausforderung. Sie hat die Rolle der Studierenden und Lehrenden fundamental verändert. Wir müssen noch viel mehr vereinfachen. Der große bürokratische Aufwand kostet alle zu viel Zeit. Ansonsten hat das System auch Vorteile, zum Beispiel in der intensiven Betreuung.
B4B SCHWABEN: Kommen Sie in Ihrer Position selbst überhaupt noch zur Forschung? Oder lässt sich Ethnologie auch mit den Aufgaben einer Uni-Präsidentin einhergehend betreiben?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Mich interessiert ganz generell das Projekt der Moderne. Das bedeutet, dass ich mich andauernd mit den Entwicklungschancen unserer Gesellschaft befasse. In diesem Sinne betreibe ich weiter Forschung und äußere mich dazu auch ab und an in entsprechenden Organen. Derzeit arbeite ich an einem Essayband über meine bisherigen Universitätsreden, in denen ich hochschulpolitische Akzente gesetzt habe. Ich werde unsere eigene Entwicklung vor dem Hintergrund des derzeitigen Hochschulsystems in Deutschland vorstellen.
B4B SCHWABEN: Welcher „banalen“ Tätigkeit gehen Sie in Ihrer Freizeit gerne und häufig nach?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Freizeit gibt es leider so gut wie gar nicht mehr. Aber ich arbeite gern im Garten, spiele Klavier und lese und koche gern.
B4B SCHWABEN: Ihre Promotion (1982) behandelte die Thematik „Motorradgangs“. Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Obwohl man mir auch das nicht ansieht: Ich hatte bereits als junge Frau eine große Begeisterung für den Motorsport, überhaupt für schnelle Motoren.
B4B SCHWABEN: Womit beschäftigen Sie sich derzeit?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Mit dem Thema Sicherheit als gesellschaftliche und staatliche Herausforderung als Teil eines neuen EU-Rahmenprogramms.
B4B SCHWABEN: Wo sehen Sie die Uni Augsburg in fünf Jahren?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Die Medizinfakultät wird das Gepräge der Universität radikal verändern. Unsere Stellung in der Metropolregion wird gewichtiger. Wir werden internationaler sein als jetzt und unsere Profile fortwährend an diese Veränderungen anpassen müssen, welche die gewachsenen Stärken der Universität repräsentieren.
B4B SCHWABEN: Wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Ich werde auf eine spannende Zeit zurückblicken und neue Herausforderungen in der Gestaltung unserer Lebenswelt annehmen.
B4B SCHWABEN: Ganz spontan in 15 Sekunden: Drei tolle Persönlichkeiten aus Bayerisch-Schwaben?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Der Kasper aus der Augsburger Puppenkiste, weil er die Welt stets mit einem Augenzwinkern betrachtet; Bert Brecht, weil er von Augsburg aus große Weltliteratur geschaffen hat; und Jakob Fugger, weil er Mut und Unternehmergeist bewiesen hat und außerdem der Namensgeber für unser Jakob-Fugger-Zentrum für transnationale Studien ist.
B4B SCHWABEN: Können Sie sich einen anderen Beruf als den einer Wissenschaftlerin vorstellen?
Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: Ja, ich wäre auch gern im gestalterisch-künstlerischen Bereich tätig geworden. Meine böhmischen Vorfahren waren Porzellanmaler. Und einer meiner Brüder ist Klavier- und Flügelbauer. Ein feines Kunsthandwerk wäre auch eine schöne Sache.
B4B SCHWABEN: Vielen Dank für das wissenschaftliche Gespräch!